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Montag, 23. Januar 2017

"Shilsas - In den Nebeln" von Chris P. Rolls

In den Nebeln …
Als ein Freier ihn mit einer seltsamen Münze bezahlt, bringt eine Mischung aus Verzweiflung und Zorn Nava dazu, die höhnischen Worte des Mannes in die Tat umzusetzen: Er macht sich auf die Suche nach dem gefürchteten Hazar Maher, den Herrn der tausend Tode, um das merkwürdige Geldstück in handelsübliche Währung umzutauschen. Nava ahnt nicht einmal, was er damit in Gang setzt: Plötzlich ist nicht nur sein einziger Weg in die Freiheit in Gefahr, auch sein Leben steht auf dem Spiel. Trotzdem kann er sich nicht dagegen wehren, in Matous, dem Mann hinter dem Namen Hazar Maher, mehr als einen Freier zu sehen. Je besser er ihn kennenlernt, desto mehr … empfindet er für Matous. Aber Liebe hat weder Platz in einem Bordell, noch im Leben eines Assassinen. Das Unheil scheint vorprogrammiert …


Ich bin immer noch begeistert, wie tief mich Chris P. Rolls in die fantastische Welt von „Shilsas – In den Nebeln“ entführt hat. Oder sollte ich sagen, wie hoch? Die Stadt, die dem Buch ihren Namen gegeben hat, liegt weit oben, umgeben von abgundtiefen Schluchten, in denen unablässig die Nebel kochen. Man hätte den Ort längst aufgegeben, wenn er nicht einen wichtigen Knotenpunkt verschiedener Handelsrouten darstellen würde. Shilsas ermöglicht es mit einem System von Seilbahnen, die gleichzeitig der einzige Weg in die Stadt hinein und aus ihr hinaus sind, wochenlange Umwege zu vermeiden.
Die Story ist Fantasy vom Allerfeinsten und überzeugt mit interessanten und vielschichtigen Charakteren, die weitab jeder Klischees agieren. Besonders gelungen fand ich, wie Nava, der den im Volk seines unbekannten Vaters unheimlich feinen Geruchsinn geerbt hat, die Welt „erschnuppert“. Das ist manchmal hilfreich, oft aber in einer mittelalterlich anmutenden Kultur ohne funktionierendes Abwassersystem eine echte Qual.

Die Story wird aus Navas Sicht erzählt, der sich selbst zwar als abgebrühte Hure sieht (und nicht besonders wertschätzt), aber im Grunde ein sehr weiches Herz hat. Nur Ungerechtigkeit kann er nicht ertragen. Damit scheint er auf den ersten Blick so gar nicht zu einem Mann passen, der „in den Schatten“ lebt, ein Euphemismus, der in der Shilsas für die mafiaartigen Banden verwendet wird, die die Stadt beherrschen.

Was Matous wirklich antreibt und warum er vielleicht doch besser als gedacht zu Nava passt, findet man zusammen mit letzterem erst nach und nach heraus. Es ist unheimlich spannend und oft sehr berührend, den Menschen hinter dem Namen Hazar Maher zu entdecken. Das „In den Nebeln“ im Titel bezieht sich nicht nur auf das Wetter in der Stadt, auch die Geheimnisse, die Matous hütet, verbergen wie Nebelschwaden lange die Sicht auf seine wahren Absichten.

Die Geschichte hat aber auch eine zweite Ebene: Shilsas ist ein erschreckendes Beispiel dafür, was geschieht, wenn niemand sich mehr für das Allgemeinwohl verantwortlich fühlt und jeder nur noch auf seinen eigenen Vorteil schaut. In der Stadt herrschen Gewalt und das Gesetz des Stärkeren. Niemand traut dem anderen. Vielleicht ist es blauäugig, aber die Story zeigt auch, wie sich das Schicksal aller ändern kann, wenn ein einzelner aufsteht und eben nicht nur an sich selbst denkt. Sehr interessant ist dabei, dass die „Helden“ der Geschichte keine weiße Weste haben, aber trotzdem versuchen, das Wohl der Allgemeinheit (in den Nebeln …) wenigstens nicht ganz aus dem Auge zu verlieren.

Fazit: Hat mir unheimlich gut gefallen! Die tolle Mischung aus Fantasy, Romanze und Abenteuer funktioniert von der ersten Seite an. Der Funke springt sofort über und man kann die "Shilsas - In den Nebeln" nur schwer aus der Hand legen, bevor man nicht weiß, wie sie endet. Da das Buch in gedruckter Form ein echter Wälzer mit fast 600 Seiten ist, sollte Zeit einplanen und es zur Sicherheit an einem Wochenende lesen …

Von mir gibt es begeisterte 5 Punkte und eine Leseempfehlung , vor allem für alle Fantasy-Fans.

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- "Shilsas - In den Nebeln"

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.


4 Kommentare:

  1. Diese Rezession trifft den Nagel auf den Kopf, genauso habe ich es auch empfunden.Danke

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    1. Hallo Gertraud!
      Freut mich, dass wir da einer Meinung sind!
      GLG Ulla

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  2. Huhu, es ist allerdings kein Buch für Sonnenschein-Leser wie mich.
    Ich hatte so gehofft, dass es doch irgendwie lichter wird.

    Die düstere Stimmung hat für mich jedes Lesevergnügen buchstäblich erstickt. Ich musste abbrechen kurz vor der Mitte.
    LG

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    1. Hallo Allerleihrau!
      Ich kann verstehen, was du meinst, weil mir das kürzlich bei einem anderen Buch genau so ging.
      Hier hat mich allerdings die deutlich spürbare Anziehung zwischen den beiden Männern sofort fasziniert.

      Ich kann mir vorstellen, wo du abgebrochen hast. Gerade in der Mitte gibt es eine Stelle, an der es so aussieht, als wäre alle Hoffnung für Nava verloren. Das war schon hammerhart. Ich will nicht spoilern, aber es lohnt sich wirklich, weiterzulesen.
      Das Buch ist nicht so grausam, wie man an der Stelle denkt, auch wenn Nava und vor allem auch Matous Dinge er- und überlebt haben, die unheimlich hart sind.

      GLG Ulla

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