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Mittwoch, 30. März 2016

"Brutus, der Dorftrottel" von Kim Fielding

Der sanfte Riese

Brutus ist „anders“ und wird deswegen ausgegrenzt. Schon als Kind wurde er gehänselt und geschlagen. Das hat erst aufgehört, als er schließlich größer und stärker als alle anderen in seinem Dorf war. Besser behandelt wird er deshalb nicht und alle, einschließlich ihm selbst, halten ihn für dumm, gerade gut genug, um niedrige Knochenarbeit zu verrichten.
Als er – mehr durch Zufall – das Leben eines Prinzen rettet und dabei verletzt wird, fühlt der sich verantwortlich, holt ihn in den Palast und bietet ihm einen Job an. So findet sich Brutus als Wächter eines seltsamen Gefangenen wieder. Gray wird nackt und blind in einer kalten dunklen Zelle gefangen gehalten. Man hat ihn offensichtlich misshandelt und in schwere Eisenketten gelegt, ganz so, als würde man trotz seiner Behinderung jederzeit mit seiner Flucht rechnen. Ist er wirklich so gefährlich?

Brutus, der kaum jemals mehr hatte, als er zum schieren Überleben brauchte, genießt den bescheidenen Luxus, den seine neue Stellung mit sich bringt. Und er entdeckt plötzlich, dass er es nicht ertragen kann, wenn die Menschen um ihn herum leiden. Was hat Gray nur angestellt, dass man ihn so offensichtlich jeder menschlichen Würde berauben will? Es kann nicht nur daran liegen, dass er vom Tod anderer Menschen träumt, oder? Schließlich hilft das manchmal dabei, ein Leben zu retten …
Es dauert eine Weile, bis Brutus hinter ein Geheimnis kommt, das tief in der Vergangenheit begraben liegt und fast noch länger, einen Weg zu finden, der altes Unrecht beendet. Allerdings könnte es Brutus – und auch Gray – alles, einschließlich ihres Lebens kosten, diesem Pfad zu folgen. Ist die Freiheit das wirklich wert?

Brutus, der Dorftrottel“ ist das Bild, das ein Mann, der sich als überraschend sanft und schüchtern erweist, von sich selber hat, weil alle anderen ihn ständig so sehen. Brutus ist nicht einmal sein richtiger Name. Den lernt man, zusammen mit Gray, erst kennen, als Brutus schon einen weiten Weg zurückgelegt hat.

Kim Fielding hat ein Buch geschrieben, das überraschend ist. Unheimlich berührend. Total kitschig. Verboten romantisch. Es ist einfach wunderbar.

Die Sprache ist sehr einfach gehalten, aber genau das passt zu Brutus, dessen Stärke nicht in den Worten liegt und auch zu Gray, der am Anfang wegen seines Stotterns kaum in der Lage ist, sich auszudrücken. Es ist einfach wunderschön zu lesen, wie diese beiden geschundenen Seelen sich ganz langsam näher kommen. Während in anderen Büchern oft zuerst der Sex und dann die Liebe kommt, kann man hier als Leser miterleben, wie aus Pflichterfüllung langsam gegenseitiger Respekt, dann vorsichtige Freundschaft und schließlich mehr wird. Brutus, aber auch Gray, wissen zunächst kaum, das Sex und Liebe etwas miteinander zu tun haben können. Sie lernen das miteinander und manchmal kommt man sich fast wie ein Voyeur vor, wenn ihre scheue Annäherung beschrieben wird. Die vorsichtigen Zärtlichkeiten sind unheimlich berührend.

Kim Fielding verschweigt nicht, was zwischen den beiden Männern passiert, aber sie beschreibt es nicht mit expliziten Worten. Der Fokus liegt eindeutig auf den Gefühlen, die sich zwischen Brutus und Gray entwickeln.

Das Buch hat auch ganz klar eine zweite Ebene: Weder das Äußere eines Menschen, noch seine Abstammung zählen. Wichtig ist, was er aus sich macht, wenn er die Chance dazu erhält. Brutus könnte mit seinen Bärenkräften ein brutaler Unterdrücker sein, aber er folgt seinem sanften Herzen. Gray hat am eigenen Leib erlebt, wohin bitterer Stolz führen kann und dafür bezahlt. Weil die Charaktere und die Welt, in der die Geschichte spielt, detailreich und liebevoll geschildert sind, hat man nie das Gefühl, mit erhobenem Zeigefinger belehrt zu werden. Als Leser leidet und hofft man mit den beiden Männern darauf, dass sie ihr verdientes Glück finden.

Einfach ist das nicht! Das Buch wird bei aller Romantik mit jeder Seite spannender und man kann es kaum aus der Hand legen, bevor man weiß, ob Brutus (der sich schon lange bei seinem eigentlich Namen nennt, aber ich will nicht vorgreifen …) und Gray es schaffen, ihre Liebe zu bewahren und ihre Freiheit zu gewinnen. Brutus muss schließlich beweisen, wieviel Heldentum wirklich in einem sanften Riesen steckt …

Fazit: Ich liebe diese Geschichte. Sie ist etwas ganz Besonderes und ich habe sie ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen. Das hier ist romantische Fantasy vom Feinsten, erhält von mir mehr als 5 Punkte und eine Leseemepfehlung. Die Geschichte geht so richtig zu Herzen und lässt den Leser mit einem guten Gefühl zurück. Sanfte Riesen und blinde Zauberer vergisst man eben nicht so leicht wieder!

Haben wollen?
 Hier kann man die Bücher von Kim Fielding kaufen:
- "Brutus, der Dorttrottel"
- "Ein Wolf in der Küche"
"Sprachlos"

Bildquelle: Dreamspinner

# Die Rezension enthält Werbelinks.


Dienstag, 29. März 2016

"Ein Callboy kommt selten allein" von Ann Westphal

Kopfkino versus Realität

Bei Marc springt sofort das Kopfkino an, als er Sophie zum ersten Mal sieht. Leider ist er grade beruflich mit einer anderen Frau unterwegs und sie will mit Sicherheit nicht wissen, wozu er seine Fantasie benutzt …
Sophie hütet ihr Herz wie einen Schatz. Nach einer großen Enttäuschung glaubt sie nicht mehr wirklich an die Liebe und die Männer scheinen in ihr immer nur eine nette Affäre zu sehen. Wieso nur fühlt sie sich ausgerechnet von Marc angezogen, der in ihren Augen oberflächlicher nicht sein könnte. Seinen anrüchigen Nebenjob hat er anscheinend nur, weil er die Finger nicht von seinen teuren Hobbys lassen kann. Und von den Frauen. Zumindest dienstlich nicht …

Ein Callboy kommt selten allein“ ist – mal abgesehen von der eindeutig zweideutigen Anspielung – der zweite Teil der Callboy-Serie von Ann Westphal. Marc und Sophie lernt man schon im ersten Teil „Little ... einmal nur“ kennen und hier wird ihre Geschichte erzählt.
In der Realität scheint Marc ein Lebemann zu sein, der mehr Geld ausgibt, als er mit seinem regulären Job verdienen kann. Es wirkt schon fast berechnend, dass er als Callboy arbeitet, statt Affären zu haben. So genießt er gutes Essen, interessante Veranstaltungen und Sex in teuren Hotelzimmern. Statt dafür zu bezahlen, verdient er noch Geld damit.

Sophie ist, wenn auch ein wenig gezwungenermaßen, deutlich bescheidener. Sie hat einmal nach den Sternen gegriffen und ist tief gefallen. Daran hat sie immer noch zu knabbern, nicht nur finanziell. Ihr Verständnis für Extravaganzen ist mehr als begrenzt.

Erst ein Schicksalsschlag bringt Sophie und Marc näher zusammen und die beiden lernen sich nun unter völlig anderen Voraussetzungen neu kennen. Dieser Teil der Geschichte ist hauptsächlich aus Sophies Sicht erzählt, so dass man als Leser mit ihr zusammen nach und nach hinter Marcs Geheimnisse kommt.

Für mich hat – auch bedingt durch Marcs Unfall – der zweite Teil der Serie nicht ganz die wunderbare Leichtigkeit, den die anderen Bücher aufweisen. Marc und Sophie müssen sich mit einer gehörigen Portion Dramatik und mit einigen Missverständnissen herumschlagen, bevor sie – hoffentlich – ihr gemeinsames Glück finden. Dass die Geschichte ein wenig ernster ist, heißt aber nicht, dass sie schlechter ist. Man kann und will das Buch nicht aus der Hand legen, bevor man weiß ob und wie Sophie und Marc es schaffen, sich zusammenzuraufen.

Interessanterweise schafft es Ann Westphal, dass neben ihren sexy Helden auch immer sympathische Heldinnen stehen. Während ich beim Lesen der Serie sonst immer vergnügt den Noch- oder Ex-Callboy (und im letzten Teil den „Engel“) anschmachte, habe ich eine Weile gebraucht, um mit Marc warm zu werden. Sophie dagegen ist mir schon in den ersten Seiten ans Herz gewachsen und ich musste unbedingt wissen, ob Marc sie überhaupt „verdient“ hat.

Fazit: Gelungener zweiter Teil einer erstklassigen Serie! Marc und Sophie erhalten von mir solide 5 Punkte und eine Leseempfehlung, die übrigens für alle Teile der Callboy-Reihe gilt.

Haben wollen? 
 Hier kann man das Buch von Ann Westphal kaufen: 
 "Ein Callboy kommt selten allein"

Übersicht über die Reihe:
Band 1: "Little ... einmal nur" (Tom und Caro)
Band 2: "Ein Callboy kommt selten allein" (Marc und Sophie)

Band 3: 
"Leo – Auftragslover küsst man nicht" (Leo und Jo)
Band 4: "Callboy gesucht - Engel gefunden" (Gabriel und Mona alias M)

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

„Little … einmal nur“ von Ann-Westphal

Einmal ist noch lange nicht genug!

Was macht frau, wenn der wunderschöne, verwilderte Park gleich um die Ecke, in dem frau wunderbar entspannen und mit dem Hund spazierengehen kann, in einen gewinnträchtigen Gebäudekomplex verwandelt werden soll?
Caro geht auf die Barrikaden und schafft es, das halbe Viertel zu mobilisieren. Nur der sexy Jogger, mit dem sie dabei zusammenknallt, will sich dem Volksbegehren nicht anschließen, sondern macht sie mit dem ältesten Spruch aller Zeiten an: „Kennen wir uns nicht?“
Es dauert eine Weile, bis Caro herausfindet, wer der Mann wirklich ist, warum er tatsächlich kein Unbekannter ist und was er mit dem kleinen Park zu tun hat. Noch länger braucht sie, um hinter seine Geheimnisse zu kommen und für sich selbst zu klären, ob einmal kein Mal ist, noch lange nicht genug oder sogar der Anfang von „für immer“.

Little … einmal nur“ ist der erste Band der grandiosen Callboy-Serie von Ann Westphal. Man kann theoretisch jede Story für sich genießen. Will man aber gar nicht, wenn man einmal mit der Reihe angefangen hat, deshalb kann man sie auch gleich in der richtigen Reihenfolge lesen. Die Storys sind einfach klasse! Ann Westphal erzählt locker und mit viel Witz, wie die sexy Kerle mit dem interessanten Nebenjob ganz unprofessionell ihr Herz verlieren.

Den Anfang macht Tom, als er nach vielen Jahren seine alte Schulfreundin Caro wiedertrifft. Das sich die beiden nicht auf Anhieb erkennen, ist kein Wunder, weil sie sich doch sehr verändert haben. Als Leser spürt man aber sofort, dass der Funke überspringt. Die beiden finden sich nicht nur körperlich attraktiv, sondern liefern sich auch erstklassige Wortgefechte, die einen während der Lektüre dazu bringen, immer wieder laut zu lachen.

Bei allem Humor fehlt aber auch die Erotik nicht. Es macht einfach Spaß, mit Caro den attraktiven Tom anzuschmachten. Die Story ist mehr als einmal auch da richtig heiß, wo die beiden ihre Klamotten noch anhaben. Ann Westphal schafft es wunderbar, die Sinnlichkeit von Blicken, Gesten und winzigen Berührungen einzufangen und zu transportieren. „Little … einmal nur“ ist damit zweifellos heißer, als viele Bücher, die seitenweise explizit Techniken schildern, aber irgendwie kein Gefühl aufkommen lassen.

Tom und Caro sind keine Teenies mehr, sondern stehen mitten im Leben. Sie wissen eigentlich, wer sie sind und was sie wollen. Ihre Begegnung bringt unerwartet eine Leidenschaft in ihren Alltag, mit der sie so gar nicht mehr gerechnet haben. Schließlich müssen sie sich entscheiden, ob sie gemeinsam einen Neuanfang wagen. Es ist mitreißend zu lesen, ob und wie sie sich zusammenraufen.

Fazit: Leseempfehlung? Echt jetzt??? Aber selbstverständlich! Und um das klarzustellen: Die gilt für die gesamte Serie.
Tom und Caro erhalten aber trotzdem verdiente 5 Punkte ganz für sich alleine.
Ok. Und für Herrn Schrader. Der männerhassende Labrador entwickelt sich in der Serie zu einer Art Running Gag. Oder – positiv ausgedrückt – zu einem wiederkehrenden Helden. Er taucht, wie auch Tom und Caro nämlich immer wieder auf und das ist gut so. „Einmal nur“ ist bei dieser Serie definitiv deutlich zu wenig!

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 "Little ... einmal nur" 

Übersicht über die Reihe:
Band 1: "Little ... einmal nur" (Tom und Caro)
Band 2: "Ein Callboy kommt selten allein" (Marc und Sophie)

Band 3: 
"Leo – Auftragslover küsst man nicht" (Leo und Jo)
Band 4: "Callboy gesucht - Engel gefunden" (Gabriel und Mona alias M)

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# Die Rezension enthält Werbelinks.

Freitag, 18. März 2016

"Valkyria – Teil II: Wolfszauber" von Clannon Miller

Im Prinzip???

Lili steckt tiefer in Schwierigkeiten, als je zuvor in ihrem Leben. Statt ihre Feinde zu besiegen, ist sie nun magisch an den undurchsichtigsten von ihnen gebunden. Auf der (recht kurzen) Positivliste steht, dass Gunnarson ihr helfen will, ihre verschwundenen Schwestern wieder zu finden. Und das der Sex mit ihm weltenerschütternde gut ist, sollte man auch erwähnen. Auf der Negativliste steht … nein, das würde ewig dauern und definitiv den Rahmen sprengen. Beherzt macht sich Lili daran, ein Problem nach dem anderen zu lösen und muss dazu erst einmal mit einer kleinen Truppen von Verbündeten (und Gunnarson!) zurück in ihre eigene Welt reisen. Überrascht stellt sie fest, dass dort alles ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt hat. Eine Kette von aberwitzigen Ereignissen stellt sie plötzlich vor eine unglaubliche Wahl. Gibt es so etwas wie eine „wahre Königin“ wirklich?
Derweil sind ihre in der „Spiegelwelt“ (also in Berlin) zurückgebliebenen Schwestern sich alles andere als einig. Während Kara zu ihrem Versprechen und damit zu Wolf Lohenstein steht, behauptet Almys, dass Lili nicht zurückkehren wird und beansprucht die Krone der Valkyria für sich. Nicht nur die Berserkerin Liv hat ihre Zweifel. Es scheint so, als ob auch die modernen Einherier sich nicht blind ihrem Trieb ergeben wollen, den Valkyria zu folgen. Almyt sucht sich Verbündetet, mit denen Lili niemals einverstanden gewesen wäre, und bereitet einen Kampf vor, den ihre Schwester so nie wollte. Ist alle wirklich alle Hoffnung verloren?
Die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ verlaufen mal wieder alles andere als gerade …

Ich habe voller Spannung auf dieses Buch gewartet und bin nicht enttäuscht worden: „Valkyria 2 – Wolfszauber“ von Clannon Miller hält, was der erste Teil verspricht: Es ist die fulminate Fortsetzung einer Geschichte, die sich nicht zu Unrecht als „Saga“ bezeichnet.

Lachen muss ich allerdings darüber, dass der Klappentext ausgerechnet mit den Worten „Im Prinzip“ anfängt. Wenn es in diesem Buch ein Prinzip gibt, dann nur dieses: Es ist völlig unkonventionell. Schon der abgedrehte Genre-Mix aus SF, Fantasy, Urban-Fantasy und erotischem Roman dürfte eigentlich nicht funktionieren. Tut er aber ganz ausgezeichnet und macht außerdem Lust auf mehr. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und machen Lust darauf, ihr Schicksal weiter zu verfolgen. Ich sage hier übrigens bewusst nicht, dass ich mir für diesen oder jene ein eigenes Buch wünsche. Die Leben der Männer und Frauen sind eng miteinander verflochten. Ich will nicht nur wissen, ob und wie sie ihr Glück finden, sondern auch wie es mit denen weitergeht, die ihr persönliches Happy End schon erlebt haben. (^^ Ich verrate hier natürlich nicht, wer genau das ist!)

Clannon Miller hat ein Händchen dafür, Humor mit Aktion und Erotik so zu mischen, dass ihre Bücher unverkennbar werden. Man kann sie einfach nicht zur Seite legen, entweder weil es gerade so spannend ist, oder weil es gerade so unglaublich heiß ist. Da die Valkyria einen natürlichen Appetit auf Sex haben, gehen sie erfrischend unverkrampft mit dem Thema um. Es macht richtig Spaß, ein Buch zu lesen, in dem die Frauen sehr selbstbewusst sagen (und machen) was sie wollen, statt dauernd an sich und ihrer Sexualität zu zweifeln.

Überraschenderweise punktet die Geschichte aber auch mit leisen, wunderschönen Szenen. Es gibt zum Beispiel eine ganz besondere Stelle, die so zu Herzen geht, dass sie bestimmt niemand vergessen wird, der sie einmal gelesen hat.

Bei „Valkyria 1 – Schwanengesang“ habe ich noch angemerkt, dass das Buch nicht immer einfach zu lesen sei. Viele der Ideen sind einfach völlig neu und man muss sich erst ein Mal zurecht finden. Mit „Valkyria 2 – Wolfszauber“ bin ich voll in der von Clannon Miller erschaffenen Welt angekommen, habe meinen Spaß mit den einzigartigen Helden und freue mich jetzt schon darauf, dass es im nächsten Jahr weiter gehen wird. Diese Saga mit ihrem ungewöhnlichen Genre-Mix und tollen Charakteren bietet jede Menge Potential …

Fazit: Ich gebe für „Wolfszauber“ mehr als 5 Punkte und auf jeden Fall eine Leseempfehlung. Allerdings sollte man unbedingt vorher den ersten Band gelesen haben, da die beiden Bücher direkt aufeinander aufbauen.

Valkyria Teil I
Haben wollen? 
 Hier kann man die Bücher von Clannon Miller kaufen: 
- "Valkyria - Teil 1: Schwanengesang"
- "Valkyria - Teil 2: Wolfszauber

Erotische Romanzen:
- "First Night - Der Vertrag
- "First Day - Die Mission"
- "Pygmalion - perfekt unverliebt"

 "Back and Beyond 

"Harvestine

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.


Donnerstag, 10. März 2016

"Black Dagger 26: Entfesseltes Herz" von J.R. Ward


Abschiede, Trauer und unerwartete Wendungen
Immer noch hängt die Drohung seines vorhergesagten Schicksals über Trez: Die s’Hisbe besteht darauf, dass er der Prinzessin zugeführt wird. Aber seine Gedanken drehen sich alleine um seine wunderschöne Geliebte Selena. Obwohl ihr Tod immer näher rückt, kann er sich sein Leben ohne sie nicht vorstellen. Gibt es wirklich keine Rettung? Trez und Selena versuchen, die Zeit die ihnen bleibt, gemeinsam zu genießen.

Sein Bruder iAm dagegen hat bei der Suche nach einem Heilmittel für Selene etwas gefunden, mit dem er niemals gerechnet hat: Er, dessen Herz sich niemals für eine Frau oder einen Mann erwärmt hat, verliebt sich unsterblich in eine geheimnisvolle, verschleierte Dienerin und erlebt mit ihr zum ersten Mal in Leben, was Liebe sein kann.
Als ausgerechnet der Scharfrichter der Königin sie zusammen erwischt, stellt sich iAm auf einen Kampf ein. Umso überraschter ist er, dass der Mann ihnen erst einmal hilft. Noch ahnt er nicht, wer seine Geliebte wirklich ist und wie aussichtslos ihre Liebe damit scheint.

Schon in „
Gefangenes Herz“, dem ersten Teil der Geschichte um die beiden Schatten, hatte ich das Gefühl, niemals ein so trauriges Buch aus dem Universum der Black Dagger gelesen zu haben. „Entfesseltes Herz“ ist aber noch dunkler. Natürlich gibt es auch hier wunderschöne, sehr zärtliche und einige erotische Szenen, aber Trez und iAm scheinen wirklich keine Chance auf Glück zu haben. Während man als Leser mit Trez fiebert, wieviel Zeit ihm und Selena noch bleibt, glaubt man zu sicher zu wissen, dass iAms Liebe überhaupt keine Chance hat. (Natürlich hofft man trotzdem!)

Das Buch konzentriert sich, vor allem im letzten Drittel, sehr auf die beiden Brüder, auf ihre Beziehung zueinander und die zu ihren Frauen. Dieser Teil ist wirklich traurig, dramatisch und nicht immer einfach zu lesen.

J.R. Ward hält sich diesmal mit anderen Handlungssträngen ein wenig zurück, lenkt aber geschickt das Augenmerk ein wenig auf Rhage, mit dem etwas nicht zu stimmen scheint. So bereitet sie wohl den nächsten Band vor, in dem es erneut um den großen Krieger, seine Bestie und seine geliebte Mary gehen soll. Natürlich berührt Rhage das Schicksal von Trez und Selena in besonderem Maße. Schließlich hat er etwas Ähnliches mit Mary erlebt. Ihm wird erneut bewusst, dass er ohne die Gnade der Jungfrau der Schrift nun alleine wäre.

Außerdem gibt es einige Szenen (und eine Leseprobe am Ende des Buches) die auf „Kuss der Dämmerung“ vorbereiten, den ersten Band der Serie „Black Dagger Legacy“, der sich mit der nächsten Generation der Krieger befassen wird. Man lernt Craeg kennen und erfährt ein wenig mehr über Paradiese. Die beiden sollte man sich merken!

Assail hat wieder nur einen Kurzauftritt und … Neee. Das wäre ein echter Spoiler. Aber er setzt etwas in Gang, mit dem ich nicht gerechnet habe und dass auf die Black Dagger massive Auswirkungen haben könnte. Kriegswolken zeihen am Horizont auf …

Die seltsame Beziehung zwischen Xcor und Layla erlebt eine entscheidende Wende. Ist sie damit am Ende? Xcor muss sich entscheiden, was er in Zukunft mit seinem Leben macht.

Entfesseltes Herz“ ist sehr traurig und emotional. Alles scheint „den Bach runter“ zu gehen und es gibt nur wenige, kleine Glücksmomente (und einen großen) in dem Buch. Für mich haben die „Black Dagger“ längst den Sprung zu einer komplexen Saga gemacht. Es dreht sich schon längst nicht mehr darum, jedem Bruder seine Frau (oder seinen Mann) zur Seite zu stellen und nach dem HE alle glücklich bin ans Ende der Zeit leben zu lassen. Die Brüder und ihre Freunde sind längst zu einer großen Wahlfamilie verschmolzen, die einander in guten und schlechten Zeiten beistehen. Es ist nur folgerichtig, dass auch die dunklen Kapitel in ihrem Leben erzählt werden.

Diese Geschichte hier berichtet von solch finsteren Stunden. Aber sie schildert auch, wie sich alle zusammen bemühen, daraus das Bestmögliche zu machen. Als Trez glaubt, ganz alleine auf der Welt zu sein, stehen alle zu ihm. Auch iAm begreift, dass er und sein Bruder unmerklich eine neue Familie gefunden haben. Eine, die sich nicht über Blut definiert, sondern aus freiem Willen treu zueinander steht. Das sind die ergreifensten Szenen in der Geschichte!

Fazit: Von mir gibt es diesmal sehr traurige 5 Punkte. Das Buch ist unheimlich berührend und macht nur Sinn, wenn man die Serie und vor allem „
Gefangenes Herz“ kennt.

P.S.: Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass man sich nicht von „Band 26“ abschrecken lassen sollte, mit der Reihe anzufangen. Die „Black Dagger“ sind eine der besten Serien im Bereich Urban Fantasy, die es gibt. Wenn man das sechsundzwanzigste Buch schließt, noch einmal tief Atem holt und dann umgehend nachschaut, wann der nächste Band erscheint, spricht das für sich, oder?

Übrigens: Wer einmal „reinschnuppern“ will, hat in diesem Jahr die Chance, sozusagen einen Seiteneinstieg zu machen. Mit „Kuss der Dämmerung“ fängt ein neuer Handlungstrang im großen „Black Dagger“-Universum an. Auf Deutsch erscheint das Buch Anfang Mai.
Ganz an die düster-erotische Stimmung der Original-Serie kommt der Ableger zwar meiner Meinung nach nicht heran, er ist aber nicht desto Trotz lesenswert.


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 Hier kann man die Bücher 
von J.R. Ward kaufen: 

- "Gefangenes Herz“ (Band 25)
- "Entfesseltes Herz" (Band 26)

- "Kuss der Dämmerung“ (Black Dagger Legacy, Band 1)
(Neugierig? Hier geht es zu der Rezi der englischen Ausgabe: *klick*)

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.





Mittwoch, 9. März 2016

"Raze - Bis zum Tod" von Tillie Cole

Unsterbliche Liebe, Gewalt und … ganz viele Zufälle

Raze kann sich an ein Leben vor seiner Zeit in dem “Gulag” genannten Untergrundgefängnis nicht erinnern. Er hat keinen Namen, keine Gefühle und keine Hoffnungen mehr. Schon von Kindesbeinen an wurde er mit brutaler Gewalt und Drogen zu einem brutalen Kämpfer gedrillt. Nur wer im Käfig seine Gegner erbarmungslos tötet, darf weiterleben. Als Raze bei einem Aufstand entkommen kann, treibt ihn ein einziger Gedanke an: Der Name, den er in die Wand seiner Zelle geritzt hat und der unbedingte Wille, sich an diesem Mann zu rächen.
Womit er niemals gerechnet hat, ist Kisa. Sie durchbricht die Mauer um sein Herz und seinen Verstand und weckt Gefühle in ihm, die die Schatten seiner Erinnerungen wecken. Dabei scheint sie zu seinem schlimmsten Feind zu gehören! Raze muss noch einmal in den Käfig steigen, doch diesmal kämpft er nicht nur um sein eigenes Leben.

Mit „Raze“ von Tillie Cole erhält man ein Buch eines im Amerikanischen verbreiten Genres, das man mit „Dunkle Erotik“ übersetzen kann. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß, dass dies hier keine rosarote Romanze sein wird. Der Hinweis auf die „Untergrundkämpfe auf Leben und Tod“ bereiten außerdem darauf vor, dass Blut und Gewalt ein Teil des Buches sind. Nachdem ich es gelesen habe, ordne ich die geschilderten Sitten bei der russischen Mafia mal dem Bereich „Urban Fantasy“ zu, aber auch das ist nicht der Knackpunkt an der Geschichte. Wenn man ein Buch aus diesem Genre aufschlägt, weiß man, dass es keine Wohlfühlstory ist und man zum Lesen starke Nerven braucht.

Raze“ hat Zutaten, aus denen ein richtig gutes Buch werden könnte: Die Autorin kann schreiben. Sie präsentiert einen psychopatischen Bösewicht, der auch über Leichen geht, und einen zerrissenen, gequälten Helden, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnert, sowie eine unsterbliche Liebe, die schon im Himmel geboren zu sein scheint. Das ist übrigens die praktische Erklärung für eine ganze Reihe von unglaublichen Zufällen, ohne die die Story schon nach den ersten Kapiteln unweigerlich zu Ende wäre. Dazu kommt dann aber bedauerlicherweise eine Heldin, die zwar hübsch, aber leider, leider so eindimensional ist, dass es beim Lesen schon fast wehtut.

Mehr darüber zu verraten, wird ein paar Spoiler enthalten, deshalb zuerst die Bewertung, dann die Details.

Um es noch einmal ausdrücklich zu sagen: Wer sich über die Mischung von Gewalt und Sex in einem Buch aufregt, ist bei „Raze“ sowieso an der falschen Adresse und sollte die Finger ohnehin von „Dunkler Erotik“ lassen. Aber selbst unter Berücksichtigung des Genres gefällt mir die Geschichte weniger, je länger ich darüber nachdenke.

Deshalb nur 2 Punkte und keine Leseempfehlung.

Übrigens: Es scheint noch mehr Geschichten um die Käfigkämpfer zu geben. Eine Chance werde ich Tilli Cole und ihren gequälten Helden noch geben. Hoffentlich finde ich beim nächsten Buch dann auch eine Heldin, die diesen Namen verdient.

Ab hier SPOILER möglich:

Die Idee von dem Untergrundkämpfer, der keine Erinnerung an seine Vergangenheit hat und immer wieder gezwungen ist zu töten, um zu überleben hat ihren Reiz. Raze ist ein klassischer „Tortured Hero“, dem man, außer seiner Fähigkeit zu kämpfen, alles genommen hat, sogar seinen Namen. Die Befürchtung, seine Nummer, die ja auch auf dem Cover deutlich zu sehen ist, hätte eine bestimmte Bedeutung, bewahrheitet sich übrigens nicht. Wahrscheinlich (hoffentlich!) weiß die Autorin nicht einmal, wofür dieser Zahlencode in gewissen Kreisen steht.

In Raze Charakter gibt es leider einen Bruch. Von frühester Kindheit an verbindet ihn eine Seelenverwandtschaft, die im Himmel geboren zu sein scheint, mit jemandem. Das wird immer wieder betont. Mir erscheint es bei diesem Hintergrund irgendwie unlogisch, dass an dem düsteren Ort, zu dem man ihn bringt, sein einziger Gedanke Rache ist, er aber die angeblich unsterbliche Liebe, die er empfunden hat, vergisst. Sucht er niemals Trost in seinen Erinnerungen solange er sie noch hat? Versucht er nicht verzweifelt, sie zu bewahren? Das ist fast so unglaublich, wie die Tatsache, dass er seine komplette Gefangenschaft in der gleichen Zelle verbringt. Oder ritzt er jedes Mal das Motiv, das ihn antreibt, zusammen mit dem Namen seines Feindes und dem Ort, an dem er ihn finden kann, von neuem in die Wand? Ist Hass in ihm so viel stärker als Liebe? Wieso schreibt er Kisa Namen nicht auch auf? Zufall? Oder ist das einfach nur praktisch für die Story? Hm …

Jedenfalls führt ihn sein Weg zurück nach Brooklyn. Dieser Stadtteil der Riesenmetropole New York muss deutlich kleiner sein, als man so denkt, schließlich läuft ihm fast direkt nach seine Ankunft Kisa (zufällig?) über den Weg und er darf / kann / muss sie prompt retten. Das könnte vielleicht aber auch an ihrer unsterblichen, leider im Moment unterdrückten Verbindung liegen, die Kisa anschließend dazu bringt, ihrem Retter nicht nur zu danken, sondern ihm gleich eine unglaublich hohe Geldsumme zu schenken, die (zufällig?) im Tresor ihres Arbeitgebers herumliegt und nicht vermisst wird. (Wer hätte gedacht, dass die russische Mafia so nachlässig in der Buchführung ist?).

Dass Raze‘ schlimmster Feind Alik nun (diesmal nicht zufällig!) Kisas Verlobter ist – ok, von irgendeinem Drama muss die Geschichte ja leben und Aliks Motiv sind für einen völlig gestörten Charakter sogar überraschend gut nachzuvollziehen. Sogar dass er als Sohn eines Mafiabosses und dessen designierter Nachfolger immer wieder in den Käfig steigt und dort Kämpfe austrägt, die bis zum Tod gehen, ist plausibel erklärt. Zufällig ist das derselbe „Sport“, den auch Raze betreibt. So ein Zufall aber auch!

Wer wirklich nicht nachvollziehbar handelt, ist Kisa. Nach dem Verlust ihrer großen Liebe lässt sie sich von Alik völlig vereinnahmen, misshandeln und immer wieder … nehmen? Sie wehrt sich nie, wenn er sich ihr aufzwingt und bleibt angeblich bei ihm, das sich so in der russischen Mafia gehört und weil sie „die Stimmen in seinem Kopf“ beruhigt. Immer wieder wird bis ins kleinste Detail geschildert, wie brutal Alik zu ihr im Bett ist und wie sehr sie das hasst.

Was soll das? Selbst im Genre „Dunkle Erotik“ sollte ein Funke Gefühl dabei sein. Vielleicht ist diese Abgestumpftheit aber das, was Kisa am Ende rettet. Eher zufällig (!) überlebt sie Aliks Totalausraster, nachdem er sie mit Raze beobachtet hat. Obwohl sie körperlich angeschlagen ist, scheint sie mental gut damit klar zu kommen. Das seelische Trauma wird nicht einmal mehr erwähnt, zu verarbeiten gibt es bei ihr anscheinend nichts.

Kisas Beziehung zu Raze könnte herzzerreißend sein. Doch die immer wieder beschworene „Seelenverwandtschaft“ ist einfach nur praktisch und lässt ihre Beziehung nach 12 Jahren mehr oder weniger einfach da wieder anfangen, wo sie aufgehört hat. Entwicklungen sind gar nicht nötig. Am meisten geärgert hat mich, dass Kisa für Raze am Ende genau das ist, was sie auch für Alik war. Es ist fast schon makaber, dass sie für die beiden Männer eine Art Kuscheldecke zu sein scheint, die die ach so starken Kämpfer benutzen, um besser schlafen zu können.

Kisa bleibt so eindimensional, weil sie sich nur über die Männer in ihrem Leben definiert, egal ob es ihr Vater ist oder ob es Alik und Raze sind.

Bei allem Verständnis für den gequälten Helden Raze, den ich wirklich mochte, hätte ich ihm nicht nur eine Kuscheldecke, sondern eine echte Partnerin gewünscht, die über Selbstachtung und Feuer verfügt.


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# Die Rezension enthält Werbelinks. (Auch wenn ich eigentlich davon abrate, die Story zu lesen? Muss ich dann echt auch "Werbelink" drunterschreiben?)

Dienstag, 8. März 2016

"Kein schwuler Land" von Kooky Rooster

Don’t be shy, don’t be feared …

Das Leben auf dem Land ist … anders. „Man“ macht manche Dinge, andere wiederum sind schlichtweg undenkbar! Was sollen schließlich die Nachbarn denken, die „man“ alle persönlich seit Urzeiten kennt und die auch noch neben einem wohnen werden, wenn man alt und grau ist …

Ist das wirklich so? Johan liebt seine Heimat. Er fühlt sich in seinem kleinen Bergdorf zuhause und kann es sich nicht vorstellen, jemals in der Enge einer Stadt zu leben. Dafür nimmt er es sogar in Kauf, dass er mit einer massiven Einschränkung leben muss: Schwule kommen in seiner dörflichen Welt – wenn überhaupt – nur als Schimpfwort vor. Zärtlichkeiten zwischen Männern werden vielleicht noch im Fernseher bestaunt, im echten Leben rufen sie Häme und Schlimmeres hervor. Also spielt Johan den homophoben Macho und gleichzeitig den Frauenhasser. So zweifelt niemand an seiner sexuellen Orientierung und trotzdem hecheln ihm keine Mädels hinterher, mit denen er nichts anfangen kann und will.
Doch wie lange ist es möglich, sich rund um die Uhr verstellen? Wie lange reicht es, einen bestimmten Mann nur aus der Ferne anzuhimmeln?

Als die Situation eskaliert, muss Johann feststellen, dass der höchste Berg in der Umgebung nicht aus nicht in der Landschaft herumsteht, sondern in sich in seinem inneren auftürmt: Es ist seine Angst davor, zu sich selbst zu stehen. Kann und will er es ertragen, dass seine Nachbarn sich über ihn das Maul zerreißen? Sind seine Gefühle für Stefan das wirklich wert?
Vor Johan liegt ein weiter Weg, der weder für ihn noch für Stefan einfach ist …

Kein schwuler Land“ von Kooky Rooster hat mich aus vielen verschiedenen Gründen unheimlich berührt. Ich liebe sowieso, wie die Autorin es schafft, Situationen mit unvergleichlich scharfem Blick zu beobachten und dies dann mit einem leichten Augenzwinkern in Worte zu fassen. Hier habe ich mich köstlich über die treffende Beschreibung der Landbevölkerung amüsiert, besonders, da ich als echtes Landei mich und meine Nachbarschaft in vielen der Szenen wiedererkannt habe, auch wenn der Akzent ein ganz anderer ist ...

Vorsicht! Bei allem Humor steckt auch ein gesundes (und richtiges) Maß Kritik in der Geschichte. Das Dorfleben wird nicht rosarot und idyllisch geschildert, sondern mit allen Höhen und Tiefen. Einige der Szenen sind sogar ziemlich hart. Man kann das Sozialkritik nennen, man kann aber auch einfach sagen, dass Kooky Rooster der Gesellschaft einen Spiegel vorhält.

Natürlich geht es, wie eigentlich immer bei Kooky Rooster, in erster Linie um die Liebe! Große und kleine Schwierigkeiten müssen überwunden werden, bevor die beiden Helden (hoffentlich!) Arm in Arm gemeinsam die Sonne hinter den Bergen untergehen sehen dürfen …
Die Story wird aus Johans Sicht erzählt, so dass man als Leser seine Ängste und Zweifel hautnah miterlebt. Er braucht zu Beginn nahezu seine gesamte Kraft, um einem bestimmten Bild zu entsprechen und bemerkt fast zu spät, dass er dabei ist, das Wichtigste in seinem Leben zu verlieren, nur weil es eben nicht in dieses Bild zu passen scheint. Erst als er anfängt sich weniger um „die Leute“ und mehr um seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte zu kümmern, verliert er allmählich seine Scheuklappen und erkennt, wer seine wahren Freunde sind. Sein inneres und äußeres Outing mitzuerleben ist manchmal schmerzhaft, das macht es aber nicht weniger lesenswert.

Kein schwuler Land“ ist nicht nur die Geschichte von Johan und Stefan. Es ist auch die Geschichte vom einem Leben auf dem Land, das der Zeit manchmal ein wenig hinterherhinkt, aber seine eigenen Höhen und Tiefen hat.

Die Liedzeile: “I’m a man, you’re a man, let me kiss you, take my hand, don’t be shy, don’t be feared, love is love, that’s not weird …” zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Nachdem ich es gelesen habe, finde ich, dass „don’t be shy, don’t be feared“ eindeutig die Kernaussage darstellt. Es gehört Mut dazu, anderes zu sein. Johan versteht schließlich, dass es sich auszahlt, für etwas Richtiges und Wichtiges einzustehen. Einfach ist das nicht, doch so sollte es eigentlich sein.

Fazit:Kein schwuler Land“ ist ein in mehrerer Hinsicht tolles Buch. Egal, ob man darin die Geschichte eines schwierigen Outings, einer komplizierten ersten Liebe oder sogar einen sozialkritischen Roman sieht, die Geschichte von Johan und Stefan packt einen und lässt einen nicht mehr los. Von mir erhält die Story verdient mehr als 5 Punkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. 


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Kein schwuler Land“ 


Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.