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Sonntag, 12. März 2017

"Glück oder Pflicht (Beloved 4)" von Andrew Grey

Masken …

Außer der Maske des “Lone Rangers” trägt Aubrey fast nichts mehr, wenn er mit seinen Auftritten fertig ist. Diese nimmt er allerding niemals ab …
Im Alltag trägt er eine ganz andere, eine unsichtbare Maske: Dort ist er für seine Eltern und Nachbarn der brave, wenn auch schüchterne, heterosexuelle Sohn, der hart arbeitet, um Ranch zu erhalten. Aubrey glaubt, mit einem Outing alles zu verlieren. Schließlich lebt er mitten im sogenannten „Bilble Belt“ der USA, wo manche Ansichten noch direkt aus den 50zigern stammen. Mit zwei Dingen hat er allerdings nicht gerechnet: Auch andere verbergen ihr wahres Wesen hinter unsichtbaren Masken und ausgerechnet Garrett, sein bester Freund aus Kindertagen, steht plötzlich im Publikum des Clubs. Was nun?

Glück oder Pflicht“ ist der vierte Romane der „Beloved“-Reihe von Andrew Grey. Man kann die Bücher wirklich auch einzeln lesen, es gibt keine Überschneidungen.

Die Story um Aubrey und Garrett fängt sehr langsam und ruhig an. Sie lässt dem Leser genug Zeit, sich selbst ein Bild von der Situation zu machen, in der die beiden Männer leben. Es wirkt nicht eine Sekunde lang aufgesetzt, warum sich zwei erwachsene Männer im 21sten Jahrhundert nicht trauen, ihren Eltern und Nachbarn die Wahrheit über ihre sexuelle Orientierung zu sagen. Die beiden schwenken nicht die Regenbogenflagge (auch wenn man sich das manchmal in den bigotten Kirchenveranstaltungen wünscht), sondern versuchen ihre ganz eigenen Träume zu verwirklichen. Es tut manchmal schon fast weh, wie sie sich verzweifelt nach Zärtlichkeit sehnen und gleichzeitig unheimliche Angst vor der Entdeckung haben.

Auch wenn das Buch von zwei schwulen Männern handelt, so hat es doch eine Ebene, die für jeden Menschen, ganz unabhängig von Alter und Geschlecht gilt: Wieviel gibt man im Alltag von sich preis? Wie sehr verbiegt man sich, um den Ansprüchen der Umgebung gerecht zu werden? Und wie hoch ist der Preis, den man dafür zu zahlen bereit ist?

Aubrey und Garrett tragen Masken, die nichts mit dem Stofffetzen zu tun hat, der auf der Bühne Aubreys Gesicht verbirgt. Aber sie sind nicht die einzigen. Und das ist – neben der berührenden Liebesgeschichte zwischen den beiden – das wirklich interessante an dem Buch. Teils leise, teils provokant laut werden auch anderen Menschen in der Story die Masken vom Gesicht gerissen, Masken, die sie teilweise sogar vor sich selbst nie abnehmen wollten. So erleben auch die Verwandten und Freunde von Aubrey und Garrett ihre eigenen, ganz individuellen „Outings“. Es ist schmerhaft, eigenes Versagen einzugestehen, befreiend plötzlich man selbst sein zu dürfen und überraschend, wie andre auf die neue Offenheit reagieren.

Manche Menschen allerdings werden ihre Masken wohl immer aufbehalten. Auch das verschweigt die Story nicht. Richtig schlimm sind die, die nach außen den rechtschaffenen Bürger geben und sich im Geheimen nicht scheuen, Schwächere grausam zu unterdrücken. Garrett kann ein Lied davon singen …

Mein Fazit: Dieser Story muss man ein wenig Zeit geben, sich auf sie einlassen. Dann findet man neben einer leicht melancholischen Liebesgeschichte zwischen zwei tollen Männern, eine sehr, sehr kluge Auseinandersetzung mit dem Thema, wieviel jeder vom uns eigentlich von sich preis gibt.
Dafür gibt es von mir 5 Punkte und eine Leseempfehlung.


Haben wollen?
 Hier kann man die Bücher von Andrew Grey kaufen:
- "Glück oder Pflicht“ (Beloved 4)

Die anderen Bücher der "Beloved"-Serie stammen nicht von Andrew Grey. Ich muss gestehen, dass ich auch bisher noch keines davon gelesen habe. Hier trotzdem ein kleiner Überblick:

- "Der Millionär von nebenan" (Beloved 1 von M.J. O'Shea)
- "Erst die Hochzeit, dann die Liebe" (Beloved 2 von Shira Anthony)
- "Was das herz sich wünscht" (Beloved 3 von Eli Easton)

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

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