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Sonntag, 16. März 2014

"Die Gefährtin des Jaguars" von Jennifer Ashley

Spannend, sexy und knallhart

Den Gestaltwandlern ("Shifter") in Jennifer Ashlesy's Serie "Shifters unbound" ist ihr "Outing" nicht sehr gut bekommen: Die Menschen haben sie zusammengetrieben und zwingen sie magische Halsbänder zu tragen, die ihre Aggressionen unterdrücken sollen. Darunter fallen auch die Rangkämpfe, die in ihrer Natur liegen. Als Bürger zweiter Klasse leben sie am Rande der Städte in sogenannten Shiftertowns, eigenen Ghettos, und werden von den Menschen verachtet.
Die Shifter haben sich allerdings ihre Identität bewahrt. Unbemerkt von den Menschen existiert eine Parallelgesellschaft mit eigenen Regeln. Langsam werden die Shifter stärker. Trotz oder wegen der Unterdrückung haben sie gelernt, zusammen zu halten, statt gegen einander zu kämpfen. Aber nicht alle finden diese neue Einigkeit gut: Einige der Gestaltwandler sind dafür, die "alten Sitten" wieder ein zu führen, die von einer einzigen Regel beherrscht wurden: Dem gnadenlosen Gesetz des Stärkeren, geschrieben im Blut der Besiegten.

An dieser Stelle setzt auch mit "Die Gefährtin des Jaguars" die Geschichte von Spike und Myka ein:
Spike ist zwar ein hochrangiges Mitglied der Gemeinschaft, aber Liam, sein Anführer, vertraut ihm noch nicht wirklich, weil sie sich erst relativ kurze Zeit kennen. Liam steht für eine gemäßigte Politik und versucht verschiedene Clans möglichst friedlich zu einigen, um sie so alle zu stärken. Entsprechend braucht er zwar Kämpfer wie Spike, setzt sie aber nur selten ein.
Spike lebt seine angeborene Aggressivität in halb legalen Kampfclubs aus. Dort holt ihn die Vergangenheit gleich von zwei Seiten ein: Zuerst erfährt er von der hübschen Myka, dass er Vater eines Sohnes ist, um den er sich in Zukunft kümmern muss, weil dessen Mutter im Sterben liegt, dann taucht ein alter Bekannter bei ihn auf und will ihn für eine hinterhältige Intrige gegen Liam gewinnen.
Spike ist ratlos: Was ist das Beste für die Zukunft seines Sohnes und wie soll er mit den Gefühlen umgehen, die Myka unerwartet in ihm wachsen lässt?

Zuerst war ich irritiert, warum die Serie, die im Englischen mittlerweil zehn Teile umfasst, nicht in der richtigen Reihenfolge veröffentlicht wird. "Die Gefährtin des Jaguars" ist nämlich vom zeitlichen Ablauf her die fünfte Geschichte. Aber "Hard Mated", wie die Story im Englischen heißt, ist eine außerordentlich kluge Wahl, um richtig neugierig auf die Serie zu machen: Die Eigenheiten der Shifter, ihre Stärken und Schwächen, sind klar heraus gearbeitet. Man versteht die grundsätzliche Problematik ihrer Lebensweise am Rande der Gesellschaft, ohne dass im Detail darauf eingegangen wird, wie es dazu gekommen ist und man lernt eine Menge der wichtigsten Charaktere der Serie kennen, so dass man neugierig auf deren eigene Geschichten wird.

Wenn es in Urban Fantasy Romanen um Gestaltwandler geht, komme ich nicht darum herum, sie mit Nalini Singh zu vergleichen, die für mich persönlich in dieser Beziehung das Maß der Dinge ist. Umso erfreutet habe ich festgestellt, dass die Shifter die Gegenüberstellung nicht zu scheuen brauchen: Jennifer Ashley hat eine interessante Welt für ihre Gestaltwandler geschaffen. Die Jungs (und Mädels) haben es deutlich schwerer und sind entsprechend rauher und ungeschliffener, als die Changelings ocn Nalini Singh. Aber sie sind trotzdem auch klasse! Spike und seine innerern und tatsächlichen Kämpfe um seine Zukunft sind mitreißend und nach vollziehbar geschildert. Man spürt seine Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit und verfolgt dann gespannt, wie er mit Jourdan und Myka plötzlich etwas findet, das seinem Leben Sinn und Ziel gibt.

Ich bin richtig begeistert und hoffe darauf, dass die komplette Serie möglichst rasch übersetzt wird. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 Punkte und eine Leseempfehlung.
Nur zur Warnung: Ich war schon nach der ersten Seite süchtig...

Zur Info hier noch ein Überlick über die bereits erschienenen Titel der Serie. Warum sie so merkwürdig nummeriert ist, weiß ich nicht. Die Zahlen stammen von der homepage der Autorin:



Shifters unbound Reihenfolge:
1.
Pride Mates (Liam + Kim)
2. Primal Bonds (Sean + Andrea)
2,5. Bodyguard (Ronan + Jennifer); deutsch: "Bodyguard: Unter dem Schutz des Bären"
3.
Wild Cat (Diego + Cassidy)
3,5. Hard Mated (Spike + Myka); deutsch: "Die Gefährtin des Jaguars"
4.
Mate Claimed (Eric + Iona)
4,5. Lone Wolf (Ellison + Maria)
5. Tiger Magic (Tiger + Carly)
5,5. Feral Heat (Jace + Deni)
6. Wild Wolf (Graham + Misty)

6,5 Bear Attraktion (Walker + Rebecca)
7. Mate Bond (???) (erscheint im April 2015)

Kurzgeschichten:
- Perfect Mate (auch in "Unbound") (Cormac + Nell)
- Shifters Made Perquel (Niall + Alanna)



Tipp: Das "Shifters Unbound Boxed set" enthält die Storys "Bodyguard", "Hard Mated" und "Shifters Made". Da die Amerikaner keiner Buchpreisbindung kennen, lohnt sich der Preisvergleich. Das ist meist billiger als die Einzelbände, aber nicht immer.


Bildquelle: amazon
# Die Rezension enthält Werbelinks.

Mittwoch, 12. März 2014

"Engelslied" von Nalini Singh



Blutige Schlachten und zärtliche Szenen

In dem mittlerweile sechsten Band über die "Gilde der Jäger" wendet sich Nalini Singh nach zwei Büchern über Mitglieder der "Sieben" wieder in erster Linie Raphael und Elena, ihrer Beziehung und den Ereignissen im "Kader der Zehn" zu.

Natürlich haben auch die "Sieben" alle kurze oder längere Auftritte, denn Raphael muss sich auf einen Krieg vorbereiten: Eine zunächst unbekannte Kraft greift ihn aus dem Verborgenen hinterhältig an. Mitten im Zentrum seiner Macht fallen Engel vom Himmel und tränken die Straßen mit Blut. Die gesamte Welt hält entsetzt den Atem an.
Aber der Erzengel darf keine Schwäche zeigen. Während er und seine geliebte Elena alles tun, um nach außen Stärke zu demonstrieren, arbeiten sie im Geheimen an Strategien und Bündnissen, die ihr Territorium und die Menschen, Vampire und Engel darin schützen sollen.
Die Unsterblichkeit erweist sich wieder einmal als sehr relativ, den nicht nur die Engel sind gefährdet, auch die Vampire haben mit einer Bedrohung zu kämpfen. Ihre Selbstheilungskräfte versagen plötzlich gegenüber einer bisher unbekannten Krankheit. Keir, der Heiler, vermutet, dass sie nicht auf eine natürliche Ursache zurück geht, sondern speziell entwickelt wurde.
Alle Zeichen stehen also auf Sturm! Oder hat das Alles doch nur mit der "Kaskade", einem periodische auftretenden Phänomen, zu tun, in dem sich nicht nur die Kräfte der Erzengel weiter entwickeln?

Die Faszination des Buches liegt aber nicht nur in der spannenden Geschichte. Nalini Singh schafft es auf ihre einzigartige Weise mit ihren Worten nicht nur fantastische, wunderschöne, eindringliche Bilder zu malen, sie spricht gerade in den "Gilde"-Büchern wirklich alle Sinne an: Wenn sie das herbstliche Manhattan beschreibt, glaubt man, den Verkehrslärm zu hören, die blitzenden Lichter der Häuser vor dem stürmischen Horizont zu sehen und den Schnee in der Luft zu riechen.

Die Beschreibung der Gefühle ist genauso intensiv und geht entsprechend tief unter die Haut. Die Liebe zwischen Raphael und Elena ist in jedem der Worte zu spüren und wenn die Beiden miteinander "tanzen", findet sie ihren Ausdruck in einer sinnlichen Erotik, die einem den Atem nimmt.
Besonders berührt hat mich auch die Beschreibung von Elenas Sorgen: Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater macht sie besonders anfällig für Verlustängste, egal, ob es dabei darum geht, ihren geliebten Erzengel zu enttäuschen und dann mit leerem Herzen zurück zu bleiben, oder um die verzweifelte Überlegung, dass ihre Unsterblichkeit sie irgendwann einmal ohne ihre (sterblichen) besten Freunde aus der Gilde zurücklassen wird...
Aufgewogen werde die ernsten Momente im Buch (und davon gibt es viele, dass hier ist nix für schwache Nerven) von Szenen voller Sinnlichkeit, aber auch von solchen, die auf unterschiedliche Weise pure, ursprüngliche Lebensfreude zum Ausdruck bringen: Das Bild von Ransom und Elena und ihrer wilden Fahrt auf dem Motorrad werde ich bestimmt nie vergessen.

Das Kernthema des Buches ist für mich Liebe, Freundschaft und Sorge für die Wesen, die einem am Herzen liegen. Raphaels und vor allem auch Elenas Gedanken drehen sich immer wieder darum: Ihre tiefe Liebe für einander, aber auch dass, was sie für andere empfinden, schwächt und stärkt sie gleichermaßen. Es macht sie angreifbar und verletzlich, weil die Menschen (Vampire, Engel) ihnen so nahe stehen und es macht sie gleichzeitig gefährlicher, weil sie mit allen Mitteln und ohne etwas zurück zu halten, für ihre Leute kämpfen.

Fazit: Ich könnte noch seitenweise weiter schwärmen, weil ich wirklich begeistert bin. Von mir erhält "Engelslied" mindestens 5 Punkte und eine Leseempehlung. Auch nach über 560 eng beschriebenen Taschenbuchseiten habe ich noch nicht genug davon.

Fairerweise muss ich aber eines anmerken: Man wird dieses Buch vermutlich nur wirklich lieben, wenn man (wie ich) detailreichen und sinnlichen Bilder genießt, die Nalini Singh hier zu Papier bringt und es mag, dass sich eine Geschichte und die Personen darin langsam, Stück für Stück, weiter entwickeln. Die wunderschönen Szenen mit Aodhan, der sich langsam öffnet, mit Illium, der allmählich durch seine Liebe zu Elena heilt, aber auch mit Sara, Ransom und den anderen Jägern, machen für mich den besonderen Reiz dieser Geschichte aus. Sie gehören aber nicht nur in das Buch, sondern vor allem auch in die übergreifende Rahmenhandlung.

Wer eine Story sucht, in der sich knallharte Action-Szenen (die auch nicht fehlen!) dicht an dicht reihen, ist hier nicht ganz richtig. Allen anderen sollten sich darauf freuen, wieder einmal in die Welt der Erzengel einzutauchen und alles um sich herum für eine ganze Weile zu vergessen.

P.S.: Schlaf wird überbewertet. Ich glaube das sagt Elena ziemlich am Anfang. Es kann aber auch Ra
nsom gewesen sein. Ich habe da auf diese weisen Worte noch nicht so richtig geachtet...

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.