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Montag, 2. März 2020

Tipp für (Neu-)Autoren - von einem Buchblogger

Keine Ahnung ...
... wie der klassische Buchblogger so vorgeht - falls es so etwas überhaupt gibt. 

Ich bin zum Bloggen gekommen, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde: Ich wusste nicht so genau, was ich eigentlich gerade mache, hatte aber großen Spaß daran. 😜

Nein, im Ernst: Lesen war immer Teil meines Lebens und nachdem ich den ersten e-book-Reader mein eigen nannte, habe ich aus Spaß angefangen Rezensionen zu lesen und zu schreiben. 

 "Veröffentliche die Rezi doch zusätzlich auf einem Blog, dann bekommst du auch Rezensions-Exemplare!", riet mir damals eine Freundin.

Hm? Rezensions-Exemplare? Also Gratis-Bücher??? Echt, jetzt?
Die Aussicht auf Gratis-Bücher ist für einen echten Bücher-Junkie verführerischer als der sprichwörtliche Honig für einen Bären. 🍯🐝
Also: Nicht lange überlegt, einen Blog angelegt (den es in diesem Monat immerhin schon 6 Jahre gibt!) und der Dinge geharrt die da kommen ...

Was soll ich sagen: Die Prophezeiung meiner Freundin, man würde mir Rezensionsexemplare anbieten hat sich tatsächlich erfüllt. Aber leider ist das nicht so positiv, wie ich zunächst gedacht habe:

1. Lieblingsautoren: 
Zuerst einmal hat jeder Blogger Bücher, die er ohnehin lesen möchte. Zum Beispiel die von seinen Lieblingsautoren ...
Die möchte ich z.B. eigentlich unterstützen, also kaufe ich mir die Bücher auf jeden Fall, selbst wenn ich zu den Glücklichen gehöre, die ein Vorab-Exemplar erhalten haben. Die Autoren müssen ja schließlich vom Verkauf leben und es kann nur in meinem Sinne sein, dass sie wirtschaftlich erfolgreich sind und möglichst frei von Existenzsorgen weitere, tolle Bücher schreiben können. Davon profitiere ich als Fan schließlich auch.
(Solche Bücher MUSS ich allerspätestens am Erscheinungstag haben. Am besten in der Erscheinungssekunde. Und dann sofort lesen. Aber das ist hier gerade OT und meiner Sucht geschuldet.)

2. Neue Autoren: 
Dann gibt es natürlich auch neue Autoren, die gerne bekannt werden wollen und Bloggern wie mir Rezi-Exemplare andienen. Manchmal sogar regelrecht aufdrängen. 
Ok, natürlich es schon hin und wieder interessant, in ein Buch, dass einem vielleicht sonst so schnell gar nicht aufgefallen wäre, reinschnuppern zu dürfen und dabei zu sein, wenn sozusagen ein neuer Stern am Himmel aufgeht. 
Nur: Wenn das besagte Erstlingswerk richtig, richtig toll ist ... 
... bin ich schnell wieder bei Punkt 1. 
Falls das Buch mir allerdings nicht gefällt, bin ich ein wenig in der Zwickmühle. Im Zeitalter des Self-Publishing haben nämlich einige Autoren noch nie ein Wort der Kritik gehört, bis ihr Buch in den Verkauf geht. Viele werden ziemlich sauer, wenn man vorsichtig andeutet, dass die Idee ja ganz nett ist, die Umsetzung aber bestenfalls laienhaft und die Sprache ...
(Von der Sprache fange ich besser hier erst gar nicht an.)

3. Verlage:
Es gibt tatsächlich Verlage, die Rezensionsexemplare anbieten ... und Verständnis für meine Sucht haben, manche Bücher SOFORT lesen zu müssen. Damit habe ich ehrlich gesagt nur gute Erfahrungen gemacht. Als Rezi-Schreiber kann ich mir die Bücher aussuchen und - im Gegenteil zu dem, was oft behauptete wird - nimmt es mir keiner krumm, wenn ich mal ein Buch sehr negativ bewerte, weil es mir aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen hat.

4. Und das ist der eigentliche Grund, warum ich heute diesen Blog-Artikel veröffentliche: Promoter
Immer wieder schreiben mich sogenannte "Promoter" an, die angeblich das Marketing für Autoren übernehmen und sich gut dafür bezahlen lassen, ein Buch individuell und zielgruppenorientiert zu bewerben. 
Hört sich toll an, oder?
Falls das bei einem Autor jemals geklappt hat, würde ich mich über Rückmeldungen freuen. 

Bei mir als Blogger landet diese Art der Werbung für ein Buch in der Regel so in meinem Mail-Postfach: 
Angeblich werde ich "individuell" angeschrieben. Das heißt im Klartext: Ich werde in einer Mail mit "Hallo Ulla!" angesprochen, ansonsten ist der Text wahrscheinlich bei allen Bloggern völlig gleich. Ein guter Promoter bietet mir immerhin hauptsächlich Bücher an, die ganz grob in mein Beuteschema passen, dass man z.B. auf meinem Blog oder bei rezi-suche.de gut einsehen kann. 
Guter Promoter sind selten, wenn ich sehe, was so in meinem Posteingang landet.
Auf Hinweise meinerseits, dass ich nichts lese, was auch nur im Ansatz nach Krimi riecht, ist noch keiner der Promoter eingegangen. 
Dafür haben die meisten keinerlei Skrupel, einem Autor, der ohnehin schon einem Druckkostenzuschussverlag aufgesessen ist, noch weiteres Geld für ihre angeblich genau auf sein Buch zugeschnittene Werbung aus der Tasche zu leiern.

Wie gut Adressenlisten gepflegt werden zeigt auch dieses Beispiel: Eine Promoterin fragte mich gleich zwei Mal, ob ich nicht "Mitglied" in ihrem Team werden möchte. 
Team heißt in dem Fall: Toll, ein anderer macht's!
Die Dame kassiert, leitet eine Buch-Datei weiter und erwartet von dem Blogger, die Story zu lesen, sie natürlich (!!!) positiv zu bewerten und die Rezi auf möglichst vielen Kanälen zu posten. Der Blogger bekommt dafür ja schließlich das Buch umsonst!!!

Damit wären wir wieder am Anfang der Geschichte: Rezensionsexemplare aka Gratis-Bücher für Blogger. Super!?

Lohnt sich das?
Für mich kann ich darauf eine ganz klare Antwort geben: NEIN!!!

Natürlich lohnt es sich grundsätzlich IMMER, ein tolles Buch zu lesen! 
Hier ist aber der finanzielle Aspekt gemeint: Lesen braucht Zeit. Eine vernünftige, fundierte Rezension zu schreiben und sie zu veröffentlichen, dauert auch nicht nur ein paar Minuten. ⏰
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Aus finanzieller Sicht bleibt Bloggen selbst mit Rezensionsexemplaren ein Hobby. 
Bevor ich mich also vor den Karren eines Promoter spannen lasse, bezahle ich doch lieber weiterhin für meine Lektüre und schreibe Rezis oder blogge, wie ich lustig bin. 

Und hier kommt endlich der versprochene Tipp: 
Liebe (Neu-)Autoren!
Lasst die Finger von windigen Druckkosten-Zuschussverlagen und / oder Promotern, die euch ebenfalls nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. 

So ungerne das manche auch hören werden: Wenn ihr wirklich Geld für den Erfolg eures Buches ausgeben wollt, sucht euch einen guten Lektor und einen Korrektor oder wenigstens einen Beta-Leser, der nicht den Boden unter euren Füssen anbetet, sondern euch mit konstruktiver Kritik dazu bringt, noch besser zu werden.
Eine tolle Geschichte, die auch noch so richtig gut erzählt ist, findet ganz sicher ihre Leser und mit ein wenig Glück auch ihren Weg an die Spitze der Buch-Charts.
Rezensionen und Buchbesprechungen stellen sich dann von ganz alleine ein!

Bildquelle: eigen (Danke an Tiger!)










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