Die Sklaven in den Minen König Eskils wissen, dass sie das Tageslicht niemals wiedersehen werden. Ihre Erinnerung das Leben außerhalb sind vage und kaum greifbar. Erlösung von ihrem grausamen Schicksal bringt nur der Tod.
Doch auch für einen Minensklaven, der noch nicht einmal einen Namen hat, sondern mit einer Nummer gerufen wird, gibt es noch Überraschungen. Völlig unerwartet werden 713 und drei seiner Mitgefangenen von Rebellen befreit. Unter Tage hat die Männer und Frauen nichts auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereitet, ganz im Gegenteil. Nun müssen sie nicht nur lernen, für sich zu sorgen und ihren Teil zur Gemeinschaft beizutragen, sondern auch, mit ihren eigenen Gefühlen und denen der anderen umzugehen.
713 stellt schnell fest, dass ein Leben als freier, wenn auch von den Schergen des Königs verfolgter, Mann, alles andere als einfach ist. Die Fesseln aus Eisen hat er schnell abgestreift, aber in der Sklaverei wurde auch seinen Geist in Ketten gelegt.
Nachdem er nun wieder das Licht der Sonne genießen darf, wird es Zeit etwas zu finden, das sein Herz erhellt …
Mit „713“ legt Gabriele Oscuro einen unheimlich berührenden und zugleich spannenden Fantasy-Roman vor, der den Leser auf eine emotionale Achterbahn schickt. Die abgrundtiefe Verzweiflung, die bei den Sklaven herrscht, obwohl sie ständig mit Drogen betäubt werden, weicht vorsichtiger Hoffnung, als die Rebellen sie befreien. Schnell wird allerdings klar, dass diese Freiheit auch unbekannte Gefahren und Risiken birgt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von 713, der später natürlich den von ihm heiß ersehnten, eigenen Namen erhält, und Tomaz, einem seiner Befreier, erzählt. Die beiden haben von der ersten Sekunde an eine ganz besondere Beziehung zueinander. Ein Teil der Spannung in dem Roman erwächst daraus, woher diese rühren mag und ob sie trotz aller Widrigkeiten zueinander finden.
713 muss zuerst einmal seine eigenen, lange unterdrückten Gefühle und Wünsche kennenlernen. Wo ist der Unterschied zwischen Zuneigung, Begehren und Liebe? Das ist schwierig, wenn man ein Leben lang weder Vorbilder hatte, noch eigene Erfahrungen machen durfte.
Gabrielle Oscuro hat es wunderbar geschafft, den äußeren Rahmen an die Gefühlswelt ihres Hauptcharakters anzupassen: Die Geschichte beginnt im eisigen Winter, der aufziehende Frühling bringt erste, schwerwiegende Veränderungen und – wenn man das so sagen darf – unter dem Licht der Sommersonne wächst der ehemalige Sklave weit über sich selbst hinaus.
Wenn es einen Kritikpunkt an der Geschichte gibt, dann den: Diese Story ist in sich abgeschlossen. Aber ich hätte unheimlich gerne noch viel, viel mehr aus der Welt erfahren, die die Autorin geschaffen hat. Ich hoffe wirklich, dass es irgendwann eine Fortsetzung gibt und ich den liebgewonnenen (und auch den gut gehassten) Charakteren noch einmal begegne.
Fazit: Gefällt mir sehr, also 5 Punkte und eine Leseempfehlung für alle Freunde solider Gay-Romance-Geschichten und spannender Fantasy.
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