Dieses Blog durchsuchen

Montag, 15. Januar 2018

"Der Weg des Fuchses" von Rose Lee Wayne

Kinky ...

Ken Takura kann sich eigentlich alles leisten, was er möchte, auch wenn er sein Geld nicht immer auf legalem Weg verdient hat. Die amerikanische Staatsbürgerschaft kann man allerdings nicht so leicht kaufen, deshalb kommt er auf die Idee mit einer Amerikanerin eine Scheinehe auf Zeit einzugehen. Der Spieler Richard Jordan hat Schulden bei Ken und eine hübsche, junge Tochter …
Jasmine ist zunächst stinksauer auf ihren Vater und den eiskalten Yakusa-Boss, die sie vor eine unmögliche Wahl stellen. Allerdings ist sie realistisch genug, zu begreifen, dass es ein gutes Geschäft ist, wenn zwei Jahre Ehe ihren Vater von seinen Schulden befreien und sie mit einer mehr als großzügigen Abfindung zurücklassen. Entschlossen, aus der Situation das Beste zu machen, muss sich Jasmine bald fragen, ob sie tatsächlich nur ein Vertrag an Ken bindet, oder ob doch Gefühle im Spiel sind. Wird er sie kampflos wieder gehen lassen und – viel wichtiger – will sie das überhaupt?

Mit „Der Weg des Fuchses“ schlägt eine bekannte Autorin unter dem neuen Pseudonym Rose Lee Wayne einen etwas anderen Weg ein. Die Story ist nicht unbedingt Mainstream, dafür punktet sie mit eigenwilligen und interessanten Charakteren, die ihren ganz eigenen Weg gehen. Jasmine ist kein verhuschtes Mäuschen, sondern eine kluge, selbstbewusste junge Frau. Ken ist davon manchmal amüsiert, manchmal irritiert und zunehmend fasziniert. Mehr und mehr erkennt er in Jasmine die starke und kluge Partnerin, die er sich immer gewünscht hat.
Ziemlich heiß wird es, als sich die beiden ihren jeweiligen Kink gestehen. Was der coole Tätowierer Ryan damit zu tun hat, sollte jeder für sich selbst herausfinden.

Der Weg des Fuchses“ spart nicht mit expliziten Szenen, denen es aber nie an Sinnlichkeit fehlt. Ken und Jasmine haben mal harten und leidenschaftlichen Sex miteinander, mal zärtlichen. Die M/F/M-Szene ist überraschend anders und dabei ziemlich heiß.
Besonders gefällt mir, dass alle drei sich nicht um Konventionen scheren. Sie stehen offen zu ihren Neigungen und machen, was für sie selbst das Richtige ist.

Fazit: Macht definitiv Lust auf mehr. Deshalb 5 Punkte und eine Leseempfehlung.


P.S.: Wer sich am Ende des Buchs das kleine Give-Away sichert, dem erschließt sich auch, unter welchem Namen die Autorin sonst noch veröffentlicht. ;)

Haben wollen?
 Hier kann man das Buch von Rose Lee Wayne kaufen:
- "Der Weg des Fuchses(Ken, Jasmine und Ryan)
- "Die neun Leben des Löwen(Ryan, Ruslan und Maggie)

Übrigens hat "Der Weg des Fuchses" ein neues Cover, das mir sehr gut gefällt und außerdem perfekt zu dem des zweiten Bandes der Serie passt.


Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

Sonntag, 14. Januar 2018

"Immer die richtigen Worte" von Melanie Hinz

Whats-App und das wahre Leben …
... sind zwar scheinbar nicht mehr zu trennen, aber eben doch nicht das gleiche.

Normalerweise beginne ich eine Buchbesprechung mit einer kurzen Inhaltsangabe der Geschichte. Die ähnelt manchmal dem Klappentext, manchmal hat mich aber etwas in dem Buch sehr berührt, auf das ich gesondert eingehe oder es zumindest andeute. Hier also geht es um die geschiedene Cara, die über eine Dating-App den noch nicht geschiedenen Noah kennenlernt und sich – obwohl sie sich zunächst nur virtuell „treffen“ mehr und mehr in ihn verliebt …

Hört sich nicht schlecht an und Romane von Melanie Hinz kaufe ich persönlich „blind“, d.h. ohne auch vorher nur in die Leseprobe rein zu schauen – wobei ich bisher noch nie enttäuscht worden bin. Melanie Hinz hat einen einzigartigen, unheimlich lebendigen Erzählstil, der es mir unmöglich macht, ihre Bücher und Geschichten aus der Hand zu legen, nachdem ich den ersten Satz gelesen habe. Ihre Charaktere wirken so echt, dass ich mich immer wieder daran erinnern muss, dass sie (vermutlich, ich bin wirklich nicht zu 100% sicher!) nicht wirklich in Mönchengladbach leben.

Leider, leider ist das in "Immer die richtigen Worte" ganz anders. Möglicherweise ist es realistischer als alle anderen zusammen aber – zumindest für mich – funktioniert es einfach nicht.

Dabei hat mich die Idee zunächst fasziniert: Die Geschichte von Cara und Noah wird von ihnen selbst und mit ihren eigenen Worten erzählt, indem man als Leser die Texte mitverfolgen kann, die sich die beiden per Whats-App schicken. Näher kann man doch nicht an einem Paar dran sein, oder?

Leider doch. Whats-App ist eben doch nicht das wahre Leben und auch wenn man so Freundschaften pflegen und sich sogar verlieben kann, so springt doch für einen Außenstehenden bei den privaten Konversationen der beiden das Kopfkino nur zögerlich an. Als Leser darf man keine einzige Situation „direkt“ miterleben, bei Telefonaten und Treffen in der Realität ist man außen vor. So etwa bekommt man immer nur mit, wenn die beiden sich verabreden, oder hinterher darüber reden. Oder halt auch nicht. Manche Konversation wird per Whats-App begonnen und dann – wahrscheinlich, man weiß es nicht – im wahren Leben beendet, bei anderen Gesprächen ist es genau anders herum.

Vor allem gestört hat mich aber, dass der Roman in dieser Form eigentlich nur … naja … ich nenne es mal „den Intellekt“ anspricht. Gefühle drücken sich eben nicht nur in Worten aus, die jemand in sein Handy tippt, vielleicht noch mal löscht und neu formuliert, damit es sich besser anhört und danach schnell noch die Rechtschreibung kontrolliert. Worauf ich hinauswill: Es liegt ein deutlicher Filter zwischen dem Geschehen und dem was man liest. Der verhindert – zumindest bei mir – dass der Funke überspringt und das Kopfkino bunte, lebendige Bilder liefert. Wenn Menschen sich treffen und miteinander kommunizieren, spielen Körpersprache, Blicke, Gesten, die Stimme eine ebenso große Rolle (wenn nicht eine größer), wie das Gesagte. Zu einer dichten Atmosphäre gehört dazu, dass man sich die Umgebung vorstellen kann, den Geruch und die Temperatur.

Wenn Cara (sinngemäß) schreibt „Es ist kalt.“, löst dass beim Lesen keine großen Emotionen aus. Nicht umsonst heißt die goldene Regel für eine gelungene Geschichte normalerweise „Show, don’t tell!“. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies in einem „Whats-App“ Roman kaum möglich ist.

Das gilt besonders für die Stellen eines Romans, die Melanie Hinz normalerweise besonders gut beherrscht: Sie schreibt kochendheiße Erotikszenen so gut wie nur wenige andere Autoren. Wenn Cara und Noah tippen „Ich mastrubiere“ oder im Roman steht „Anhang gesendet“ ist das einfach nicht das gleiche, wie eine offenherzige Beschreibung. Übrigens wird meist nur vage angedeutet, was die beiden da an Bildern hin und her schicken, das kann (muss?) sich der Leser also selbst zusammenreimen.

Der Natur der Sache folgend, gewinnen die Nebenfiguren in der Story kaum Profil. Die meisten haben noch nicht mal Namen und entsprechend kam die Wendung zum Schluss und deren Auflösung für mich völlig überraschend.

Mein Fazit: "Immer die richtigen Worte" war für mich eine Art „interessanter Versuch“, der mich allerdings nicht überzeugt hat. Für mich hat das Buch den richtigen Ton nicht getroffen. Die spürbare Distanz, die die Form mit sich bringt, verhindert, dass man völlig in der Handlung versinken kann. Meins ist das leider nicht. Gar nicht.

Ich erwarte trotzdem weiterhin das nächste Buch von Melanie Hinz wieder voller Sehnsucht, empfehle alle - außer diesem einen hier - aus ganzem Herzen und hoffe wirklich, dass es bald wieder eine ihrer wunderbaren, lebendigen, sinnlich-erotischen Geschichten gibt.


Haben wollen? 
 Hier kann man die Bücher von Melanie Hinz kaufen: 
- "Immer die richtigen Worte" (Empfehlung: Zuerst Leseprobe lesen ...)

Uneingeschränkte empfehlen kann ich:
- "Taxiliebe" (Kurzgeschichte, bereits vorher in einer Antho veröffentlicht)
- "Wir könnten Helden sein"
- "Damals, heute und irgendwo dazwischen"
 "Für immer wir" 
- "Liebe bei Nacht"
- "Unvermeidlich"
- "Durch den Sommerregen"
- "Unerwartet"
- "Ungeplant"
- "Nie genug"
- "Eine zweite Chance für den ersten Eindruck"

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.



Dienstag, 9. Januar 2018

"Snowdonia Wolves“ – die Serie" von Sofia Grey (engl.)

In Wales gibt es richtig sexy Wandler !

In Wales leben völlig unerkannt und in friedlicher Koexistenz mit den Menschen Werwölfe. Nein, stimmt eigentlich nicht, da sie nicht an den Mond gebunden sind und sich auch nicht verbreiten, indem sie jemanden beißen. Die „Wandler“ werden so geboren und haben ihre wilde Seite eigentlich sehr gut unter Kontrolle. Allerdings gibt es immer weniger von ihnen …

Mit „Snowdonia Wolves“ legt Sofia Grey eine wirklich angenehm zu lesende Serie von Geschichten unterschiedlicher Länge um die Wandler und ihre Suche nach der großen Liebe vor. Eigentlich ähneln sich die Storys vom Aufbau her sehr und die männlichen Helden sind alle ziemlich vom gleichen Typ. Wer auf lässige, dunkelhaarige Jeanstypen mit tollen Muskeln und strahlend blauen Augen steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Auch wenn sich ein gewisser Deja vu-Effekt einstellt, macht es Spaß die Storys zu lesen. Sie sind lose miteinander verbunden, weil die Jungs halt ein Rudel bilden, man kann jede Geschichte aber auch für sich und in beliebiger Reihenfolge lesen. Ein zentrales Motiv in allen Büchern ist die Fähigkeit der Wandler, ihre wahre Gefährtin in ihren Träumen zu besuchen. Träumen, die sehr real sind, von den Wandlern in gewisser Weise gesteuert werden können und die sich als ein überraschend gutes Mittel zur Verführung herausstellen.

Am besten gefallen haben mir der erste und der dritte Band. „Caging the Wolf“ gibt es zurzeit kostenlos, die perfekte Gelegenheit also reinzuschnuppern und zu sehen, ob der Stil einem gefällt.

Es gibt übrigens in jedem Buch eine recht explizite Szene, manchmal sogar relativ weit vorne. Allerdings sind die Storys ansonsten eher brav und setzen mehr auf Gefühl, als auf Sex.

Hier noch ein paar kurze Infos zu den einzelnen Büchern:

1. "Wolf at the Door"
Die berühmte Rocksängerin Lilian wird von ihrem ebenso berühmten Freund belogen, betrogen und gedemütigt. Verletzt möchte sie für eine Weile aus der Öffentlichkeit verschwinden und landet in eine einsamen Hütte im verschneiten Wales. Als sie einen verletzten „Hund“ aufnimmt, ahnt sie nicht, wen sie sich da ins Haus geholt hat.
Jake erkennt in Lilian sofort seine Gefährtin, allerdings hasst sie Lügner und er hat ein riesiges Geheimnis, von dem er nicht weiß, wie er es offenbaren soll. Was wird sie machen, wenn sie herausfindet, dass ihr neuer „Hund“ manchmal ein attraktiver Kerl ist und sie in ihren Träumen besuchen kann.

Der erste Band hat mir so gut gefallen, weil Jake und Lilian ein tolles Paar sind, dem man die Entwicklung zueinander hin gerne abnimmt. Zwar kommt Lilians betrügerischer Ex ziemlich klischeehaft daher, allerdings hat die Story auch nur 147 Seiten. Darin macht es mehr Spaß, sexy Jake anzuschmachten und ihm bei seinen Versuchen, die kapriziöse Lilian für sich zu gewinnen, die Daumen zu drücken, als die Tiefen einer Nebenfigur zu ergründen ...

Abgerundet wird die Story mit einigen echt witzigen Szenen. Es ist gar nicht so einfach, eine Frau im echten Leben zu beeindrucken, wenn man dort auf vier Pfoten rumläuft und nur in ihren Träumen mit ihr reden darf …

Fazit: Netter Lesesnack für einen gemütlichen Nachmittag.

2. "A Handful of Wolf"
Sasha hat sich eine Auszeit in gegönnt, bevor er nach dem Studium mit seinem ersten „richtigen“ Job anfängt. Das Geld dazu verdient er sich, indem er unterwegs auf dem Bau arbeitet. Seine Zeit in Neuseeland ist fast zu Ende, als er Megan kennenlernt und sich – zu seiner eigenen Überraschung Hals über Kopf in sie verliebt. Allerdings scheint alles gegen diese Beziehung zu sprechen: Megans reiche Familie lehnt Sasha ab, weil er als einfacher Bauarbeiter jobbt; die anderen Wandler sind besorgt, weil ihr Vater ein bekannter Politiker ist und Aufmerksamkeit auf die Wölfe ziehen könnte und irgendjemand bedroht Megan …
Darüber vergisst Sasha völlig eine kindische Wette, die er mit seinem Kumpel abgeschlossen hat und ahnt nicht, was in Megan vorgeht, als sie davon erfährt.

A Handful of Wolf“ ist deutlich länger als der erste Band der Serie (und kostet auch mehr). Ich mochte die Story sehr und habe sie gerne gelesen, allerdings hat sie mich am Ende ein wenig unzufrieden zurückgelassen. Es werden viele Handlungsstränge angerissen, die für mich irgendwie offen bleiben und auch in den beiden nächsten Bänden der Serie (noch?) nicht wieder aufgriffen werden. Auch wenn Sasha und Megan ein ebenso tolles Paar sind und man ihr Zuneigung wirklich spüren kann, so kam mir die Story doch am Ende ein wenig „unrund“ vor. Ja, es gibt ein HE (Das ist kein Spoiler, schließlich ist das hier eine Romanze, da erwartet man so was!), aber zu viele Dinge bleiben einfach in der Luft hängen und die beiden agieren manchmal sehr … sprunghaft.

;) Allerdings sind Sasha und Megan auch noch relativ jung.

Richtig schade finde ich übrigens, dass Connor, der etwas grantig wirkende Alpha der Neuseeländer Wölfe noch keine eigene Geschichte hat, worauf ein kleine Ausblick am Ende des Buches hoffen ließ.

3. "Caging the Wolf"
Jessie ist eigentlich schon auf dem Weg zurück nach England, ihre Zeit in Neuseeland ist vorbei, als sie aus einem Impuls heraus einen Hund rettet. Fast gleichzeitig lernt sie ihren absoluten Traum-Mann kennen – allerdings auch nur in ihren Träumen. Oder?

Dieser Shorty ist witzig, sexy und macht einfach nur Spaß. Absolute Leseempfehlung!

4. "Dreaming of a Wolf"

Olivia glaubt schon fast, wie würde verrückt werden. Ihr Verlobter ist tot, sie hat ihn beerdigen müssen und doch spricht er in ihren Träumen mit ihr. Was steckt dahinter?

Mit „Dreaming of a Wolf“ fügt sich eine Kurzgeschichte in die „Snowdonia Wolves“ Serie ein, die aufgrund der Thematik erheblich ernster und viel weniger lustig als die Vorgängerbande. Sie ist übrigens auch spannender, weil man spürt, dass Olivia die Zeit davonrennt, während sie versucht, das Geheimnis um Aluns Verschwinden zu lösen …
Die Story berührt und man kann sie nicht aus der Hand legen, bis man weiß, ob und wie es vielleicht doch noch das scheinbar unmögliche HE für die beiden gibt.

Haben wollen? 

 Hier kann man die Bücher von Sofia Grey kaufen: 

Snowdonia Wolves:
- "Wolf at the Door" (Band 1, Jake und Lilian)
"A Handful of Wolf" (Band 2, Sasha und Megan)
"Caging the Wolf" (Band 3, Levi und Jessie)
"Dreaming of a Wolf" (Band 4, Alun und Olivia)


Bildquelle: amazon


 

# Die Rezension enthält Werbelinks.

Montag, 8. Januar 2018

"Stille der Nacht" (Mercy Thompson 10) von Patricia Briggs

Wir alle können froh sein, dass Europa noch steht …

Nach den dramatischen Ereignissen in den Tri Cities, die Mercy, Adam und das Rudel dazu gebracht haben, sich offiziell zum Beschützer der Stadt und ALLER ihrer Bewohner zu erklären, ist langsam wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt. Auch wenn sich Bran als Marrok aus politischen Gründen gezwungen sieht, dem Rudel seinen Schutz zu entziehen, so scheint die Situation doch endlich unter Kontrolle zu sein und die Weichen für eine friedliche Koexistenz sind gestellt.
Mercy hätte ahnen sollen, dass dieser Friede nicht von Dauer ist. Direkt vor ihrer eigenen Haustür wird sie niedergeschlagen und entführt – bis ins ferne Europa! Getrennt von ihren Liebsten muss sie sich alleine gegen die Meister von Mailand, den angeblich mächtigsten Vampir der Welt durchsetzen. Zum Glück unterschätzt Bonarata, wozu eine Kojotin fähig ist. Mercy zeigt sich wie immer entschlossen, rasend schnell, gut darin zu überleben und darin, ihren Feinden eine Menge Ärger zu machen. Ganz auf sich gestellt, flieht sie und landet in Prag. Schnell bemerkt Mercy, dass in der Stadt sehr merkwürdige Dinge vor sich gehen und obwohl sie sich eigentlich nicht einmischen will, findet sie sich – wie so oft – mitten im Zentrum einer komplizierten Intrige wieder. Außerdem gibt es da noch ein uraltes Wesen, mit dem keiner gerechnet hat.
Ohne das Ende vorwegzunehmen: Wir alle können froh sein, dass Europa noch steht …

Ich bin ein totaler Fan der Geschichten rund um die gewitzte VW-Mechanikerin Mercy Thompson und ihr Rudel. Auch nach zehn Bänden und so einigen Kurzgeschichten kann ich es jedem Mal kuam erwarten, wie es mit Mercy und den ihren weitergeht.

Mit „Stille der Nacht“ entführt Patricia Briggs nicht nur die Kojoten-Wandlerin, sondern auch den Leser der Serie auf ungewohntes Terrain. Mercy, die sonst eigentlich „nur“ und meist ungewollt Nord-Amerika in Aufruhr versetzt, verschlägt es diesmal nach Europa. Typisch für viele Amerikaner und trotz ihres Geschichtsstudiums weiß Mercy nicht wirklich viel über die „alte Welt“ und das ist für einen Europäer manchmal witzig zu lesen. Für Mercy ist es weniger komisch. Allein, ohne Geld, Papiere und der Sprache(n) nicht mächtig, muss sie sich durchschlagen, bis Adam und ihre Freunde sie erreichen können. Sie wäre aber nicht sie selbst, wenn ihr dabei nicht ein paar der legendären übernatürlichen Gestalten über den Weg laufen würde.

Um es gleich zu sagen: Ich habe auch dieses Buch bereits auf Englisch gelesen und mir hat es immerhin so gut gefallen, dass ich es auch auf Deutsch noch einmal lesen wollte.

Im Vergleich zu den anderen Bänden der Serie hat es allerdings (für meinen Geschmack) ein „Problem“, dass dem Kern der Story und dem Setting geschuldet ist: Der Titel „Stille der Nacht“ ist beinahe eine Art Leitmotiv. Meine Lieblingsszenen sind normalerweise die, in denen Mercy und Adam gemeinsam auftreten oder sie sich mit ihren Freunden und Feinden scharfsinnige Wortduelle liefert. In „Stille der Nacht“ verbringt Mercy aber viel Zeit in ihrer Kojotenform. Adam und das Rudel sind weit weg und sogar das Gefährtenband ist schon wegen der Entfernung nicht so „kommunikativ“ wie es sein könnte. Das alles führt dazu, dass mir der Teil der Serie, den ich sonst am meisten genieße, schmerzlich gefehlt hat: Die schnellen, mit trockenem Humor angefüllten Dialoge, die gerade in den letzten Büchern mehr als genial waren.

Entsprechend sind meine Lieblingsstellen in dem Buch die ganz am Anfang und am Schluss, wenn Mercy mit ihrem Rudel und ihren Freunden zusammen ist. Sonst herrscht (leider) ziemlich oft Stille in der Nacht …

Auch wenn diese Geschichte in meinen Augen nicht ganz an die letzten Bücher heranreicht (die Messlatte lag auch sehr, sehr hoch!), ist sie immer noch richtig klasse. Es hat richtig Spaß gemacht, endlich Bonarata, den legendären Herrn der Nacht kennenzulernen, der scheinbar mühelos zahllose finstere Pläne parallel schmiedet und so dafür sorgt, dass er immer am Ende als Gewinner dasteht. Sehr gern hätte ich mehr von Kocourek, dem alten und neuen Meister von Prag erfahren, der für einen Vampir sehr ungewöhnlich ist. Ich hoffe, dass er nicht wieder komplett in der Versenkung verschwindet.

Fazit: Auch wenn mir persönlich Mercy in „Stille der Nacht“ im Vergleich zu den vorhergehenden Romanen ein wenig zu „ruhig“ war, so ist das Buch doch auf jeden Fall großartige und spannende Urban Fantasy vom Feinsten. Die Story ist temporeich, fordert den Leser mit ihren unerwarteten Wendungen und punktet mit dem augenzwinkernden Witz, der für die Serie so typisch ist. Deshalb gibt es diesmal solide 4,5, aufgerundet 5 Sterne und auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Wie bei allen richtig guten Büchern kann man es – nachdem man die letzte Seite gelesen hat – kaum erwarten, wie es weitergehen wird. Allerdings bekommen zuerst einmal Charles und Anna aus dem Spin Off „Alpha & Omega“ eine neue Geschichte, bevor es (hoffentlich) mit Mercy und Adam weitergeht.

P.S.: Am Ende des Buches gibt es ein paar echte Überraschungen. Oder … vielleicht auch nicht. Mehr verrate ich hier bestimmt nicht. Nur soviel: Alle sind richtig typisch für die Charaktere, die dahinterstecken und eine davon hat mir besonders viel Spaß gemacht.

Dass Europa noch steht, habe wir übrigens Mercy zu verdanken. Wenn man genauer hinschaut allerdings auch, dass es beinahe untergegangen wäre …


P.S.2: Ich habe das Taschenbuch ganz regulär im Handel bestellt und schon am Samstag erhalten, hatte also das ganze Wochenende, um mit Mercy quer durch Europa zu "fliehen" und zu erleben, was sie in Prag so alle anstellt.
Deshalb gibt es diese Rezi ausnahmsweise schon einen Tag, vor dem angekündigten Erscheinungsdatum. 


Haben wollen? 

 Hier kann man die Bücher von Patricia Briggs kaufen: 

Mercy Thompson auf Deutsch:
- "Ruf des Mondes" (Band 1)
- "Bann des Blutes" (Band 2)
- "Spur der Nacht" (Band3)
- "Zeit der Jäger" (Band 4)
- "Zeichen des Silbers" (Band 5)
- "Siegel der Nacht" (Band 6)
"Tanz der Wölfe" (Band 7)
- "Gefährtin der Dunklheit(Band 8)
- "Spur des Feuers(Band 9)
- "Stille der Nacht“ (Band 10)



"Alpha & Omega" ("Partnerserie"):
- "Schatten des Wolfes(Band 1)
- "Spiel der Wölfe(Band 2)
- "Fluch der Wolfes(Band 3)
- "Im Bann der Wölfe(Band 4)

Am 08.März 2018 erscheint der fünfte Band - natürlich zuerst einmal auf Englisch: "Burn Bright"

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.