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Freitag, 8. Juli 2016

"Love - Sex - Fantasy" - Betrag zur Blogtour "Die Sturmfalken von Olbian"






Love – Sex – Fantasy

Wie alles, folgt auch der Buchmarkt gewissen Trends. Zwar ist und bleibt das Genre „Fantasy“ ununterbrochen „in Mode“, die Untergenres aber wechseln. Während man früher nur zwischen High- und Urban-Fantasy unterschied, findet man heute in beiden Sparten eine ganze Reihe von Unterkategorien. Romantische und erotische Fantasy sind da nur Beispiele, aber um genau die geht es in diesem Blogbeitrag.

Der Erfolg ist eigentlich nicht schwer zu erklären: In den fantastischen Welten sind Dinge erlaubt und machbar, die in der realen Welt unerreichbar zu sein scheinen. Die ewige Liebe (und meist auch die ewige Treue) garantiert ein Biss oder ein Gefährtenband, die überwältigende Potenz und der Einfallsreichtum im Bett von Vampiren und Werwölfen ist mittlerweile kein Geheimnis mehr und die makellose Schönheit von Elfen tröstet darüber hinweg, dass sie hin und wieder eine ziemlich fiese Ader haben können. Natürlich lieben auch sie ihr Love-Interest über alles. In Fantasy-Romanen ist alles eine Nummer größer, besser und man darf sich vergnügt in die Geschichte fallen lassen, ohne das eine lästige Stimme im Hinterkopf anmerkt, das alles wäre zu schön, um wahr zu sein und "in echt" sähe ja alles ganz anders aus ... 


Hey! Das ist Fanasy! Das muss sich gar nicht an der Realität messen!

Und doch oder vielleicht gerade deshalb hat Fantasy auch einen zweiten Aspekt, der vielen ausgerechnet bei diesem Genre vielleicht gar nicht in den Sinn kommt: In den fremden Welten erlauben wir Leser es uns, unerschrocken und vorurteilsfrei neue Lebensformen und Ideen zu betrachten. Vielleicht bin ich ja zu idealistisch. Aber ich glaube fest daran, dass wir genau davon auch immer wieder etwas mit zurück in den Alltag nehmen. Wenn ich einmal akzeptiert habe, dass "anders" nicht "schlecht" heißt, setzt sich das im Hinterkopf fest, oder?

Die Idee ist übrigens NICHT neu. Fantasy gab es schon immer, nur das man sie früher "Märchen" nannte und den Erzählern sehr bewusst war, dass sei eine Geschichte unter die Leute brachten, um unauffällig für eine Moral zu werben.
(Funktioniert übrigens nicht immer nach Plan, ich habe schon als Kind geheult, wenn der "böse" Wolf sterben musste, wo das doofe Rotkäpchen doch an allem schuld war, weil es von Weg abgewichen ist ...)

Gute Fantasy Bücher ist immer etwas Besonderes. Es ist gar nicht so einfach, eine ganze Welt zu erfinden, die in sich plausibel ist. Nur auf den allerersten Blick widersprechen sich bei den Romanen die Wörter „Logik“ und „Fantasie“. Damit die Geschichten stimmig werden, müssen sie nachvollziehbaren Regeln folgen, die nicht gebrochen werden dürfen. Nichts ist langweiliger als ein Fantasy-Roman, in dem alle Probleme durch – bildlich gesprochen – ein Fingerschnippen und einen Zauberspruch gelöst werden.

Fantasy ist immer dann spannend und innovativ, wenn sie ihre Leser mit einer neuen Sichtweise überraschen - einer die sich im Alltag vielleicht noch nicht angeboten hat oder um die man sich vielleicht sogar bewusst herum gedrückt hat..

Der Urvater der modernen Fantasy, J.R.R. Tolkien, schrieb mit „Herr der Ringe“ nicht nur einen großartigen Epos über Mut, Freundschaft und Toleranz, sondern auch eine zornige Anklage gegen die Industrialisierung und den Landverbrauch. Das Geniale an Fantasy ist, dass man sie als Leser auf sehr unterschiedliche Weisen genießen kann. Gerade bei Tolkien schwärmt der eine von den vielschichtig angelegten Charakteren, der nächste von den epischen Schlachten und der dritte über den virtuosen Gebrauch von Sprachen.
Über tolle Sex-Szenen in den Büchern selbst freut sich bei Tolkien niemand, weil sie schlicht nicht vorkommen. Die zarte Romanze zwischen Aragon und seiner Elfenprinzessin nimmt nicht annähernd so viel Raum ein, wie die Beziehungen der Männer untereinander. (Vom heutigen Standpunkt aus gesehen: Was hätte man daraus alles machen können … 
Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige Leser dieses Blogs die geschilderten Freundschaften in ihrem Kopfkino nicht ganz so unschuldig sehen, wie Tolkien sie zu Papier gebracht hat.)

Deutlicher wird da schon die nächste Generation der Fantasy-Autoren. Als Beispiel möchte ich hier besonders Marion Zimmer Bradley nennen, die in ihren „Darkover“-Romanen immer wieder explizite Sex-Szenen integriert. Dabei sind viele ihrer Helden und Heldinnen durchaus dem eigenen Geschlecht zugeneigt, was nicht nur angedeutet, sondern auch ganz klar gesagt wird. Für mich persönlich ist aus heutiger Sicht das Buch „Herrin der Falken“ eine Art Schlüsselerlebnis gewesen. Zu einer Zeit, als Schwule in den Medien – wenn überhaupt – sehr klischeehaft und meist als schrille Tunten dargestellt wurden, lernte ich auf einmal Orain kennen. Die Heldin Romilly verliebt sich in den Mann, er kann ihre Liebe aber nicht erwidern, weil er nur Männer ihn erregen. Orain ist vielleicht kein lupenreiner Held, aber er ist ein ganz normaler Mann mit normalen Wünschen und Träumen, den auf den ersten Blick nichts von seinen Mitstreitern unterscheidet. Diese Botschaft hat sich bei mir tiefer eingegraben, als jedes einzelne überzeichnete Bild, das ich vorher gesehen hatte.


Ziemlich innovativ war MZB übrigens auch in einer anderen Hinsicht: Gerade im Moment findet man zunehmend wieder Menage-Romane auf dem Markt. Wer sich durch den Darkover-Zyklus hindurch liest, findet mehr als einen Dreier, Vierer und auch ein paar saftige Orgien. 

(Die Bücher aus dem Darkover-Zyklus gibt es seit einiger Zeit endlich wieder zu kaufen, leider mit ... total hässlichen Covern.)

Heute suchen und finden die Helden in den romantischen und/oder erotischen Fantasyromanen meist wieder die große, die wahre und einzige Liebe. Dabei sind ganz unterschiedliche Spielarten durchaus erlaubt und werden auch offen geschildert. Sex gehört zu Fantasy-Romanen fast so selbstverständlich dazu wie Magie.
Jeder, der ein paar Bücher mit erotischer Fantasy gelesen hat, war sicherlich überrascht, zu welchen Diskussionen die *räusper* fast-schon-Blümchensex-Szenen in SoG geführt haben. Sehr sinnliche Fesselspiele findet man schon lange in Büchern wie z.B. „Engelskrieger“ von Nalini Singh oder bei J.R. Ward. Deutlich härter zur Sache geht es in den „Anita-Blake“ Romanen von Laurell K. Hamilton. Gute Fantasy beschränkt sich dabei nicht darauf, eine Sex-Szene an die nächste zu reihen, sondern zeigt den Menschen (meinetwegen auch den Vampir, den Elfen oder den Werwolf), der aus mehr als seiner Sexualität besteht.

Dabei tauchen auch im Mainstream wieder immer häufiger und selbstverständlicher Helden auf, die sich dem eigenen Geschlecht zugeneigt fühlen. J.R. Ward baut gleich zwei Mal die Liebe zwischen Männern ein, lässt das eine Paar aber eher als Bromance laufen und … wird auch bei dem zweiten nicht wirklich deutlich, nachdem die Schlafzimmertür zu ist. Ähnlich sieht es bei Tina Folsom aus. Ziemlich offen und in jeder Beziehung und richtig heiß dagegen sind die Storys von Inka Loreen Minden. Außerdem gibt es heute eine ganze Reihe toller Gay-Fantasy-Romane, die jeden Geschmack von romantisch bis kochend heiß bedienen.

Etwas zu finden, über das man noch nie gelesen hat, ist dagegen gar nicht so einfach. Doch in der Vielzahl der Neuerscheinungen findet man hin und wieder – manchmal sogar unerwartet – echte Perlen. Gerade weil wirkliche Überraschungen so sind selten, prägen sich dafür umso nachhaltiger ein. Für mich persönlich ist „Die Sturmfalken von Olbian“ von Leann Porter einer dieser Romane. Sie zählt zu den Autoren, die ich „blind“ kaufe, deshalb hat es mich total überrascht, dass Jawed, einer der Helden sozusagen dem dritten Geschlecht angehört. Ich weiß nicht einmal, ob die Sidhe-Metra wirklich für Intersexualität stehen, aber ich fand es unheimlich spannend und berührend zu lesen, wie schwierig es für Jawed ist, sich selbst zu akzeptieren. Erst als er seine Heimat verlässt und in einer toleranteren Gesellschaft ankommt, beginnt er so etwas wie Selbstbewusstsein und Stolz zu entwickeln. Nachdem er sich selbst endlich akzeptiert hat, kann er auch glauben, dass er liebenswert ist und sich seinem Partner öffnen.


Leann Porter doziert nicht mit erhobenem Zeigefinger. Sie zeigt, geschickt verpackt in eine unheimlich spannende und stimmige Geschichte, wie wichtig Akzeptanz und Offenheit sind. Dabei wird die Grundidee der Sidhe-Metra konsequent zu Ende gedacht. Besonders gefallen hat mir das Bild ihrer Familien, bei denen klar ist, dass die Kinder zwei Väter haben und die ganz selbstverständlich akzeptiert werden.

Fazit: Love, Sex und Fantasy gehören - zum Glück - untrennbar zusammen. Sie erlauben es den Leser, sich vergnügt in fremde Welten zu träumen, von ewiger Liebe, unglaubliche heißer Erotik und den tausend verschiedenen Spielarten von Sex zu träumen. 
Wieviele der Träume sich ein kleines Stück in den Alltag retten, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.


Gewinnspiel

Wer Lust hat, mehr über die "Sturmfalken von Olbian" zu erfahren, findet meine Rezi dazu hier: 
*klick*, das Buch kann man z.B. hier kaufen: *klick*.
Die anderen, spannenden Beiträge im Rahmen der Blogtor sollte man sich natürlich auch anschauen:

Buch und Autorin – http://www.corinnasworldofbooks.de
Welt – http://yllinfox.blogspot.com
Figuren – http://bambinis-buecherzauber.blogspot.de
Sidhe – https://likeagaydream.wordpress.com

Sankanische Spiele – http://bookwormdreamers.blogspot.de

Morgen erscheint dann noch folgender Artikel:
Dead Soft Verlag und Autorin – http://romanticbookfan.blogspot.de

Im Rahmen eines - nun natürlich beendeten Gewinnspiels - hatte ich folgende Frage gestellt:

Meine Frage:
Welche Fantasy-Bücher oder -Filme haben euch besonders beeindruckt und vielleicht sogar eine kleinen Einfluss auf euren Alltag hinterlassen?

Über die interessanten Antworten habe ich mich sehr gefreut!

Bildquelle: amazon, pixabay, Leann Porter und Juliane Seidel alias Koriko von "Like a Gaydream"

# Die Rezension enthält Werbelinks.


12 Kommentare:

  1. Hallo,

    "der Drachenreiter" von Cornelia Funke war eins meiner ersten Fantasybücher und ist daher ein besonderes Buch für mich, weil es mir dieses Genre näher gebracht hat.

    LG
    SaBine

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  2. Auf meinen Alltag keins, aber richtig toll fand ich Harry Potter.

    Liebe Grüße,
    Daniela

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  3. Oh da gibt es so viele Bücher und auch Filme die ich liebe. Harry Potter, Herr der Ringe, Eragon und die Edelsteine-Reihe von Kerstin Gier sind meine liebsten. (Hab bestimmt einige vergessen)

    LG Anja
    berschweiler.39@web.de

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  4. Hallo,
    danke für den schönen Beitrag. Einfluß auf meinen Alltag hat keins genommen. Aber Fantasy ist einfach ein klasse Genre. Harry Potter ist super, Herr der Ringe habe ich auch verschlungen und alle in Extended geschaut. Aber es gibt noch so viele mehr.
    LG
    Anni

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  5. Aso Einfluss hat kein Fantasy Film oder Buch hinterlassen eher sucht danach mehr davon zu lesen. ;-) Ich meine Damit die Black Dagger Buchreihe die mich in ihren Bann gezogen hat und ich jedes weitere verschlingen muss :-)
    LG Jenny
    jspatchouly@gmail.com

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  6. Hallo Ulla, auch wenn ich sie nicht ins richtige Leben mit nehme, hat mich doch der Drachenritterzyklus von Gordon R. Dickson als Leserin stark geprägt, seine besondere Sichtweise von Magie und Zeitreise lassen mich andere Bücher mit diesen Themen mit kritischen Augen sehen
    LG Allerleihrau

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  7. Ein wirklich wunderbarer und sehr interessanter Beitrag von dir :) hat mir gut gefallen. Geprägt hat mich denke ich wie viele Herr der Ringe, das ich in meiner Jugend gelesen habe. Davor noch war es dann wohl Harry Potter. Zuerst mit richtiger High Fantasy in Berührung gekommen bin ich aber wohl mit dem Buch der Schwerter von Fred Saberhagen. Alles Bücher die mir sehr viel bedeuten auch heute noch.

    LG

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  8. Hallo :)

    also bei mir laufen eigentlich die Gefühle auf und ab und das bei Game of Thrones. Keine andere Fantasyserie hat es geschafft bisher mich so emotional mitzureißen wie diese :)

    Ganz liebe Grüße
    Jutta

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  9. Die beste FantasyReihe die ich je gelesen habe ist die Kushiel Trilogie von Jacqueline Carey. Das Zeichen (1) Der Verrat (2) Die Erlösung (3) ich kann die Bücher immer wieder lesen und bin jedes Mal auf's neue begeistert, für mich das beste an Fantasy was es gibt!
    LG Jacqui

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  10. Interessanter Beitrag. Danke. Ja, es ist wirklich schwer, neue gute Fantasy Bücher mit schwulen Figuren zu finden. Als Fantasy-Leserin und Autorin suche ich immer nach guten Büchern. Besonders gefallen haben mir Der Name des Windes von Patrick Rothfuss, die Stormlight-Serie von Brandon Sanderson und die Curseworker-Reihe von Holly Black. Fantasy-Bücher haben bei mir tatsächlich etwas bewirkt, nämlich, dass ich auch welche schreiben wollte. Und dadurch eine tolle Gemeinschaft von anderen Fantasy-Autoren gefunden habe.
    Die Romane von Marion Zimmer Bradley habe ich auch als Jugendliche gelesen, gerade das erwähnt Buch. Ich kann sie allerdings in dem Wissen, dass die Autorin ihre Kinder misshandelt hat nicht mehr lesen.
    Empfehlen kann ich auch noch die Magpie-Serie von KJ Charles. Gay Romance mit historicher Fantasy. Einfach tolle Bücher.

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  11. Toller Beitrag :).
    Ich habe sehr gerne Die Feuerreiter seiner Majestät von Naomi Novik gelesen und Pegasuscitar von Chris P. Rolls. Allgemein lese ich mehr Gay Fantasybücher und freue mich deshalb schon sehr auf die im Januar erscheinende Prinzen Trilogie von C. S. Pacat.
    LG Sarah(samenature)

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  12. Hallo und vielen Dank für diesen schönen Blogtour-Tag! Fantasywerke, die mich besonders beeindruckt haben, waren Herr der Ringe, die Harry Potter-Reihe und die Tribute von Panem-Reihe. Hier war ich sowohl von den Büchern als auch von den Filmen sehr begeistert. Das sind auf jeden Fall meine absoluten Fantasy-Highlights.

    Viele liebe Grüße
    Katja

    kavo0003[at]web.de

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