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Mittwoch, 12. März 2014

"Engelslied" von Nalini Singh



Blutige Schlachten und zärtliche Szenen

In dem mittlerweile sechsten Band über die "Gilde der Jäger" wendet sich Nalini Singh nach zwei Büchern über Mitglieder der "Sieben" wieder in erster Linie Raphael und Elena, ihrer Beziehung und den Ereignissen im "Kader der Zehn" zu.

Natürlich haben auch die "Sieben" alle kurze oder längere Auftritte, denn Raphael muss sich auf einen Krieg vorbereiten: Eine zunächst unbekannte Kraft greift ihn aus dem Verborgenen hinterhältig an. Mitten im Zentrum seiner Macht fallen Engel vom Himmel und tränken die Straßen mit Blut. Die gesamte Welt hält entsetzt den Atem an.
Aber der Erzengel darf keine Schwäche zeigen. Während er und seine geliebte Elena alles tun, um nach außen Stärke zu demonstrieren, arbeiten sie im Geheimen an Strategien und Bündnissen, die ihr Territorium und die Menschen, Vampire und Engel darin schützen sollen.
Die Unsterblichkeit erweist sich wieder einmal als sehr relativ, den nicht nur die Engel sind gefährdet, auch die Vampire haben mit einer Bedrohung zu kämpfen. Ihre Selbstheilungskräfte versagen plötzlich gegenüber einer bisher unbekannten Krankheit. Keir, der Heiler, vermutet, dass sie nicht auf eine natürliche Ursache zurück geht, sondern speziell entwickelt wurde.
Alle Zeichen stehen also auf Sturm! Oder hat das Alles doch nur mit der "Kaskade", einem periodische auftretenden Phänomen, zu tun, in dem sich nicht nur die Kräfte der Erzengel weiter entwickeln?

Die Faszination des Buches liegt aber nicht nur in der spannenden Geschichte. Nalini Singh schafft es auf ihre einzigartige Weise mit ihren Worten nicht nur fantastische, wunderschöne, eindringliche Bilder zu malen, sie spricht gerade in den "Gilde"-Büchern wirklich alle Sinne an: Wenn sie das herbstliche Manhattan beschreibt, glaubt man, den Verkehrslärm zu hören, die blitzenden Lichter der Häuser vor dem stürmischen Horizont zu sehen und den Schnee in der Luft zu riechen.

Die Beschreibung der Gefühle ist genauso intensiv und geht entsprechend tief unter die Haut. Die Liebe zwischen Raphael und Elena ist in jedem der Worte zu spüren und wenn die Beiden miteinander "tanzen", findet sie ihren Ausdruck in einer sinnlichen Erotik, die einem den Atem nimmt.
Besonders berührt hat mich auch die Beschreibung von Elenas Sorgen: Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater macht sie besonders anfällig für Verlustängste, egal, ob es dabei darum geht, ihren geliebten Erzengel zu enttäuschen und dann mit leerem Herzen zurück zu bleiben, oder um die verzweifelte Überlegung, dass ihre Unsterblichkeit sie irgendwann einmal ohne ihre (sterblichen) besten Freunde aus der Gilde zurücklassen wird...
Aufgewogen werde die ernsten Momente im Buch (und davon gibt es viele, dass hier ist nix für schwache Nerven) von Szenen voller Sinnlichkeit, aber auch von solchen, die auf unterschiedliche Weise pure, ursprüngliche Lebensfreude zum Ausdruck bringen: Das Bild von Ransom und Elena und ihrer wilden Fahrt auf dem Motorrad werde ich bestimmt nie vergessen.

Das Kernthema des Buches ist für mich Liebe, Freundschaft und Sorge für die Wesen, die einem am Herzen liegen. Raphaels und vor allem auch Elenas Gedanken drehen sich immer wieder darum: Ihre tiefe Liebe für einander, aber auch dass, was sie für andere empfinden, schwächt und stärkt sie gleichermaßen. Es macht sie angreifbar und verletzlich, weil die Menschen (Vampire, Engel) ihnen so nahe stehen und es macht sie gleichzeitig gefährlicher, weil sie mit allen Mitteln und ohne etwas zurück zu halten, für ihre Leute kämpfen.

Fazit: Ich könnte noch seitenweise weiter schwärmen, weil ich wirklich begeistert bin. Von mir erhält "Engelslied" mindestens 5 Punkte und eine Leseempehlung. Auch nach über 560 eng beschriebenen Taschenbuchseiten habe ich noch nicht genug davon.

Fairerweise muss ich aber eines anmerken: Man wird dieses Buch vermutlich nur wirklich lieben, wenn man (wie ich) detailreichen und sinnlichen Bilder genießt, die Nalini Singh hier zu Papier bringt und es mag, dass sich eine Geschichte und die Personen darin langsam, Stück für Stück, weiter entwickeln. Die wunderschönen Szenen mit Aodhan, der sich langsam öffnet, mit Illium, der allmählich durch seine Liebe zu Elena heilt, aber auch mit Sara, Ransom und den anderen Jägern, machen für mich den besonderen Reiz dieser Geschichte aus. Sie gehören aber nicht nur in das Buch, sondern vor allem auch in die übergreifende Rahmenhandlung.

Wer eine Story sucht, in der sich knallharte Action-Szenen (die auch nicht fehlen!) dicht an dicht reihen, ist hier nicht ganz richtig. Allen anderen sollten sich darauf freuen, wieder einmal in die Welt der Erzengel einzutauchen und alles um sich herum für eine ganze Weile zu vergessen.

P.S.: Schlaf wird überbewertet. Ich glaube das sagt Elena ziemlich am Anfang. Es kann aber auch Ra
nsom gewesen sein. Ich habe da auf diese weisen Worte noch nicht so richtig geachtet...

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.



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