Dieses Blog durchsuchen

Posts mit dem Label Nicht für mich geschrieben werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Nicht für mich geschrieben werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 23. Juli 2020

"Wilder Wolf" von Fel Fern

Mal wieder drauf reingefallen …

Mit seinem letzten Atemzug schickt sein sterbender Adoptivvater Wesley zum Red Rock. Verfolgt von den Schergen des neuen Alphas rettet er sich in letzter Sekunde in ein Höhlensystem … nur um erneut angegriffen zu werden. Doch das ruft einen geheimnisvollen und ziemlich ruppigen Retter auf den Plan.

Wilder Wolf“ von Fel Fern punktet mit einem tollen Cover und einer interessanten Inhaltsangabe. Auch wenn diese merkwürdige Alpha-Omega-Mpreg-Sache nicht wirklich mein Ding ist, wollte ich Wesley und Qwen unbedingt kennenlernen. Also fix die Leseprobe runtergeladen und siehe da … die Story schien gar nicht so schlecht zu sein.

Leider liegt die Betonung auf dem Wörtchen „schien“. Wider besseres Wissen bin ich mal wieder auf den Verlag „Me and the Muse Publishing“ hereingefallen. Fast immer sehen die Bücher gut aus und der Klappentext verspricht eine spannende und / oder anrührende Geschichte. Die ersten Seiten sind auch halbwegs gut geschrieben und nähren die Hoffnung, dass diese Mal alles anders ist. War es bisher aber noch nie …

Auch die Geschichte von Wes und Owen schöpft ihr Potential nicht mal im Ansatz aus. Gnadenlos werden die beiden durch die ohnehin recht kurze Story gehetzt, ohne auch nur den Hauch einer Chance,Tiefe oder gar ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Paarbindung auf den ersten Atemzug, gut das Werwölfe über Nacht heilen, den am nächsten Morgen geht es schon zur Sache zwischen den beiden. Dann noch schnell eine kleine Paarkrise und – ach ja! – der böse Alpha müsste auch noch beseitigt werden. Voila! Fertig!!!

Die Story hat maximal das Niveau und den Umfang einen schlechten Heftchenromans, da ist es schon fast gut, wie schnell man durch ist. Liebevolle Details und atmosphärische Dichte fehlen dem Buch ebenso wie ein ordentliches Korrektorat. Wenn mir Rechtschreibfehler auffallen, müssen viele da sein, sonst merke ich das gar nicht. Schon unfreiwillig komisch sind die dabei entstehenden Stilblüten, z.B. Zitat „… den Gar ausgemacht hatte …“.

Fazit: Richtig, richtig schade. Eine interessante Idee, leider total lieblos und sprachlich sehr simple umgesetzt. Dafür gibt es von mir nur 2 Punkte und keine Leseempfehlung.

In Zukunft werde ich bei diesem Verlag wieder Vorsicht walten lassen, bevor ich eines der Bücher kaufe. Über die Endlosserien, die man bei "Me and the Muse" findet, sage ich ja schon gar nichts mehr. Sie finden anscheinend ihr Publikum, sonst würden sie eingestellt werden. Wo bei ich mich die semi-kreativen Titel immer wieder zum Kopfschütteln bringen. Über "Treiben lassen mit einer Seekuh" als Überschrift für eine Gay-Romanze werde ich wohl nie hinwegkommen ...

 Trotzdem haben wollen?

 Hier kann man das Buch von Fel Fern kaufen:
- "Wilder Wolf"

Bildquelle: amazon

 # Die Rezension enthält Werbelinks.


Mittwoch, 20. November 2019

"Ein Bodyguard zu Weihnachten" von T.C. Daniels

#MeToo? Nie gehört?

Parker ist der neugewählte Gouverneur von Massachusetts. Nach dem anstrengenden Wahlkampf braucht er ein paar Tage Urlaub, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Warum er ausgerechnet seinen super-heißen Bodyguard Grant mitnimmt, bleibt ein Geheimnis, denn der Mann bringt nicht nur seine Libido, sondern auch sein Herz in Gefahr.

Ein Bodyguard zu Weihnachten“ von T.C. Daniels könnte eine echt niedliche Geschichte über zwei Männer sein, die sich heimlich anschmachten, bis sie sich endlich einander offenbaren. Trotzdem hat mir die Story leider gar keinen Spaß gemacht, weil sie mir zu Beginn immer wieder richtig sauer aufgestoßen ist. Sie schildert völlig unreflektiert ein Verhalten, dass seit der #MeToo-Diskussion zu Recht angeprangert wird.

Fazit: Deshalb erhält die Story von mir nur ganz knappe 3 Punkte und keine Leseempfehlung.

Der Fairness halber: Beim großen A scheinen viele Leute anderer Meinung zu sein und bewerten die Geschichte erheblich positiver, als ich das aus den folgenden Gründen gemacht habe.

Achtung! Die Begründung enthält SPOILER!

Der Leser hat gegenüber Parker einen Wissensvorsprung: Man weiß nämlich von Anfang an, dass Grant seinen Boss heiß findet. Das ahnt Parker aber lange nicht, während er seinen Angestellten völlig ungeniert und unangebracht anbaggert, also genau die Verhaltensweisen an den Tag legt, die sich immer noch viele Frauen und Männer von ihren Vorgesetzten gefallen lassen müssen, weil sie Angst um ihre Jobs haben.

So was ist doch nicht romantisch! In welchem Jahrhundert leben wir denn bitte?

Schon ganz zu Beginn nervt Parker seinen Angestellten (!) Grant, ihm Gesellschaft zu leisten, obwohl der ausdrücklich betont, dass er endlich Feierabend machen und nach Hause fahren möchte.
In einer anderen Szene trickst der saubere Herr Gouverneur seinen Angestellten (!) aus. Statt ihn endlich in sein eigenes Hotelzimmer zu entlassen, überredet er Grant zu einem gemeinsamen Abendessen. Das findet aber mitnichten politisch korrekt in einem Restaurant statt, sondern in Parkers Unterkunft, wo der praktisch nackt vor Grant (seinem Angestellten !) herumtanzt.
Schließlich überlistet Parker seinen Angestellten (!), um Grant zu sich in die Hütte zu locken, in der sie am eingeschneit werden.

An der Stelle hatte ich genug von dem übergriffigen Verhalten des Politikers und keine Lust mehr darauf, dass wieder einmal jemand tief in die Klischee-Kiste greift, in der anscheinend immer noch liegt: „Jedes Nein ist nur ein verstecktes Ja.“
Nee, so was will ich einfach nicht mehr lesen! Wenn ein Mann nicht dazu in der Lage ist, seinem Love-Interest anders als mit billigen Tricks a la Harvey W. näherzukommen, dann verliert er meinen Respekt. Ein Angestellter (deshalb habe ich das oben immer so betont) ist erst mal gegenüber seinem Chef in einer schwächeren Position. Hier wird die Anmache zunehmend offensiver, obwohl Grant sich zunächst eher ablehnend verhält. Parker weiß zu Anfang einfach nicht genug über Grant, um beurteilen zu können, ob seine Annäherung erwünscht ist, oder der Bodyguard sich ihr nur nicht entziehen kann, weil er auf den Job angewiesen ist. Das ist und bleibt einfach sch***.

Ich will aber nicht die ganze Schuld Parker zu schieben. Grant verhält sich im Grunde genauso doof wie sein Chef, indem er sich nicht klar äußert, sondern den Maulfaulen spielt.

Trotzdem haben wollen?

 Hier kann man das Buch von T.C. Daniels kaufen: 
- "Ein Bodyguard zu Weihnachten

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

Donnerstag, 15. August 2019

"Herzenslabyrinth" von Hiroki Jäger

Schneewittchen in der Krise

Felix ist jung, gutaussehend und … total pleite. Da ihn niemand unterstützt – und er anscheinend auch weder Grundsicherung noch Bafög erhält – verdient er sein Geld mit seinem hübschen Hintern, wahlweise mit dem genauso schönen Mund. Heimlich schwärmt er für eine ziemlich coolen Barbesitzer. Eines Abends zeigt sich, dass der nicht nur toll aussieht, sondern auch ein großes Herz hat.

„Herzenslabyrinth“ von Hiroki Jäger hat ein wunderschönes und perfekt zu der Story passendes Cover. Damit hört meine Begeisterung für das Buch allerdings auch schon wieder auf.

Die Geschichte wird meist aus der Sicht von Felix erzählt, der zwar ziemlich von sich eingenommen, trotzdem aber total unsicher wirkt. Außer über sein Aussehen und seine prekäre finanzielle Situation erfährt man sehr wenig über den jungen Mann. So richtig nahe kommt man ihm deshalb nicht. Auch wenn Felix sich selbst als männliches Schneewittchen mit (gefärbt) lackschwarzem Haar, heller Haut und blutroten Lippen inszeniert, so ist die Story auch ein wenig von „Pretty Woman“ inspiriert. Sebastian – den Felix in Gedanken immer Christoph nennt – taucht wie ein Ritter … ok nicht in schimmernder Rüstung, sondern im karierten Flanellhemd auf, als es wirklich brenzlig wird. Was die beiden wirklich haben, ist ein One-Night-Stand. Weil sie sich auch außerhalb des Bettes gut verstehen, könnte daraus mehr werden, im Buch wird das allerdings dargestellt, als hätten sie alles Glück auf Erden endlich gefunden.

Felix und Sebastian/Christoph bleiben dem Leser seltsam fremd, was auch die expliziten Stellen eher langweilig als heiß wirken lässt.

Abgesehen von der eher flachen Geschichte gibt es in dem Buch so einige Rechtschreibfehler (die ich ganz sicher verzeihen würde, wenn die Story besser wäre) und einige befremdliche Formulierungen.

Fazit: Gute, wenn auch nicht ganz neue Idee, die dringend ein Lektorat und Korrektorat bräuchte.
Dafür gibt es von mir nur 2 Sterne und keine Leseempfehlung.

P.S.: Ich habe das Buch im Rahmen einer 0,- € Werbeaktion gekauft, weil ich schon länger etwas von Hiroki Jäger lesen wollte. Habe ich ja nun auch gemacht ...
Der Zweck hinter den kostenlosen Büchern ist natürlich, den Leser dazu zu animieren, die anderen Werke des Autors für gutes Geld zu erwerben. Und glaubt mir (!!!), das hat schon oft funktioniert. Ich habe mehr als eine Serie auf dem Reader, weil mir der erste, kostenlose oder reduzierte Band so gut gefallen hat, dass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.
Ein schnell zusammengestoppeltes Werk wird natürlich nie den "haben wollen"-Reflex auslösen. Keine Ahnung, ob alle Werke von Hiroki Jäger so sind, aber das werde ich nun erst mal sicher nicht erfahren. "Herzenslabyrinth" macht nämlich keine Lust darauf, mehr von dem Autor zu lesen. 
Schade. Chance vertan!

Wer das Buch trotzdem lesen will, findet es hier: Herzenslabyrinth
Aktuell ist die Story nur als Taschenbuch erhältlich.

Bildquelle: amanzon

# Die Rezension enthält Werbelinks. Das ist aber nur ein rechtlicher Hinweis, weil ich auf keine Werbung für diese Story machen möchte ... ;)

Donnerstag, 20. September 2018

"Jagdbeute" von Linda Mignani

Extrem schwache Fortsetzung

June malt hauptsächlich Fantasy-Motive und lebt eigentlich recht gut davon. Doch so langsam zweifelt sie an ihrem Verstand: Steht das wirklich der herrischer Kriegerfürst vor ihr, der eigentlich nur ein Werk ihrer Fantasie sein sollte? Oder ist die Wirklichkeit einfach nur erheblich vielschichtiger, als sie es sich in ihren wildesten Träumen vorgestellt hat? Während ihr Verstand meutert, als Sakuro sie als seine Sklavin bezeichnet und ihre bedingungslose Unterwerfung fordert, ist ihr Köper alles andere als abgeneigt. Doch was verlangt ihr Herz?

Ich war regelrecht begeistert, als Linda Mignani nach 5 (!) Jahren mit „Jagdbeute“ eine Fortsetzung zu dem erotischen Fantasy-Abenteuer „Kriegsbeute“ auf den Markt gebracht hat. Das erste Buch ist wirklich klasse und schildert, wie sich eine junge Frau in ihre Rolle als Sklavin und Geliebte eines Mannes wiederfindet, den sie eigentlich hassen sollte. In der Story stimmt einfach alles: Die Mischung aus Fantasy und Erotik, die expliziten Szenen – sogar die, die man nicht anders als Non-Con nennen kann.

Leider ist das in meinen Augen im zweiten Teil ganz anders. Wenn man das Buch unbedingt lesen möchte, sollte man auf jeden Fall zuerst Band eins lesen. Die Figuren, die dort nach und nach eingeführt werden und einem sehr ans Herz wachsen, bleiben hier Schatten ihrer selbst. Die meisten bekommen kaum eine Beschreibung die über den Namen und die Haarfarbe (und natürlich den Hinweis, dass sie groß, stark und einfach fan-tas-tisch aussehend sind) hinausgeht. Folglich kommt man ihnen als Leser auch nicht nahe.

Besonders schade ist das bei Sakuro, der im ersten Teil als sehr komlpexer Charakter mit hellen und dunklen Seiten in Erscheinung tritt. Davon bleibt in „Jagdbeute“ kaum etwas übrig. Natürlich findet June ihn trotzdem heiß. Warum das allerdings so ist, muss man hinnehmen, so richtig nachfühlen kann man es nicht.

Leider stimmt zumindest in den ersten beiden Dritteln auch die Mischung aus Fantasy und Erotik nicht. Zwar wird immer wieder gesagt, wie erotisch aufgeheizt die Stimmung ist, aber … explizite Szenen sind echt dünn gesät. Dafür geht es seitenweise um eine krude Verschwörung.

Richtig geärgert hat mich die Ausdrucksweise. Die Sprache passt weder richtig zu einem Fantasy-Roman (auch nicht zu einem mit SF-Elementen) noch zu geschmackvoller Erotik, sondern eher zu einem billigen Porno.
Letzeres muss nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil. Dann erwartet man aber mehr richtig saftige Sex-Szenen.

Wie die Story ausgeht, weiß ich übrigens nicht. Während ich „Kriegsbeute“ sogar mehrmals gelesen habe, bin ich bei „Jagdbeute“ nach zwei Dritteln (und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit) genervt ausgestiegen.

Fazit: Sorry. Das war nicht meins. Da hilft es auch nicht, dass die Andeutung weiterer Paare meinen Kaufreflex triggert. Von mir gibt es nur hier nur zwei Punkte und keine Leseempfehlung.

Übrigens: Die Vorgeschichte zu diesem Buch – also „Kriegsbeute“ - habe ich übrigens gelesen, bevor ich mit dem Rezi-Schreiben angefangen habe. Der Story würde ich bedenkenlos 5 Punkte geben.

 
 Haben wollen? 

 Hier kann man die Bücher von Linda Mignani kaufen: 
- "Kriegsbeute" (Fia und Rasul)
- "Jadgbeute" (June und Sakuro)

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.




Montag, 31. Oktober 2016

Der wahre Gruselfaktor in machen Büchern oder: Über Geschmack lässt sich nicht streiten?

Der wahre Gruselfaktor in machen Büchern oder: Über Geschmack lässt sich nicht streiten?

Das man über Geschmack nicht streiten kann, ist eigentlich eine alte Weisheit und normalerweise halte ich mich daran. Wenn jemanden bei einer Geschichte, die mir nicht mal im Ansatz gefällt, dass Herz aufgeht, andere vor Begeisterung jubeln, wo ich vor Entsetzen sprachlos bin, dann halte ich eben die Klappe. Geht mich ja auch nix an …

Manchmal verstehe ich aber einfach nicht, wie es e-books in den Charts unfassbar weit nach oben schaffen, die meiner Meinung nach unabhängig vom Thema einfach grottenschlecht geschrieben sind. Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht von Büchern, wo das erst auf Seite xyz so ist, man es also erst nach dem Kauf bemerkt, sondern von Geschichten, bei denen schon der Blick ins Buch verrät, was da auf den geneigten Leser zukommt.

Bin ich wirklich die Einzige, die ständige Wortwiederholungen hasst? Die bestimmt kein Rechtschreib- und Grammatikpapst ist, aber wenigstens die Regeln soweit eingehalten haben möchte, dass die gelesenen Sätze eine Sinn machen?

Und, für mich eigentlich am wichtigsten von allem: Die von einer Geschichte erwartet, dass Gefühle nicht nur beschrieben, sondern auch gezeigt werden?

Wenn dann auch noch in einem Buch die Perspektive andauernd und so schnell wechselt, dass man sich vorkommt, als müsste man einem Tennisball auf Speed bei einem extrem raschen Spiel mit den Augen hinter hechten um den Überblick nicht zu verlieren, sollte das Buch meiner Meinung nach eigentlich auf Platz 9.000.000 in den Charts landen. In Worten: Neun Millionen.

Tut es aber nicht. Es landet in den Top 100. Ich finde das unheimlich. Geradezu gruselig …


Wieso bloß? Die Frage stelle ich mir wirklich. Bin ich zu anspruchsvoll? Wie schaffen es Autoren, die Amateure bleiben (egal wie viele Bücher sie veröffentlicht haben) immer wieder aufs Neue einen solchen … Schrott zu verkaufen?

Vielleicht kann man über Geschmack ja nicht streiten, aber zumindest diskutieren.

Die Einhaltung gewisser Grundregeln von Rechtschreibung, Grammatik und Aufbau einer Geschichte dagegen sollten eigentlich zu den Basics bei einer Veröffentlichung eines Buchs gehören. Diese Regeln zu brechen ist keine künstlerische Freiheit, sondern schlicht ein Fehler. Ich sage ja gar nicht, dass ein Autor jedes Detail selber beherrschen muss. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist dabei kein Zeichen von Schwäche, sondern eines von Stärke und Professionalität.

Anscheinend legen aber viele Leser heute keinen Wert mehr auf gewisse Grundlagen, sonst würden solche Bücher nicht gekauft und haufenweise 5-Sterne-Rezis bedacht werden. 


Buuuuuuuuuuuuuuuuuh.

Jetzt ist die Gruselstunde mit und über schlechte Bücher zu Ende und ich habe meinem Herzen Luft gemacht. Nun suche ich lieber nach „echten“ Halloween-Geistern ...


P.S.: Happy Halloween!!!

Bildquelle: pixabay

Mittwoch, 9. März 2016

"Raze - Bis zum Tod" von Tillie Cole

Unsterbliche Liebe, Gewalt und … ganz viele Zufälle

Raze kann sich an ein Leben vor seiner Zeit in dem “Gulag” genannten Untergrundgefängnis nicht erinnern. Er hat keinen Namen, keine Gefühle und keine Hoffnungen mehr. Schon von Kindesbeinen an wurde er mit brutaler Gewalt und Drogen zu einem brutalen Kämpfer gedrillt. Nur wer im Käfig seine Gegner erbarmungslos tötet, darf weiterleben. Als Raze bei einem Aufstand entkommen kann, treibt ihn ein einziger Gedanke an: Der Name, den er in die Wand seiner Zelle geritzt hat und der unbedingte Wille, sich an diesem Mann zu rächen.
Womit er niemals gerechnet hat, ist Kisa. Sie durchbricht die Mauer um sein Herz und seinen Verstand und weckt Gefühle in ihm, die die Schatten seiner Erinnerungen wecken. Dabei scheint sie zu seinem schlimmsten Feind zu gehören! Raze muss noch einmal in den Käfig steigen, doch diesmal kämpft er nicht nur um sein eigenes Leben.

Mit „Raze“ von Tillie Cole erhält man ein Buch eines im Amerikanischen verbreiten Genres, das man mit „Dunkle Erotik“ übersetzen kann. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß, dass dies hier keine rosarote Romanze sein wird. Der Hinweis auf die „Untergrundkämpfe auf Leben und Tod“ bereiten außerdem darauf vor, dass Blut und Gewalt ein Teil des Buches sind. Nachdem ich es gelesen habe, ordne ich die geschilderten Sitten bei der russischen Mafia mal dem Bereich „Urban Fantasy“ zu, aber auch das ist nicht der Knackpunkt an der Geschichte. Wenn man ein Buch aus diesem Genre aufschlägt, weiß man, dass es keine Wohlfühlstory ist und man zum Lesen starke Nerven braucht.

Raze“ hat Zutaten, aus denen ein richtig gutes Buch werden könnte: Die Autorin kann schreiben. Sie präsentiert einen psychopatischen Bösewicht, der auch über Leichen geht, und einen zerrissenen, gequälten Helden, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnert, sowie eine unsterbliche Liebe, die schon im Himmel geboren zu sein scheint. Das ist übrigens die praktische Erklärung für eine ganze Reihe von unglaublichen Zufällen, ohne die die Story schon nach den ersten Kapiteln unweigerlich zu Ende wäre. Dazu kommt dann aber bedauerlicherweise eine Heldin, die zwar hübsch, aber leider, leider so eindimensional ist, dass es beim Lesen schon fast wehtut.

Mehr darüber zu verraten, wird ein paar Spoiler enthalten, deshalb zuerst die Bewertung, dann die Details.

Um es noch einmal ausdrücklich zu sagen: Wer sich über die Mischung von Gewalt und Sex in einem Buch aufregt, ist bei „Raze“ sowieso an der falschen Adresse und sollte die Finger ohnehin von „Dunkler Erotik“ lassen. Aber selbst unter Berücksichtigung des Genres gefällt mir die Geschichte weniger, je länger ich darüber nachdenke.

Deshalb nur 2 Punkte und keine Leseempfehlung.

Übrigens: Es scheint noch mehr Geschichten um die Käfigkämpfer zu geben. Eine Chance werde ich Tilli Cole und ihren gequälten Helden noch geben. Hoffentlich finde ich beim nächsten Buch dann auch eine Heldin, die diesen Namen verdient.

Ab hier SPOILER möglich:

Die Idee von dem Untergrundkämpfer, der keine Erinnerung an seine Vergangenheit hat und immer wieder gezwungen ist zu töten, um zu überleben hat ihren Reiz. Raze ist ein klassischer „Tortured Hero“, dem man, außer seiner Fähigkeit zu kämpfen, alles genommen hat, sogar seinen Namen. Die Befürchtung, seine Nummer, die ja auch auf dem Cover deutlich zu sehen ist, hätte eine bestimmte Bedeutung, bewahrheitet sich übrigens nicht. Wahrscheinlich (hoffentlich!) weiß die Autorin nicht einmal, wofür dieser Zahlencode in gewissen Kreisen steht.

In Raze Charakter gibt es leider einen Bruch. Von frühester Kindheit an verbindet ihn eine Seelenverwandtschaft, die im Himmel geboren zu sein scheint, mit jemandem. Das wird immer wieder betont. Mir erscheint es bei diesem Hintergrund irgendwie unlogisch, dass an dem düsteren Ort, zu dem man ihn bringt, sein einziger Gedanke Rache ist, er aber die angeblich unsterbliche Liebe, die er empfunden hat, vergisst. Sucht er niemals Trost in seinen Erinnerungen solange er sie noch hat? Versucht er nicht verzweifelt, sie zu bewahren? Das ist fast so unglaublich, wie die Tatsache, dass er seine komplette Gefangenschaft in der gleichen Zelle verbringt. Oder ritzt er jedes Mal das Motiv, das ihn antreibt, zusammen mit dem Namen seines Feindes und dem Ort, an dem er ihn finden kann, von neuem in die Wand? Ist Hass in ihm so viel stärker als Liebe? Wieso schreibt er Kisa Namen nicht auch auf? Zufall? Oder ist das einfach nur praktisch für die Story? Hm …

Jedenfalls führt ihn sein Weg zurück nach Brooklyn. Dieser Stadtteil der Riesenmetropole New York muss deutlich kleiner sein, als man so denkt, schließlich läuft ihm fast direkt nach seine Ankunft Kisa (zufällig?) über den Weg und er darf / kann / muss sie prompt retten. Das könnte vielleicht aber auch an ihrer unsterblichen, leider im Moment unterdrückten Verbindung liegen, die Kisa anschließend dazu bringt, ihrem Retter nicht nur zu danken, sondern ihm gleich eine unglaublich hohe Geldsumme zu schenken, die (zufällig?) im Tresor ihres Arbeitgebers herumliegt und nicht vermisst wird. (Wer hätte gedacht, dass die russische Mafia so nachlässig in der Buchführung ist?).

Dass Raze‘ schlimmster Feind Alik nun (diesmal nicht zufällig!) Kisas Verlobter ist – ok, von irgendeinem Drama muss die Geschichte ja leben und Aliks Motiv sind für einen völlig gestörten Charakter sogar überraschend gut nachzuvollziehen. Sogar dass er als Sohn eines Mafiabosses und dessen designierter Nachfolger immer wieder in den Käfig steigt und dort Kämpfe austrägt, die bis zum Tod gehen, ist plausibel erklärt. Zufällig ist das derselbe „Sport“, den auch Raze betreibt. So ein Zufall aber auch!

Wer wirklich nicht nachvollziehbar handelt, ist Kisa. Nach dem Verlust ihrer großen Liebe lässt sie sich von Alik völlig vereinnahmen, misshandeln und immer wieder … nehmen? Sie wehrt sich nie, wenn er sich ihr aufzwingt und bleibt angeblich bei ihm, das sich so in der russischen Mafia gehört und weil sie „die Stimmen in seinem Kopf“ beruhigt. Immer wieder wird bis ins kleinste Detail geschildert, wie brutal Alik zu ihr im Bett ist und wie sehr sie das hasst.

Was soll das? Selbst im Genre „Dunkle Erotik“ sollte ein Funke Gefühl dabei sein. Vielleicht ist diese Abgestumpftheit aber das, was Kisa am Ende rettet. Eher zufällig (!) überlebt sie Aliks Totalausraster, nachdem er sie mit Raze beobachtet hat. Obwohl sie körperlich angeschlagen ist, scheint sie mental gut damit klar zu kommen. Das seelische Trauma wird nicht einmal mehr erwähnt, zu verarbeiten gibt es bei ihr anscheinend nichts.

Kisas Beziehung zu Raze könnte herzzerreißend sein. Doch die immer wieder beschworene „Seelenverwandtschaft“ ist einfach nur praktisch und lässt ihre Beziehung nach 12 Jahren mehr oder weniger einfach da wieder anfangen, wo sie aufgehört hat. Entwicklungen sind gar nicht nötig. Am meisten geärgert hat mich, dass Kisa für Raze am Ende genau das ist, was sie auch für Alik war. Es ist fast schon makaber, dass sie für die beiden Männer eine Art Kuscheldecke zu sein scheint, die die ach so starken Kämpfer benutzen, um besser schlafen zu können.

Kisa bleibt so eindimensional, weil sie sich nur über die Männer in ihrem Leben definiert, egal ob es ihr Vater ist oder ob es Alik und Raze sind.

Bei allem Verständnis für den gequälten Helden Raze, den ich wirklich mochte, hätte ich ihm nicht nur eine Kuscheldecke, sondern eine echte Partnerin gewünscht, die über Selbstachtung und Feuer verfügt.


Trotzdem haben wollen?
 Hier kann man die Bücher von Tillie Cole kaufen. 
„Raze - Bis zum Tod 

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks. (Auch wenn ich eigentlich davon abrate, die Story zu lesen? Muss ich dann echt auch "Werbelink" drunterschreiben?)