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Montag, 10. April 2017

"The Chosen" von J.R. Ward (engl.)

Auserwählte und Entscheidungen

Die Auserwählte Layla ist nun Mutter von Zwillingen und könnte eigentlich glücklicher nicht sein. Ihre Kinder haben gegen jede Chance die dramatische Frühgeburt überlebt und nicht nur Qhuinn, der leibliche Vater der Beiden, sondern auch sein Mann Blay kümmern sich rührend um die kleine Familie. Leider sehnt sich Layla immer noch verzweifelt nach Xcor, den die Bruderschaft der Black Dagger gefangen hält. Eigentlich wollen sie ihn befragen – und dabei alles andere als zimperlich vorgehen – aber der Mann liegt seit Wochen im Koma. Gerade als er daraus erwacht, überschlagen sich die Ereignisse und nicht nur Layla muss sich entscheiden, welche Prioritäten sie in Zukunft setzten will.

Ich kann „The Chosen“ von J.R. Ward nicht besprechen, ohne zu spoilern, deshalb die Bewertung vorab: Vom mir gibt es solide 4 Punkte und eine Leseempfehlung für Fans. Das Buch gehört in die Reihe und ist ganz sicher nicht schlecht. Allerdings hat es mich nicht so begeistert, wie die letzten Bände.

Wer ein paar Details lesen möchte findet die weiter unten. Ich habe mich wirklich bemüht nicht alles zu verraten, aber „ganz ohne“ ging es diesmal eben nicht.

Ab hier SPOILER möglich:

Damit am Ende das Positive, was ja auch überwiegt, in Erinnerung bleibt, hier zuerst einmal die Kritikpunkte:
Wie immer erzählt J.R. Ward auch in „The Chosen“ nicht nur eine einzige Geschichte, sondern spinnt auch die der anderen Brüder weiter. Normalerweise liebe ich das und es ist für mich nervenzerfetzend, wenn mal wieder mitten in einer spannenden Szene der Fokus verschoben wird. Die Bücher werden damit zum echten Page-Turner. Hier habe ich es manchmal fast mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen, weil … einige Dinge einfach so übertrieben pathetisch dargestellt wurden, dass ich mir nicht mal hypothetisch vorstellen konnte, dass dies nun nicht nur eine Verwicklung auf dem Weg zum HE ist. Und wieso sollte man sich aufregen, wenn`s doch eh am Ende anders kommt …

Wenn man die Serie kennt, wird eigentlich schon im Prolog klar, dass einige alte Feindschaften sich im Laufe der Story wahrscheinlich sowieso in Luft auflösen werden. Wo der Lösungsansatz für die Brüderschaft und die Bastards liegt, ist eigentlich auch offensichtlich.

Wirklich klasse sind die Szenen mit Xcor und Layla, von denen ich mir allerdings viel mehr gewünscht hätte. Xcor ist ein Tortured Hero, wie er im Buche steht, und es ist toll ihn auf den letzten Metern eines Weges zu begleiten, der sich schon in den letzten Büchern abzeichnete. Richtig gut gefallen hat mir auch, wie sich seine Beziehung zu seinen Anhängern und zu Wrath entwickelt. Damit kommen endlich einige neue und sehr interessante Figuren in den Fokus, aus die ich schon länger gespannt war und die Stoff für weitere Geschichten liefern können.

Layla ist – nach Payne – erst die zweite Frau, die die Titelfigur eines der Bücher ist und die erste „Nicht-Kämpferin“, die so in den Mittelpunkt rückt. Phury hat die Auserwählten zwar „befreit“, was sie nun mit ihrer Zukunft machen, müssen sie aber selbst entscheiden. Das ist ein Prozess, den man bei Layla wunderbar mitverfolgen kann. Sie bemerkt nach und nach, dass die Freiheit zu wählen, auch die Gefahr mit sich bringt, Verluste zu erleiden. Sie hasst den Gedanken, dass sie gezwungen ist, sich zwischen ihren Kindern und der Liebe ihres Lebens zu entscheiden. Der bloße Gedanke, Xcor nie wieder sehen zu dürfen, zerreißt sie förmlich. Gibt es wirklich keinen Ausweg aus diesem Dilemma?

Weniger gut hat mir gefallen, was sich Qhuinn leistet, dessen tragische Geschichte man über den ganzen Verlauf der Serie verfolgen konnte und dem man sein Happy End mit Blay wirklich von Herzen gönnt. Die Kinder sind eigentlich das Tüpfelchen auf dem i. Qhuinn scheint sich aber nicht bewusst zu sein, wie zerbrechlich Glück ist. Er hat ohnehin nicht immer die klügsten Entscheidungen getroffen, einer seiner Aussetzer in diesem Buch ist allerdings ein absolutes No-Go und er kommt damit – in meinen Augen – noch viel zu gut davon. Fast bleibt das Gefühl übrig, dass mit dem Gips und der Farbe, die die Folgen seiner kopflosen und hasserfüllten Aktion übertünchen, auch schon wieder alles vergessen ist. Das Layla, die mit ihren eigenen Schuldgefühlen kämpft, ihm verzeiht, ist verständlich. Die anderen Frauen (und Männern) im Haushalt, besonders die mit eigenen Kindern, haben diese Ausrede nicht und gehen doch recht schnell wieder zur Tagesordnung über. Das kann und will ich mir so eigentlich nicht vorstellen.

Am Anfang gibt es außerdem einige Szenen mit Thor, der auch gegen Ende noch einmal eine wichtige Rolle spielt. (Warum? Wie gesagt, wer die Serie kennt, kommt schnell dahinter …) Die Art und Weise, wie er sich mit dem Verlust von Wellsie auseinandergesetzt hat, mag man, oder man mag sie eben nicht. Natürlich heilt auch eine neue Liebe diese alte Wunden und seine Trauer nicht, allerdings dachte ich eigentlich nicht, dass Thor immer noch auf einem so schmalen Grad wandert.

Throe dagegen ist ja immer noch auf der Flucht vor den Black Daggern, lässt es sich dabei aber vergleichsweise gut gehen. Zumindest bis er ein geheimnisvolles Artefakt findet, dass eine sehr, sehr merkwürdige Auswirkung auf ihn hat. Anscheinend wird er gerade als der neue „Böse“ aufgebaut. So richtig ernst nehmen kann ich ihn aber irgendwie (noch) nicht. Dazu fehlt ihm das Charisma, das man bei seinem ehemaliger „Boss“ Xcor von der ersten Sekunde an spürte.

Die anderen Handlungsfäden werden diesmal eher knapp angerissen.
Assasil kämpft weiterhin mit den Dämonen, die die Folgen seiner Sucht sind. Trez erlebt eine riesige Überraschung. Und Vishous …
Hm. Was der gerade so denkt, hat mich wirklich überrascht. Trotzdem war es klasse, mal wieder ein wenig mehr von dem absolut coolsten der Brüder zu lesen.
Während die anderen Jungs recht kurz kommen, haben die Mädels diesmal einen starken Auftritt und machen sogar vor Wrath keinen Rückzieher mit ihren Forderungen.

Zum Abschluss: Ich hätte in dem Buch gerne mehr von Layla und Xcor als Paar gelesen, weil sie beiden eine unheimlich interessante Beziehung haben, in der ein überraschendes Kräftegleichgewicht herrscht. Außerdem kommen mir die anderen „Bastards“ ein wenig zu kurz.

Zwei weiter interessante Stränge aus den letzten Büchern werden gar nicht oder so gut wie gar nicht aufgegriffen: Was ist denn nun aus dem geretteten Blutsklaven geworden? Und wann erfährt man mehr über Jo?

Ansonsten ist dies eine solide und spannende Geschichte aus dem mittlerweile riesigen „Black Dagger – Universum“, die wirklich zu empfehlen ist, auch wenn sie nicht unbedingt das Highlight der großartigen Serie darstellt. Aber schließlich liegt die Latte auch ziemlich hoch, oder?

Wie allen Bücher bisher macht auch „The Chosen“ auf jeden Fall Lust darauf, nicht nur eine, sondern eine ganze Menge weiterer Geschichten rund um die Bruderschaft der Black Dagger und den Blinden König zu lesen.


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- "The Chosen“ 

Als letztes auf Deutsch erschienen sind:
- "Krieger im Schatten" (Band 27)
- "Ewig geliebt" (Band 28)

P.S.: Es gibt das Buch aktuell in zwei Ausgaben. Die verlinkte ist preiswerter, darunter stehen aber einige Rezis, die gar nicht zu dem Buch, sondern zu dem Kompendium gehören, das J.R. Ward vor ein paar Jahren herausgegeben hat. Also nicht irritieren lassen ...

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

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