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Sonntag, 29. März 2020

"The Sinner - Black Dagger 18" (engl.) von J.R. Ward

Enttäuschend!

The Sinner“ von J.R. Ward nimmt in der Reihe eine Sonderstellung, weil es von einem Wendepunkt in der Geschichte der Vampire erzählt. Fans werden das Buch auf jeden Fall lesen, aber …

… die Story ist definitiv kein Highlight in der Serie. Zwar nimmt J.R. Ward hier so einige der losen Fäden auf, die sie im Verlauf der Zeit so meisterhaft gewoben hat, und bringt sie nicht nur zusammen, sondern auch zu einem Ende, doch – um im Bild zu bleiben – die Qualität des „Webmusters“ ist weit entfernt vom gewohnten Standard.

Sonst sage ich oft: Kann man lesen, muss man aber nicht. Hier ist es eher: Muss man als Fan lesen, sollte man aber vielleicht doch besser lassen.

Warum ich mich durch das Buch regelrecht quälen musste, enthält Spoiler, deshalb die Bewertung vorab. Ich kann mich noch nicht mal zu 3 Punkten durchringen. Die Story gefällt mir einfach aus zu vielen Gründen nicht.

Ab hier SPOILER enthalten:

Als Syn auf die Reporterin Jo Early trifft, weiß er drei Dinge sofort: Sie ist ein Halbblut kurz vor ihrer Transition, er sollte sich von ihr fernhalten, aber er kann es nicht. Zum ersten Mal im Leben verspürt Syn echtes und tiefes Begehren nach einer Frau …
Gegen ihren Willen verliebt sie Jo beinahe auf den ersten Blick in einen finsteren, dunklen Fremden. Dabei muss sie sich eigentlich um andere Dinge kümmern, ihren Job zum Beispiel und die Tatsache, dass sie wahrscheinlich ernsthaft krank ist. Ständig rebelliert ihr Magen, sie hat Kopfschmerzen und Gedächtnislücken. Außerdem verläuft die Suche nach ihrer Ursprungsfamilie im Sand.

Währenddessen scheint für die Bruderschaft der Black Dagger das Ende ihres ewigen Krieges gegen Omega und die Lesser in greifbare Nähe zu rücken. Nur noch weniger der seelenlosen Gestalten gehen auf die Jagd nach Vampiren. Anscheinend hat es Butch aka the Dhestroyer mit Hilfe von V fast geschafft, die Essenz des Bösen zu vernichten. Aber was bedeutet das für seine eigene Existenz? Wird es auch ihn zerstören, wenn sein Gegner für immer verschwindet?
Außerdem klärt sich, wer oder was durch das geheimnisvolle Buch in die Welt gerufen wurde.

Ok, und da ich vor Spoílern gewarnt habe: Mit „The Sinner“ endet die Geschichte der Black Dagger Brotherhood, so wie wir sie alle kennen und lieben gelernt haben. Am Ende des Buches wird ein neues Kapitel aufgeschlagen …

Ich habe mit unheimlich auf „The Sinner“ gefreut, nicht nur weil Syn versprach, ein dunkler aber sehr interessanter Held zu werden, sondern auch weil ich Jo Early von Anfang an mochte. Außerdem hat mich die Andeutung, dass es Butch endlich schafft, den Krieg gegen die Lesser zu beenden, wahnsinnig neugierig gemacht.

Doch der Funke ist leider nicht übergesprungen. Durch das erste Drittel des Buches musste ich mich förmlich hindurchquälen. Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf, weil eine alte Bekannte aus einer anderen Serie – zumindest für mich – unerwartet auftaucht und ziemlich viel Raum einnimmt. Zuerst habe ich gedacht, ich hätte in den vorherigen Bänden was überlesen, aber dem war nicht so. Bamm! Da wird sie als Lösung eines Rätsels präsentiert … und nervt genauso wie immer.

Dass die Lesser in der Story viel Raum einnehmen, kann man verstehen. Schließlich geht der Krieg mit ihnen in eine finale Runde. Leider gibt es keinen der fulminanten und spannenden Kämpfe, wie sie in manchen anderen Bänden präsentiert werden. Die seelenlosen Killer menscheln plötzlich. Es ist ja grundsätzlich ok zu zeigen, dass die Dinge nicht immer nur schwarz-weiß sind. Allerdings hat J.R. Ward die Lesser selbst konzipiert und in den vergangenen Bänden weiß wenig darauf hin, dass sie Skrupel haben. Mr. F wirkt nicht sympathischer, weil er seine Fehler bedauert. Er wirkt einfach nur erbärmlich. Entsprechend wenig Spaß macht es, die Szenen zu lesen, in denen er die Hauptrolle spielt.

Das letzte Aufbäumen von Omega und sein Ende wirken gekünstelt. Entsprechend gering ist der Triumph, den man eigentlich zusammen mit den Brüdern fühlen sollte. Man spürt einfach kaum etwas, weder ihre Müdigkeit, noch ihre Erleichterung, noch sonst etwas. Vielleicht sind sie genauso genervt wie der Leser von den Kapriolen der Übernatürlichen in der Serie. Der (vorerst?) letzte Auftritt der Jungfrau der Schrift soll wohl berührend sein, hat aber auch einen faden Beigeschmack. Echt jetzt, Analissa? Da bist du also die ganze Zeit gewesen?

Wie durch ein Fernrohr kann man beobachten, was Butch und Marissa machen, wie Jane darauf reagiert, dass V nun außer Gefahr ist, wird nicht mal erwähnt. Und Syn Läuterung vom gefühllosen Killer zum gefühlvollen Liebhaber geht auch so schnell, dass man kaum Zeit hat, mitzufiebern und sich darüber zu freuen. Richtig geärgert habe ich mich darüber, wie Jos wechselnde Gefühle begründet werden: Sie entscheidet aufgrund von Handyvideos (!), die ihr ein Dritter zukommen lässt, wie sie zu Syn steht.

Last but no least: Ein integraler Bestandteil der Storys rund um die Brüder ist die oft dunkel angehauchte Erotik. J.R. Ward hat in vielen ihrer Bücher bewiesen, dass sie explizit Szenen schreiben kann, die kochend heiß sind und sie manchmal sogar nur andeuten muss, um denselben Effekt zu erzeugen. Harte Szene hat es dabei oft gegeben und immer passten sie in die Story.

Hier soll der schnelle, dreckige Sex, den Syn und Jo teilen, wohl ihre Leidenschaft füreinander zeigen. Die muss wohl echt groß sein, weil als Leser konnte ich manchmal nur den Kopf schütteln. Echt jetzt, Jo? In einer dreckigen Küche, mit einem Mann der von sich selbst behauptet, die Lederhosen nicht zu wechseln, bevor sie abfallen? Der Bindungsduft muss ja der Hammer sein, wenn er die Gerüche übertüncht. An anderer Stelle lässt er sogar vergessen, dass Syn von Kopf bis Fuß mit Lesserblut bedeckt ist.

Och nö, sinnlich ist irgendwie anders.

Nach alle dem Gemeckere: Gut gefallen haben mir die Szenen, in denen Syn und Jo einander emotional nähergekommen sind, aber auch die, in denen Jo zeigt, wie tough sie ist. Auch wenn sie bisher als Reporterin gearbeitet hat, in ihr schlägt das Herz einer echten Kämpferin!

Ich bin immer noch gespannt, wie es in der Welt der Vampire rund um den blinden König weitergeht und hoffe, das J.R. Ward im nächsten Buch wieder zu ihrem gewohnten Können aufläuft.

So, nun versteht man mein Fazit von oben vielleicht besser: Das Buch ist ein Wendepunkt in der Geschichte der Black Dagger. Das muss man als Fan also eigentlich lesen. Aber hinterher fragt man sich, ob man es vielleicht nicht besser gelassen hätte …


Haben wollen? 

 Hier kann man die Bücher von J.R. Ward kaufen: 

- "The Sinner"

P.S.: Auch diese Buch gibt es wieder zeitgleich von zwei Verlagen. Verlinkt habe ich die preiswertere der beiden Kindle-Ausgaben. 
Ein Datum für die Veröffentlichung auf Deutsch scheint es noch nicht geben, zumindest gibt es keinen Hinweis dazu auf der Verlagsseite oder auf amazon.

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.



Freitag, 27. März 2020

"Als die Einsamkeit wich" von K.C.Wells

Endlich wieder Leben!

In dem Gebäudekomplex, in dem Josh als Hausmeister arbeitet, wohnt nun schon seit 8 Jahren ein geheimnisvoller Mann, der niemals sein Apartment verlässt. Das liefert natürlich Nahrung für eine Menge Gerüchte, auf die Josh allerdings nichts gibt. Trotzdem ist er ein wenig neugierig, als er in der Wohnung von Christian Hernandez Renovierungsarbeiten durchführen soll. Zuerst zeigt sich Christian nicht, doch dann passiert ein Unfall und BEIDE Männer erleben eine Überraschung.

Eigentlich verrät schon der Klappentext, worum es in etwa bei „Als die Einsamkeit wich“ von K.C. Wells geht. Die Geschichte könnte leicht so ins Drama abrutschen, das permanent auf die Tränendrüsen drückt. Passiert aber nicht, im Gegenteil. Die eigentliche Tragödie hat schon lange stattgefunden, bevor sich Josh und Christian kennenlernen und sich durch Christians selbstgewählter Isolation noch vertieft.
In dem vorliegenden Buch geht es um etwas anderes: Es beschreibt eine wirklich zärtliche und zuckersüße Liebesgeschichte zwischen zwei unheimlich sympathischen Männern. Als Leser freut man sich einfach zusammen mit Josh über jeden kleinen Schritt, den Christian zurück ins Licht, ins Leben wagt.
Es wird nicht einmal verschwiegen, dass es für die beiden schon fast zu gut läuft. Das bringt K.C. Wells so geschickt ein, dass man … eigentlich gar nichts mehr über mögliche Steine im Weg wissen will. Vor allem Christian hat genug erlitten. Es wird langsam Zeit für ihn, endlich einmal richtig glücklich zu sein!
Abgerundet wird die Story mit lebendigen und interessanten Nebencharakteren, die Lust darauf machen, mehr über sie zu erfahren.

Fazit: Wirklich was fürs Herz, genau das, was man gerade braucht! Dafür gibt es zufriedene 5 Zuckersterne und eine Leseempfehlung. Das Buch hinterlässt ein gutes Gefühl und ein Lächeln auf den Lippen.

Haben wollen? 

 Hier kann man das Buch von K.C. Wells kaufen: 
- "Als die Einsamkeit wich"

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

Mittwoch, 25. März 2020

"Earl of Night: Historischer Liebesroman" von Clannon Miller

Aus der Dunkelheit ins helle Licht …

Das Schicksal hat es nicht gut mit der jungen Maddy gemeint: Schon lange ist ihr Vater dem Glücksspiel verfallen, doch kurz vor seinem Tod scheint er verrückt geworden zu sein! Hat er tatsächlich die Hand seiner eigenen Tochter an einen finsteren Earl verloren, der im Verdacht steht, seinen eigenen Bruder ermordet zu haben und seitdem so grausam entstellt ist, dass er sich niemandem mehr zeigt? Zu Maddys Entsetzen besteht der Earl auf einer Heirat und verlangt auch von ihr, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen. Doch ganz langsam bemerkt sie, dass mehr hinter der dunklen Maske und dem unbändigen Zorn steckt, der Lord John Sutton begleitet wie ein Schatten, als alle Welt glaubt.

Historicals, die an „Die Schöne und das Biest“ angelehnt sind, gibt es wie Sand am Meer. Kennt man eines, kennt man eigentlich alle. Aber halt! Dieses hier ist von Clannon Miller, die es immer wieder schafft ihre Leser nicht nur mit ungewöhnlichen Held*innen zu überraschen, eine Geschichte mit völlig unerwarteten Wendungen zu erzählen und bei der man für sein Geld keine dünne Schmonzette, sondern einen richtig dicken Wälzer bekommt, den man trotzdem keine Sekunde aus der Hand legen möchte, bis man weiß ob und wie er endet.

Earl of Night“ passt haargenau in diese Reihe. Zwar mag man am Anfang noch das Gefühl haben: „Die Story kenne ich doch schon so ähnlich!“, doch die sympathische, unkonventionelle und couragierte Maddy nimmt einen schnell gefangen. Man möchte unbedingt wissen, was aus ihr wird. Wieder einmal schafft es Clannon Miller aus eigentlich bekannten Elementen etwas erfrischend Neues und richtig Gutes zu schaffen. Maddy ist eine der Heldinnen, mit denen man sich gerne identifiziert: Sie ist weder perfekt noch ohne Angst. Doch statt mit dem Schicksal zu hadern, nimmt sie es mutig an und macht das Beste aus ihrer Situation, bricht dabei auch Regeln und Konventionen.

Es macht richtig Spaß, sie auf ihrem Weg zu begleiten!

Es dauert dagegen eine Weile, bis man mit John Sutton richtig warm wird. Zwar zeigt er von Anfang an, dass er kein schlechter Mensch ist, aber manche seiner Reaktionen und Aktionen irritieren nicht nur Maddy gewaltig. Es dauert seine Zeit, bis man – zusammen mit Maddy – versteht, was den Mann wirklich antreibt. Allerdings ist es von Anfang an ziemlich amüsant, die beiden miteinander zu erleben. Dunkelheit und Licht prallen aufeinander und dabei fliegen Funken in alle Richtungen. Überraschend und kein bisschen peinlich sind übrigens von Anfang an die erotischen Szenen. Wirklich faszinierend ist dabei, dass ein Held präsentiert wird, der nicht nur eine Narbe hat, die sich später als verwegene herausstellt und sein gutes Aussehen nur unterstreicht. John ist und bleibt äußerlich entstellt. Das wird immer so bleiben, doch Maddy schafft es, wieder Licht in sein Inneres zu bringen und den Earl aus der ewigen Dunkelheit, mit der er sich umgibt, zu locken.

Abgerundet wird die romantisch-sinnliche Liebesgeschichte durch einen bis zum Ende spannenden Krimi-Plot. Ok, man ahnt natürlich, dass John kein Mörder ist, aber wer steckt denn nun hinter dem schrecklichen Brand im Westturm, der ihn entstellt und so viele Leben gekostet hat?

Clannon Miller schafft es auch in „Earl of Night“ wieder, allen Personen in der Handlung Tiefe zu verleihen. Keiner ist nur gut oder nur böse, sie alle haben ihre Geheimnisse und Gründe für ihr Handeln. Das rechtfertigt natürlich nicht jede Tat, im Gegenteil! Aber als Leser erwischt man sich schnell dabei, nicht nur mit John und Maddy um ihr Glück zu fiebern, sondern auch mit ihren Verwandten und dienstbaren Geistern. Ganz nebenbei findet man dort eine fast schon philosophische Diskussion um den Unterschied von Recht und Gerechtigkeit …

*grins*
Übrigens: Natürlich ist WhatsApp im historischen England noch nicht erfunden, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, John und Maddy würden quasi eine viktorianische Variante davon benutzen – mit allen Chancen und Risiken dieses Mediums.

Fazit:
Super!!! Tolle Story, klasse Heldin und zuerst dunkler, dann immer netter erscheinender Held. Der „Earl of Night“ nimmt nicht nur Maddy für sich ein, sondern begeistert jeden, der sich in die Geschichte vertieft. Satte 428 (!) Seiten garantieren mehr als nur ein paar vergnügte, spannende Lesestunden. Dafür gibt es von mir mindestens 5 Sterne und eine Leseempfehlung.


Haben wollen? 
 Hier kann man die Bücher von Clannon Miller kaufen: 

Historische Romanze:
- "Earl of Night"


Freche Thriller:
- "Kissed by Trouble: Der Schatz von Akkad"
- "Kissed by Trouble2: Der King of Kings"

Erotische Romanzen:
- "First Night - Der Vertrag
- "First Day - Die Mission"
- "Pygmalion - perfekt unverliebt"
 "Back and Beyond 
"Harvestine

SF-Fantasy-Erotic-Lovestorys:

- "Valkyria - Teil 1: Schwanengesang"
- "Valkyria - Teil 2: Wolfszauber
- "Valkyria - Teil 3: Elfensturm

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# Die Rezension enthält Werbelinks.



"Vergeltung (The Protectors Band 3)" von Sloane Kennedy

Superhelden gibt es wirklich!

Tate ist es gewöhnt, bedroht und geschlagen zu werden. Aber für Matty, den Jungen, den er als seinen eigenen Sohn ansieht, wächst er über sich selber hinaus.
Hawke ist mehr als verblüfft, als der junge Mann, den er wegen seiner Verbindung zu einem schrecklichen Verbrechen in die Zange nehmen will, trotz seiner Angst den Mut aufbringt, ihm zu trotzen, um ein kleines Kind zu schützen. Geradezu verblüfft ist er, als diese Handlung nicht nur seinen Zorn, sondern ein Gefühl erweckt, dass eigentlich mit seiner Frau gestorben ist …

Mit „Vergeltung“ legt Sloane Kennedy den dritten Band der „The Protectors“ Serie vor. Die Geschichte folgt wieder dem schon bekannten Schema, dass zwei (oder wie in Band 1 auch mal drei) Tortured Heros aufeinandertreffen und bemerken, dass sie für einander alles sein könnten. Wie immer wird die Story abwechselnd in der Ich-Perspektive aus der Sicht Hauptcharaktere – hier also Hawke und Tate - erzählt, die ihre Liebe finden, während sie eigentlich Vergeltung oder Erlösung suchen.

Trotzdem ist dieses Buch etwas ganz besonderes. Dafür sorgt zum einen der erst fünfjährige Matty, der mit seinem kindlichen Charme, seiner Lebensfreude und seiner Herzlichkeit schnell die heimliche Hauptfigur der Geschichte wird. Als Tate herausfinden, dass Matty krank ist, bleibt ihm keine andere Wahl mehr, als Hawkes Hilfe anzunehmen. Damit ist der Grundstein für eine Beziehung gelegt, die sich in einer für beide Männer überraschende Richtung entwickelt. Das ist nicht immer einfach. Hawke hängt immer noch an seiner toten Frau. Er hadert nicht nur damit, dass er nun plötzlich einen Mann begehrt, er fühlt sich, als würde er die Liebe seines Lebens verraten, wenn er überhaupt jemand anderes in sein Herz lässt.
Hawkes Zweifel und Tates Verzweiflung drücken sich nicht nur in ihren Worten aus, auch ihre körperliche Beziehung ist davon geprägt. Es scheint für Tate und Hawke nicht möglich zu sein, Herz, Verstand und Begehren unter einen Hut zu bringen. Ob und wie sie es schaffen, ist so spannend und mitreißend, dass die Thriller-Handlung fast in den Hintergrund tritt. Die wachsende Beziehung der beiden Männer trägt die Geschichte problemlos.
Für Auflockerung sorgen die Szenen um Matty, der trotz seiner schweren Krankheit ungebrochenen Optimismus ausstrahlt. In diesem Zusammenhang wird sogar der grimmige Ronan zum Softie und …

*grins* Neee, das verrate ich nicht, das muss man einfach selber lesen und wird es NIE wieder vergessen, egal wie grimmig Ronan oft auftritt.

Fazit: Begeisterte 5 Punkte und eine Leseempfehlung. Was einen echten Superhelden wirklich ausmacht, wird im Laufe der Geschichte jedenfalls klar.

P.S. 1: Ich kenne die komplette Serie schon aus dem Englischen und habe sie mehrmals gelesen. „Vergeltung“ ist dabei immer noch einer meiner absoluten Favoriten. Das scheint Sloane Kennedy auch so zu gehen, denn Hawke, Tate und Matty tauchen in vielen weiteren Bänden als Neben-Charaktere auf.

P.S.2: Eines kann auf Dauer nicht verschwiegen werden. So toll ich die Geschichten von Sloane Kennedy auch finde, der Umgang mit der Thematik „Selbstjustiz“ ist … sehr amerikanisch. Außerdem wiederholen sich einige Szene immer wieder, halt nur an unterschiedlichen Orten und mit anderen Personen. Die Charaktere und ihr Schicksal sind allerdings so berührend, dass man trotzdem nicht die Finger von den Büchern lassen kann.



Haben wollen?
 Hier kann man die Bücher von Sloane Kennedy kaufen: 

- "Absolution (The Protectors 1)" (Jonas, Mace & Cole)
- "Heilung (The Protectors 2)" (Ronan & Seth)
- "Vergeltung" (The Protectors 3)" (Hawke & Tate)

Schon auf Deutsch erschienen ist die "Finding"-Serie
- "Ein Zuhause finden“ 
- "Vertrauen finden"
- "Frieden finden"
- "Vergebung finden"

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# Die Rezension enthält Werbelinks.

Montag, 23. März 2020

"Mercy Thompson 12: Smoke Bitten" von Patricia Briggs (engl.)

Ach wie gut, dass niemand weiß …

Lügen ist schwierig der Welt der übernatürlichen Wesen. Entweder es ist ihnen nicht möglich, wie bei den Fae … oder aber das Gegenüber riecht die Unwahrheiten. Wortwörtlich …

Wenn man also eine unangenehme Wahrheit verschleiern will, muss man daraus ein Geheimnis machen. Genau das kann aber auch zu richtig ernsten Problemen führen.

Mercy spürt, dass ihr geliebter Adam etwas vor ihr verheimlicht. Aber sie wäre nicht sie selbst, wenn sie ihn auf Dauer damit durchkommen lassen würde. Leider wartete die Welt nicht darauf, dass die beiden ihre Probleme ausräumen. Underhill installiert ganz schamlos eine Tür ins Feenland in Mercys Garten, ein unbekannter Feind hoppelt als überraschend gefährlicher Hase herum, wenn er nicht gerade Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu töten, und fremde Werwölfe hegen finstere Pläne.

Gut das man sich bei Mercy nur auf eines verlassen kann: Sie handelt immer unerwartet.

Mit „Smoke bitten“ führt Patricia Briggs die Handlungsfäden aus den vergangenen Büchern, besonders aus „Sturm Cursed“ konsequent weiter. Gefahren drohen Mercy und ihren Lieben von allen Seiten, nicht zuletzt aus dem Inneren und es dauert eine ganze Weile, bis sich das Bild langsam klärt.

Ich mag an der Serie neben den spannenden Abenteuern die immer weitere wachsende Beziehung zwischen Adam und Mercy sowie den trockenen Humor am liebsten. Deshalb hatte ich diesmal ziemlich zu schlucken. An dem Gedanken, dass Adam und Mercy nicht mehr an einem Strang ziehen, hatte ich echt zu knabbern. Was es damit wirklich auf sich hat … ist unheimlich berührend und gibt vor allen Dingen Adam eine ganz neue Tiefe, die nur ein weiteres Indiz für die Qualität der Serie ist.

Die Geschichte ist insgesamt eine der ernsteren der Serie. Sie wird von Seite zu Seite spannender und obwohl die Feinde von außen eine große Bedrohung darstellen, so bleiben doch die Szenen, in denen Mercy über ihre Beziehung zu Adam und den anderen Wesen in ihrem Leben nachdenkt, am stärksten im Gedächtnis. Auch wenn sie wieder einmal mit vollem Körpereinsatz und allen möglichen schmutzigen Tricks kämpfen muss, die größten Kämpfe muss Mercy diesmal mental bestehen. Das ist für die notorisch auf ihre Unabhängigkeit pochende Coyote-Wandlerin oft ganz schön schwierig.

Fazit:Smoke Bitten“ ist eines der dunkleren und tiefgründigeren Bücher der Serie. Auch wenn immer wieder humorvolle Szenen eingestreut sind, muss man doch oft ziemlich schlucken. Ich weiß jetzt schon, dass ich die Story mehrmals lesen werde, aber das ist eines der Bücher, die ich erst einmal sacken lassen muss. Natürlich verdient Mercy sich trotzdem ihre 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Man sollte die Serie aber unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen. Gerade dieses Buch erhält seine Tiefe vor allem, wenn man die Vorgeschichte kennt. Für die Qualität spricht übrigens, dass ich Band 12 beendet habe und jetzt schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung warte …



Haben wollen? 

 Hier kann man die Bücher von Patricia Briggs kaufen: 

- "Smoke Bitten" (Band 12, engl.)

Mercy Thompson auf Deutsch:
- "Ruf des Mondes" (Band 1)
- "Bann des Blutes" (Band 2)
- "Spur der Nacht" (Band3)
- "Zeit der Jäger" (Band 4)
- "Zeichen des Silbers" (Band 5)
- "Siegel der Nacht" (Band 6)
"Tanz der Wölfe" (Band 7)
- "Gefährtin der Dunklheit(Band 8)
- "Spur des Feuers(Band 9)
- "Stille der Nacht“ (Band 10)
- "Ruf des Sturms" (Band 11)

"Alpha & Omega" ("Partnerserie"):
- "Schatten des Wolfes(Band 1)
- "Spiel der Wölfe(Band 2)
- "Fluch der Wolfes(Band 3)
- "Im Bann der Wölfe(Band 4)
- "Die Stunde der Wölfe" (Band 5)

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# Die Rezension enthält Werbelinks.



Mittwoch, 11. März 2020

"Der Traum des Weißen Tigers" von Jennifer Ashley

Gemeinsam sind wir stark! 

Kendrick ist schon so lange auf der Flucht, dass es für ihn fast zur Normalität geworden ist. Eine Weile sah es so aus, als hätte er für sich und die halsbandlosen Shifter, die sich ihm angeschlossen haben eine kleine Oase der Ruhe geschaffen. Doch ausgerechnet die Morrisseys zerstörten seine Zuflucht, als sie eine verschwundene Frau suchen und zwingen damit Kendrick alles aufzugeben. Kann er sein Rudel wieder um sich sammeln und sie alle davor bewahren, die verhassten Halsbänder zu tragen, die die Menschen den Shiftern aufzwingen?
Für eine Frau hat Kendrick keine Zeit. Trotzdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Dinner, in dem die hübsche Addison bedient. Und das nicht, weil der Kuchen so fantastisch ist …
Kendrick will sich nicht an Addison binden, weil er glaubt sie in Gefahr zu bringen. Doch er hat unterschätzt, was er als Shifter eigentlich wissen sollte: Nur gemeinsam können sie ihren Feinden trotzen!

Mit „Der Traum des weißen Tigers“ führt Jennifer Ashley ihren Handlungsstrang um eine Gruppe von Shiftern fort, die bisher den Menschen und ihren Gesetzen entkommen sind und versuchen unauffällig und unerkannt fernab der Shiftertowns zu leben. Das hat Vorteile, führt allerdings auch zu Problemen. Wie schon in der Vergangenheit gibt es Shifter die glauben, jede Auseinandersetzung wäre mit Gewalt zu lösen und nur das Recht des Stärkeren wäre Gesetz.

Kendrick und sein Rudel sind gerade auf der Flucht, haben sich aufgeteilt, während er nach einer neuen, sicheren Bleibe für alle sucht. Leider glaubten einige der Männer und Frauen, er hätte sie im Stich gelassen und lehnen sich gegen ihn auf. Außerdem taucht unerwartet ein alter Feind wieder auf. Kendrik muss kämpfen, obwohl er sich eigentlich nach Frieden sehnt und nichts lieber möchte, als in aller Ruhe um Addison zu werben. Die Geschichte um die Probleme eines Anführers wider Willen ist hier in eine Urban Fantasy Welt verlegt, aber sie verliert dabei nichts von ihrer Aussagekraft. Kendricks Konflikte und Zweifel werden sehr berührend und nachvollziehbar geschildert. Trotz seiner körperlichen Überlegenheit begegnet ihm Addison auf Augenhöhe. Eines haben die beiden nämlich gemeinsam: Sie geben alles, für die Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Nur gemeinsam können sie die Stärke entwickeln, die sie benötigen, um Kendricks Traum von einem sicheren Ort für sein Rudel zu verwirklichen.

„Der Traum des Weißen Tigers“ lebt wie alle Bücher der „Shifters Unbound“ Serie von der gelungenen Mischung aus Sinnlichkeit, leidenschaftlicher Liebe und herzlichem Zusammenhalt in den Familien. Für die ersten beiden sorgen natürlich in erster Linie Kendrick und Addison selbst, für den Rest seine absolut niedlichen Söhne. Aber auch die Verbindung von Kendrick zu seinen Rudelgenossen wird wunderbar geschildert.

Ich liebe die Reihe aber auch, weil Jennifer Ashley es auch jenseits von expliziten Szenen immer wieder schafft, beim Leser nicht nur Gefühle zu wecken, sondern auch alle Sinne anzusprechen. Man spürt die Hitze der texanischen Sonne, riecht den Staub und fühlt die Weite der sternenklaren Nächte. Jennifer Ashley zeichnet mit ihren Worten Bilder unglaublich lebhaft sind.

Ich kenne (und liebe) die Story auch im Original und bin hier wieder einmal echt begeistert von der Übersetzung.

Man „Der Traum des weißen Tigers“ übrigens gut lesen, ohne die anderen Bände der Serie zu kennen. Vielleicht versteht man dann nicht jede kleine Anmerkung, aber davon bleibt die Kernaussage der Geschichte unberührt.

Fazit: Spannend, berührend und gewohnt sinnlich. Trifft den Tenor wieder einmal perfekt. Dafür gibt es von mir 5 Punkte und eine Leseempfehlung.


Haben wollen? 
 Hier eine Auswahl der Shifters Unbound Geschichten von Jennifer Ashley, die auf Deutsch vorliegen: 

Auf Deutsch liegen von den Shiftern bisher vor:
- "Liams Zähmung" (Band 1: Liam und Kim)
- "Der Bund des Wächters" (Band 2: Sean und Andrea)
- "Bodyguard: Unter dem Schutz des Bären" (Band 2,5: Ronan und Lizzy)
- "Der Kuss der Feenkatze" (Band 3: Diego und Cassy)
- "Die Gefährtin des Jaguars" (Band 3,5: Spike und Myka)
- "Das Herz des Löwen" (Seamus und Bree)
- "In den Armen des Wolfes" (Broderick und Joanne)
- "Die Zärtlichkeit des Wolfes" (Mason und Jasmine)
- "Im Bann des Tigers" (Band 5: Tiger und Carly)
- "Tigers Mission" (Short-Story mit Tiger und Carly)
- "Der Traum des Weißen Tigers" (Band 8: Kendrick und Addison)

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# Die Rezension enthält Werbelinks.

 

Dienstag, 10. März 2020

"Speechless – Sprachlos (Pier 70, Band 3)" von Nicole Edwards

Wir müssen reden …

Einen Teil seiner selbst gibt Teague niemals preis, selbst den Menschen nicht, die er langsam als Freunde betrachtet. Um beim Sex gilt die Regel: Anfassen ja, Gefühle nein!
Das passt eigentlich genau zu der Strategie, mit der sich Hudson durchs Leben schlägt. Wegen seiner Stummheit hat er schon oft Ablehnung erfahren. Doch Teague geht im unter die Haut. Er will eigentlich viel mehr von dem jungen Mann, als eine kurze Affäre. Hudson geht behutsam vor, um Teague nicht zu verschrecken und übersieht dabei, das langsam manchmal auch zu langsam bedeuten kann.

Speechless – Sprachlos“ von Nicole Edwards ist der dritte Band der „Pier 70“-Serie. Um es vorweg zu schicken: Man kann das Buch problemlos lesen, ohne die anderen Geschichten zu kennen. Mich hat hier der Titel „Sprachlos“ angelockt, weil ich dachte es geht um Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen den beiden Männern: Der eine will nicht (über sich) reden, der andere kann es nur mit Hilfe von Handy oder Gebärdensprache. Darum geht es auch tatsächlich und die Art und Weise, wie die Teague und Hudson ihre ganz eigene Sprache finden, die z.B. viele Berührungen beinhaltet oder in der Taten für sich sprechen, hat mich nicht nur mitten ins Herz getroffen, sondern auch völlig fasziniert.

Vor allem Hudson lässt seine Hände nicht nur in Gebärdensprache tanzen (die Teague zu Beginn nicht versteht), sondern auch über den Körper seines Geliebten. Er schafft es ohne Worte, Teague Zuneigung zu vermitteln und der braucht eine ganze Weile, um zu verstehen was mit ihm passiert. Die Story enthält von Anfang an sehr viele explizite Szenen. Teague weiß bald nicht mehr, wo ihm der Kopf steht, weil Hudson ihm kein schnelles Rein-Raus gibt, sondern in sinnlich immer wieder bis an den Rand und darüber hinaus treibt. Obwohl das Wort nicht erwähnt wird, scheint Hudson Edging in Perfektion zu beherrschen.

Die emotionale Beziehung der beiden wächst langsam und es ist wunderschön zu lesen, wieviel Geduld Hudson mit seinem Partner hat.

Die Story hat allerdings noch eine andere Ebene, auf die die Autorin im Vorwort und im Nachwort extra hinweist. Teague leidet – ohne dass er es weiß – an Depressionen. Da diese nicht behandelt werden, verliert er beinahe einen Kampf, von der er noch nicht einmal weiß, dass er ihn kämpft.

Nicole Edward arbeitet die Thematik sehr geschickt in die Geschichte ein, zeigt warum Menschen mit scheinbar ähnlichem Schicksal sich in völlig verschiedene Richtungen entwickeln und völlig verschieden reagieren. Die Behandlung von Teague kommt dann leider ein wenig lehrbuchhaft daher, dafür entschädigen allerdings die wunderbar emotionalen Szenen, die es wirklich in der gesamten Geschichte gibt.

Gehört das Thema Depression überhaupt in eine Romanze? In meinen Augen eindeutig ja, wenn es so gut eingebunden wird, wie hier. Nicole Edwards schlachtet das Thema nicht aus, sie stigmatisiert nicht, sondern erzählt einfach eine Geschichte. Für Normalität und Sichtbarkeit in der Gesellschaft von sogenannten Tabu-Themen kann man auf unterschiedliche Weise sorgen. Hier wird trotz aller Dramatik sehr selbstverständlich und unaufgeregt erzählt, wie Menschen mit Depression und ihr Umfeld damit umgehen. Mir hat das gut gefallen.

Fazit:Speechless – Sprachlos“ erhält von mir auf jeden Fall 5 Punkte und eine Leseempfehlung. Die Story ist erotisch und emotional, sie ist toll erzählt und sensibilisiert fast nebenher noch für ein Thema, dass immer noch gerne totgeschwiegen wird.
Bitte mehr davon!

Haben wollen? 
 Hier kann man die "Pier 70" Serie von Nicole Edwards kaufen: 
- "Reckless - Hemmungslos" (Cam & Gannon)
- "Fearless - Furchtlos" (Dare & Noah)
- "Speechless - Sprachlos" (Teague & Hudson)

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

 

Freitag, 6. März 2020

„Unterleuten“ von Julie Zeh (Verfilmung!)

Warum ich sogenannte „Bestseller“ hasse …


Achtung: Enthält SPOILER!!!


In einem kleinen Dorf in Brandenburg scheint die Zeit beinahe stehen geblieben zu sein. Dort mischen sich Alt- und Neubürger, Landwirte, Öko-Romantiker und – weil der Roman nun mal im Osten spielt - Gewinner und Verlierer der Wende. Als ein Windpark gegründet werden soll, brechen schwelende Konflikte auf und entladen sich schließlich in einem Strudel von Hass und Gewalt.

Weshalb ich bisher um das Buch „Unterleuten“ von Julie Zeh einen Bogen gemacht, obwohl mich das Thema brennend interessiert, erkläre ich weiter unten. Kurz gesagt liegt es daran: Ulla und „gute“ Literatur … das passt nicht zusammen, wie mich die Erfahrung gelehrt hat.

Schon in der Schule habe mich mit meinem Deutschlehrer darum gestritten, was „gute“ Bücher sind (und denke heute noch gerne an die tollen Diskussionen zurück, in denen ich mich immer ernst genommen fühlte! Danke dafür!!!)

Nach dem Abi war ich frei … zu lesen, was ich wollte und trotz meines exorbitanten Bücherkonsums habe um sogenannte „Literatur“ einen weiten Bogen gemacht. Werke, die von sogenannten Literaturkritikern besprochen und gar gelobt wurden … sind ziemlich schnell von meiner Leseliste geflogen. Der Hinweis auf bestimmte, bekannte Bestsellerlisten war für mich ein klares „Bloß nicht kaufen!“-Kriterium.

Manchmal bin ich schwach geworden … und in meiner Meinung bestärkt. Ich kann mit gesellschaftskritischen Romanen nichts anfangen, weil sie in meinen Augen meistens eines vermissen lassen: Eine gute Geschichte mit einer interessanten Handlung und einer klaren Aussage. (Dieser Aussage muss ich als Leser ja nicht zustimmen.) Was „nützt“ mir ein Roman, wenn sich am Ende die handelnden Personen nicht weiterentwickelt oder die Situation nicht verändert hat.

Gesellschaftskritik gehört für mich in Sachbücher, nicht verpackt in oft wirre Geschichten mit Charakteren („Helden“ weigere ich mich hier zu sagen!), die merkwürdig konstruiert wirken und meist völlig lebensfremd daherkommen.

Naja, wenn man ein Buch nicht lesen will, gibt es ja noch die Verfilmung, auf die man warten kann. Gerade bietet die ZDF-Mediathek vorab die Verfilmung des Bestsellers „Unterleuten“ von Julie Zeh an. Die Autorin schätze ich übrigens sehr, soweit man das als Zuschauer von Talk-Shows oder Interviews behaupten darf. Ihre Geschichte des „zerrissenen Dorfes“ hat mich als Landei schon immer sehr interessiert. Wäre sie nicht als der „große Gesellschaftsroman“ in allen möglichen Bestsellerlisten gelandet, hätte ich sie mit Sicherheit auch schon gelesen. Aber manchmal ist es halt schwer, über den eigenen Schatten zu springen …

Also habe ich die Chance genutzt, und mir die Story angeschaut. Was soll ich sagen? Der erste und der zweite Teil haben mich völlig begeistert! „Ja!“, dachte ich. „Das ist es! Ulla, du hast endlich einen Roman gefunden, der sich Literatur nennen darf, und dir trotzdem gefällt! Super! Auf deine alten Tage fängst du noch an, ernsthafte, gesellschaftskritische Romane zu lesen UND sie zu mögen …“

Die Geschichte von Unterleuten lebt von den toll gezeichneten Charakteren, von denen jeder spürbar mehr Schichten hat, als man auf den ersten Blick sehen kann. Natürlich weiß ich nicht, wie weit die Verfilmung vom Roman abweicht (den ich mir im ersten Überschwang eigentlich kaufen wollte), aber die Mischung zwischen Klischee und Kanten stimmt bei den meisten Figuren, auf jeden Fall aber bei den Hauptakteuren. Obwohl im ersten Teil der Verfilmung nicht wirklich viel passiert, baut sich eine gewaltige Spannung auf, die im zweiten Teil noch weiter auf die Spitze getrieben wird.

Und dann kommt der dritte Teil der Verfilmung …

Nicht nur, dass nicht alle Handlungsfäden aufgelöst werden (ok, das passiert im richtigen Leben auch nicht immer …), sondern die Akteure fangen ohne den Hauch einer Entwicklung an, sich völlig anders zu verhalten. So als hätte der heiße Sommer etwas zum Überkochen gebracht, dass schon sehr lange vor sich hin siedetet. Das kann ja bei dem ein oder anderen der Fall sein, aber gleich bei einem ganzen Dorf? Sorry, aber so was ist Schwachsinn, unglaubwürdig und lässt mich – diesmal als Zuschauer und nicht als Leser – total unzufrieden zurück.

Da wird ein misanthropischer Altkommunist auf einmal zum Kapitalisten und Wohltäter. Ein grobschlächtiger Proll sucht plötzlich Friede, Freude, Eierkuchen und ein Theoretiker, der bisher nur mit Worten kämpfte, gibt den Gewalttäter. Das Verschwinden einiger engagierte „Macher“ von der Bühne verwundert schon fast nicht mehr, egal ob sie nun einfach weg sind, fast tot oder wirklich gestorben. Ich persönlich glaube ja, die hätten noch so einiges zu sagen gehabt, das wollte aber dann keiner mehr hören.

Interessant ist übrigens das Frauenbild in der Story. Als Landbewohner freut man sich ja schon, wenn die typische Dorfbewohnerin nicht mit Kopftuch, Kittelschürze und Gummistiefel dargestellt wird. Auch wenn die Damen zuerst ziemlich brav und duldsam daher kommen, treffen sie am Ende die harten Entscheidungen und haben schließlich die Fäden in der Hand. Und neue Probleme an der Hacke …

Aber was will mir die Geschichte von Unterleuten jetzt sagen? Das Menschen viele Schichten haben und Wahrheiten durchaus nicht nur eine Seite? Das es oft keinen Sinn und kein Ende gibt, schon gar kein gutes?

All das wusste ich schon vorher – auch schon bei den interessanten Diskussionen mit meinem Deutschlehrer vor so vielen Jahren. Das entnehme ich den Nachrichten, das finde ich in Sachtexten und das erlebe ich im täglichen Umgang …

Um das zu erfahren, muss ich keinen Roman, keine Fiktion lesen, auch kein Buch von Julie Zeh, so sehr ich sie als Mensch auch mag.

Ich lese Romane, weil ich Geschichten liebe, die mir Hoffnung machen. Natürlich weiß ich, dass es im Leben niemals DAS Happy End geben wird. Dort zählen für mich die kleinen Erfolge, die Sekunden, in denen man mit sich und der Welt zufrieden ist.

Einen Zustand zu bejammern, nützt rein gar nix, auch wenn man das Jammern „Gesellschaftskritik“ nennt. Veränderungen kommen nicht nur durch die Bestandsaufnahme des Hier und Jetzt zustande, da muss man schon selbst Hand anlegen. Hoffnung – egal aus welcher Quelle - gibt die Kraft zum Aufstehen und Weitermachen, wenn dabei (wieder) mal gestolpert ist.

Diese Botschaft fehlt mir in „Unterleuten“ – wie in vielen anderen Büchern von den sogenannten Bestseller-Listen – komplett.

Fazit: Wenn ich nur die ersten beiden Teile der Verfilmung bewerten würde, gäbe es deutlich mehr als 5 Sterne. Den letzten Teil dagegen mag ich überhaupt nicht. Kein bisschen.

Vielleicht hat sich das Anschauen doch gelohnt und vielleicht gibt es auch eine Botschaft: Man sollte miteinander reden, bevor eine Situation eskaliert. Das ist aber leider gar nicht so einfach, wenn nur eine Seite reden will …


Haben wollen? 
 Hier kann man das Buch von Julie Zeh kaufen: 
Unterleuten

Hier geht es zur Verfilmung in die ZDF-Mediathek: *klick*


Bildquelle: amazon




# Die Rezension enthält Werbelinks.

 




Montag, 2. März 2020

Tipp für (Neu-)Autoren - von einem Buchblogger

Keine Ahnung ...
... wie der klassische Buchblogger so vorgeht - falls es so etwas überhaupt gibt. 

Ich bin zum Bloggen gekommen, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde: Ich wusste nicht so genau, was ich eigentlich gerade mache, hatte aber großen Spaß daran. 😜

Nein, im Ernst: Lesen war immer Teil meines Lebens und nachdem ich den ersten e-book-Reader mein eigen nannte, habe ich aus Spaß angefangen Rezensionen zu lesen und zu schreiben. 

 "Veröffentliche die Rezi doch zusätzlich auf einem Blog, dann bekommst du auch Rezensions-Exemplare!", riet mir damals eine Freundin.

Hm? Rezensions-Exemplare? Also Gratis-Bücher??? Echt, jetzt?
Die Aussicht auf Gratis-Bücher ist für einen echten Bücher-Junkie verführerischer als der sprichwörtliche Honig für einen Bären. 🍯🐝
Also: Nicht lange überlegt, einen Blog angelegt (den es in diesem Monat immerhin schon 6 Jahre gibt!) und der Dinge geharrt die da kommen ...

Was soll ich sagen: Die Prophezeiung meiner Freundin, man würde mir Rezensionsexemplare anbieten hat sich tatsächlich erfüllt. Aber leider ist das nicht so positiv, wie ich zunächst gedacht habe:

1. Lieblingsautoren: 
Zuerst einmal hat jeder Blogger Bücher, die er ohnehin lesen möchte. Zum Beispiel die von seinen Lieblingsautoren ...
Die möchte ich z.B. eigentlich unterstützen, also kaufe ich mir die Bücher auf jeden Fall, selbst wenn ich zu den Glücklichen gehöre, die ein Vorab-Exemplar erhalten haben. Die Autoren müssen ja schließlich vom Verkauf leben und es kann nur in meinem Sinne sein, dass sie wirtschaftlich erfolgreich sind und möglichst frei von Existenzsorgen weitere, tolle Bücher schreiben können. Davon profitiere ich als Fan schließlich auch.
(Solche Bücher MUSS ich allerspätestens am Erscheinungstag haben. Am besten in der Erscheinungssekunde. Und dann sofort lesen. Aber das ist hier gerade OT und meiner Sucht geschuldet.)

2. Neue Autoren: 
Dann gibt es natürlich auch neue Autoren, die gerne bekannt werden wollen und Bloggern wie mir Rezi-Exemplare andienen. Manchmal sogar regelrecht aufdrängen. 
Ok, natürlich es schon hin und wieder interessant, in ein Buch, dass einem vielleicht sonst so schnell gar nicht aufgefallen wäre, reinschnuppern zu dürfen und dabei zu sein, wenn sozusagen ein neuer Stern am Himmel aufgeht. 
Nur: Wenn das besagte Erstlingswerk richtig, richtig toll ist ... 
... bin ich schnell wieder bei Punkt 1. 
Falls das Buch mir allerdings nicht gefällt, bin ich ein wenig in der Zwickmühle. Im Zeitalter des Self-Publishing haben nämlich einige Autoren noch nie ein Wort der Kritik gehört, bis ihr Buch in den Verkauf geht. Viele werden ziemlich sauer, wenn man vorsichtig andeutet, dass die Idee ja ganz nett ist, die Umsetzung aber bestenfalls laienhaft und die Sprache ...
(Von der Sprache fange ich besser hier erst gar nicht an.)

3. Verlage:
Es gibt tatsächlich Verlage, die Rezensionsexemplare anbieten ... und Verständnis für meine Sucht haben, manche Bücher SOFORT lesen zu müssen. Damit habe ich ehrlich gesagt nur gute Erfahrungen gemacht. Als Rezi-Schreiber kann ich mir die Bücher aussuchen und - im Gegenteil zu dem, was oft behauptete wird - nimmt es mir keiner krumm, wenn ich mal ein Buch sehr negativ bewerte, weil es mir aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen hat.

4. Und das ist der eigentliche Grund, warum ich heute diesen Blog-Artikel veröffentliche: Promoter
Immer wieder schreiben mich sogenannte "Promoter" an, die angeblich das Marketing für Autoren übernehmen und sich gut dafür bezahlen lassen, ein Buch individuell und zielgruppenorientiert zu bewerben. 
Hört sich toll an, oder?
Falls das bei einem Autor jemals geklappt hat, würde ich mich über Rückmeldungen freuen. 

Bei mir als Blogger landet diese Art der Werbung für ein Buch in der Regel so in meinem Mail-Postfach: 
Angeblich werde ich "individuell" angeschrieben. Das heißt im Klartext: Ich werde in einer Mail mit "Hallo Ulla!" angesprochen, ansonsten ist der Text wahrscheinlich bei allen Bloggern völlig gleich. Ein guter Promoter bietet mir immerhin hauptsächlich Bücher an, die ganz grob in mein Beuteschema passen, dass man z.B. auf meinem Blog oder bei rezi-suche.de gut einsehen kann. 
Guter Promoter sind selten, wenn ich sehe, was so in meinem Posteingang landet.
Auf Hinweise meinerseits, dass ich nichts lese, was auch nur im Ansatz nach Krimi riecht, ist noch keiner der Promoter eingegangen. 
Dafür haben die meisten keinerlei Skrupel, einem Autor, der ohnehin schon einem Druckkostenzuschussverlag aufgesessen ist, noch weiteres Geld für ihre angeblich genau auf sein Buch zugeschnittene Werbung aus der Tasche zu leiern.

Wie gut Adressenlisten gepflegt werden zeigt auch dieses Beispiel: Eine Promoterin fragte mich gleich zwei Mal, ob ich nicht "Mitglied" in ihrem Team werden möchte. 
Team heißt in dem Fall: Toll, ein anderer macht's!
Die Dame kassiert, leitet eine Buch-Datei weiter und erwartet von dem Blogger, die Story zu lesen, sie natürlich (!!!) positiv zu bewerten und die Rezi auf möglichst vielen Kanälen zu posten. Der Blogger bekommt dafür ja schließlich das Buch umsonst!!!

Damit wären wir wieder am Anfang der Geschichte: Rezensionsexemplare aka Gratis-Bücher für Blogger. Super!?

Lohnt sich das?
Für mich kann ich darauf eine ganz klare Antwort geben: NEIN!!!

Natürlich lohnt es sich grundsätzlich IMMER, ein tolles Buch zu lesen! 
Hier ist aber der finanzielle Aspekt gemeint: Lesen braucht Zeit. Eine vernünftige, fundierte Rezension zu schreiben und sie zu veröffentlichen, dauert auch nicht nur ein paar Minuten. ⏰
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Aus finanzieller Sicht bleibt Bloggen selbst mit Rezensionsexemplaren ein Hobby. 
Bevor ich mich also vor den Karren eines Promoter spannen lasse, bezahle ich doch lieber weiterhin für meine Lektüre und schreibe Rezis oder blogge, wie ich lustig bin. 

Und hier kommt endlich der versprochene Tipp: 
Liebe (Neu-)Autoren!
Lasst die Finger von windigen Druckkosten-Zuschussverlagen und / oder Promotern, die euch ebenfalls nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. 

So ungerne das manche auch hören werden: Wenn ihr wirklich Geld für den Erfolg eures Buches ausgeben wollt, sucht euch einen guten Lektor und einen Korrektor oder wenigstens einen Beta-Leser, der nicht den Boden unter euren Füssen anbetet, sondern euch mit konstruktiver Kritik dazu bringt, noch besser zu werden.
Eine tolle Geschichte, die auch noch so richtig gut erzählt ist, findet ganz sicher ihre Leser und mit ein wenig Glück auch ihren Weg an die Spitze der Buch-Charts.
Rezensionen und Buchbesprechungen stellen sich dann von ganz alleine ein!

Bildquelle: eigen (Danke an Tiger!)