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Dienstag, 8. März 2016

"Kein schwuler Land" von Kooky Rooster

Don’t be shy, don’t be feared …

Das Leben auf dem Land ist … anders. „Man“ macht manche Dinge, andere wiederum sind schlichtweg undenkbar! Was sollen schließlich die Nachbarn denken, die „man“ alle persönlich seit Urzeiten kennt und die auch noch neben einem wohnen werden, wenn man alt und grau ist …

Ist das wirklich so? Johan liebt seine Heimat. Er fühlt sich in seinem kleinen Bergdorf zuhause und kann es sich nicht vorstellen, jemals in der Enge einer Stadt zu leben. Dafür nimmt er es sogar in Kauf, dass er mit einer massiven Einschränkung leben muss: Schwule kommen in seiner dörflichen Welt – wenn überhaupt – nur als Schimpfwort vor. Zärtlichkeiten zwischen Männern werden vielleicht noch im Fernseher bestaunt, im echten Leben rufen sie Häme und Schlimmeres hervor. Also spielt Johan den homophoben Macho und gleichzeitig den Frauenhasser. So zweifelt niemand an seiner sexuellen Orientierung und trotzdem hecheln ihm keine Mädels hinterher, mit denen er nichts anfangen kann und will.
Doch wie lange ist es möglich, sich rund um die Uhr verstellen? Wie lange reicht es, einen bestimmten Mann nur aus der Ferne anzuhimmeln?

Als die Situation eskaliert, muss Johann feststellen, dass der höchste Berg in der Umgebung nicht aus nicht in der Landschaft herumsteht, sondern in sich in seinem inneren auftürmt: Es ist seine Angst davor, zu sich selbst zu stehen. Kann und will er es ertragen, dass seine Nachbarn sich über ihn das Maul zerreißen? Sind seine Gefühle für Stefan das wirklich wert?
Vor Johan liegt ein weiter Weg, der weder für ihn noch für Stefan einfach ist …

Kein schwuler Land“ von Kooky Rooster hat mich aus vielen verschiedenen Gründen unheimlich berührt. Ich liebe sowieso, wie die Autorin es schafft, Situationen mit unvergleichlich scharfem Blick zu beobachten und dies dann mit einem leichten Augenzwinkern in Worte zu fassen. Hier habe ich mich köstlich über die treffende Beschreibung der Landbevölkerung amüsiert, besonders, da ich als echtes Landei mich und meine Nachbarschaft in vielen der Szenen wiedererkannt habe, auch wenn der Akzent ein ganz anderer ist ...

Vorsicht! Bei allem Humor steckt auch ein gesundes (und richtiges) Maß Kritik in der Geschichte. Das Dorfleben wird nicht rosarot und idyllisch geschildert, sondern mit allen Höhen und Tiefen. Einige der Szenen sind sogar ziemlich hart. Man kann das Sozialkritik nennen, man kann aber auch einfach sagen, dass Kooky Rooster der Gesellschaft einen Spiegel vorhält.

Natürlich geht es, wie eigentlich immer bei Kooky Rooster, in erster Linie um die Liebe! Große und kleine Schwierigkeiten müssen überwunden werden, bevor die beiden Helden (hoffentlich!) Arm in Arm gemeinsam die Sonne hinter den Bergen untergehen sehen dürfen …
Die Story wird aus Johans Sicht erzählt, so dass man als Leser seine Ängste und Zweifel hautnah miterlebt. Er braucht zu Beginn nahezu seine gesamte Kraft, um einem bestimmten Bild zu entsprechen und bemerkt fast zu spät, dass er dabei ist, das Wichtigste in seinem Leben zu verlieren, nur weil es eben nicht in dieses Bild zu passen scheint. Erst als er anfängt sich weniger um „die Leute“ und mehr um seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte zu kümmern, verliert er allmählich seine Scheuklappen und erkennt, wer seine wahren Freunde sind. Sein inneres und äußeres Outing mitzuerleben ist manchmal schmerzhaft, das macht es aber nicht weniger lesenswert.

Kein schwuler Land“ ist nicht nur die Geschichte von Johan und Stefan. Es ist auch die Geschichte vom einem Leben auf dem Land, das der Zeit manchmal ein wenig hinterherhinkt, aber seine eigenen Höhen und Tiefen hat.

Die Liedzeile: “I’m a man, you’re a man, let me kiss you, take my hand, don’t be shy, don’t be feared, love is love, that’s not weird …” zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Nachdem ich es gelesen habe, finde ich, dass „don’t be shy, don’t be feared“ eindeutig die Kernaussage darstellt. Es gehört Mut dazu, anderes zu sein. Johan versteht schließlich, dass es sich auszahlt, für etwas Richtiges und Wichtiges einzustehen. Einfach ist das nicht, doch so sollte es eigentlich sein.

Fazit:Kein schwuler Land“ ist ein in mehrerer Hinsicht tolles Buch. Egal, ob man darin die Geschichte eines schwierigen Outings, einer komplizierten ersten Liebe oder sogar einen sozialkritischen Roman sieht, die Geschichte von Johan und Stefan packt einen und lässt einen nicht mehr los. Von mir erhält die Story verdient mehr als 5 Punkte und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. 


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Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

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