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Mittwoch, 30. März 2016

"Brutus, der Dorftrottel" von Kim Fielding

Der sanfte Riese

Brutus ist „anders“ und wird deswegen ausgegrenzt. Schon als Kind wurde er gehänselt und geschlagen. Das hat erst aufgehört, als er schließlich größer und stärker als alle anderen in seinem Dorf war. Besser behandelt wird er deshalb nicht und alle, einschließlich ihm selbst, halten ihn für dumm, gerade gut genug, um niedrige Knochenarbeit zu verrichten.
Als er – mehr durch Zufall – das Leben eines Prinzen rettet und dabei verletzt wird, fühlt der sich verantwortlich, holt ihn in den Palast und bietet ihm einen Job an. So findet sich Brutus als Wächter eines seltsamen Gefangenen wieder. Gray wird nackt und blind in einer kalten dunklen Zelle gefangen gehalten. Man hat ihn offensichtlich misshandelt und in schwere Eisenketten gelegt, ganz so, als würde man trotz seiner Behinderung jederzeit mit seiner Flucht rechnen. Ist er wirklich so gefährlich?

Brutus, der kaum jemals mehr hatte, als er zum schieren Überleben brauchte, genießt den bescheidenen Luxus, den seine neue Stellung mit sich bringt. Und er entdeckt plötzlich, dass er es nicht ertragen kann, wenn die Menschen um ihn herum leiden. Was hat Gray nur angestellt, dass man ihn so offensichtlich jeder menschlichen Würde berauben will? Es kann nicht nur daran liegen, dass er vom Tod anderer Menschen träumt, oder? Schließlich hilft das manchmal dabei, ein Leben zu retten …
Es dauert eine Weile, bis Brutus hinter ein Geheimnis kommt, das tief in der Vergangenheit begraben liegt und fast noch länger, einen Weg zu finden, der altes Unrecht beendet. Allerdings könnte es Brutus – und auch Gray – alles, einschließlich ihres Lebens kosten, diesem Pfad zu folgen. Ist die Freiheit das wirklich wert?

Brutus, der Dorftrottel“ ist das Bild, das ein Mann, der sich als überraschend sanft und schüchtern erweist, von sich selber hat, weil alle anderen ihn ständig so sehen. Brutus ist nicht einmal sein richtiger Name. Den lernt man, zusammen mit Gray, erst kennen, als Brutus schon einen weiten Weg zurückgelegt hat.

Kim Fielding hat ein Buch geschrieben, das überraschend ist. Unheimlich berührend. Total kitschig. Verboten romantisch. Es ist einfach wunderbar.

Die Sprache ist sehr einfach gehalten, aber genau das passt zu Brutus, dessen Stärke nicht in den Worten liegt und auch zu Gray, der am Anfang wegen seines Stotterns kaum in der Lage ist, sich auszudrücken. Es ist einfach wunderschön zu lesen, wie diese beiden geschundenen Seelen sich ganz langsam näher kommen. Während in anderen Büchern oft zuerst der Sex und dann die Liebe kommt, kann man hier als Leser miterleben, wie aus Pflichterfüllung langsam gegenseitiger Respekt, dann vorsichtige Freundschaft und schließlich mehr wird. Brutus, aber auch Gray, wissen zunächst kaum, das Sex und Liebe etwas miteinander zu tun haben können. Sie lernen das miteinander und manchmal kommt man sich fast wie ein Voyeur vor, wenn ihre scheue Annäherung beschrieben wird. Die vorsichtigen Zärtlichkeiten sind unheimlich berührend.

Kim Fielding verschweigt nicht, was zwischen den beiden Männern passiert, aber sie beschreibt es nicht mit expliziten Worten. Der Fokus liegt eindeutig auf den Gefühlen, die sich zwischen Brutus und Gray entwickeln.

Das Buch hat auch ganz klar eine zweite Ebene: Weder das Äußere eines Menschen, noch seine Abstammung zählen. Wichtig ist, was er aus sich macht, wenn er die Chance dazu erhält. Brutus könnte mit seinen Bärenkräften ein brutaler Unterdrücker sein, aber er folgt seinem sanften Herzen. Gray hat am eigenen Leib erlebt, wohin bitterer Stolz führen kann und dafür bezahlt. Weil die Charaktere und die Welt, in der die Geschichte spielt, detailreich und liebevoll geschildert sind, hat man nie das Gefühl, mit erhobenem Zeigefinger belehrt zu werden. Als Leser leidet und hofft man mit den beiden Männern darauf, dass sie ihr verdientes Glück finden.

Einfach ist das nicht! Das Buch wird bei aller Romantik mit jeder Seite spannender und man kann es kaum aus der Hand legen, bevor man weiß, ob Brutus (der sich schon lange bei seinem eigentlich Namen nennt, aber ich will nicht vorgreifen …) und Gray es schaffen, ihre Liebe zu bewahren und ihre Freiheit zu gewinnen. Brutus muss schließlich beweisen, wieviel Heldentum wirklich in einem sanften Riesen steckt …

Fazit: Ich liebe diese Geschichte. Sie ist etwas ganz Besonderes und ich habe sie ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen. Das hier ist romantische Fantasy vom Feinsten, erhält von mir mehr als 5 Punkte und eine Leseemepfehlung. Die Geschichte geht so richtig zu Herzen und lässt den Leser mit einem guten Gefühl zurück. Sanfte Riesen und blinde Zauberer vergisst man eben nicht so leicht wieder!

Haben wollen?
 Hier kann man die Bücher von Kim Fielding kaufen:
- "Brutus, der Dorttrottel"
- "Ein Wolf in der Küche"
"Sprachlos"

Bildquelle: Dreamspinner

# Die Rezension enthält Werbelinks.


2 Kommentare:

  1. Hallo Ulla!
    Ich habe gesehen, du findest die Bücher von Kim auch gut und hast ihre anderen Werke auch verlinkt. Dabei ist mir aufgefallen, dass "Die Blechdose" (http://www.amazon.de/Die-Blechdose-Kim-Fielding-ebook/dp/B00NF7G8BK?ie=UTF8&keywords=die%20blechdose&qid=1459935956&ref_=sr_1_3&sr=8-3)fehlt.

    lg

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    1. ;)
      Nö, das fehlt nicht, das habe ich nur noch nicht gelesen. Deshalb ist es nicht verlinkt.
      LG Ulla

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