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Montag, 5. Dezember 2016

"Die Fährte der Wandler" von Leann Porter

Wer bist du wirklich?

Juri hält sich in der goldenen Stadt Sanka mehr schlecht als recht mit kleinen Diebstählen über Wasser. Das wird zunehmend schwieriger für ihn, weil er eine geheimnisvolle Krankheit in sich trägt und der Magode die fähigsten Heiler aus der Stadt verbannt hat. Verzweifelt versucht Juri, den berühmten „Wolfsmann“ Goran davon zu überzeugen, ihn zu den D’Elen zu bringen, da man die sagenumworbene Heimatstadt der Heiler nur mit Hilfe eines fähigen Führers findet.
Goran liebt nichts mehr als seine Freiheit, außer natürlich Arion, seinen Wolfsgefährten. Leider sind die Wandler in den Städten verhasst und die wildesten Gerüchte kursieren über sie. Eigentlich hat Goran keine Lust, sich mit einen jungen Dieb abzugeben, der ihn anfleht, ihm den Weg zu den Heilern zu zeigen. Aber irgendetwas an Juri berührt ihn tief und ausgerechnet Arion will, dass er dem jungen Dieb eine Chance gibt.
Wirklich niemand ahnt zunächst, dass ihre langsam wachsende Freundschaft eine finstere Intrige gefährdet, deren Erfolg die Zukunft aller Menschen und Sidhe für immer verändern würde …

Mit „Die Fährte der Wandler“ gewährt Leann Porter einen neuen, spannenden Einblick in die faszinierende Welt von Danu, in man schon in „Die Sturmfalken von Olbian“ oder „Die Rache des Sidhe“ kennenlernen durfte. Dabei ist jedes der Bücher in sich abgeschlossen und kann als Stand Alone gelesen werden.

Diese Geschichte erzählt von Juri, Arion und Goran sowie ihren Freunden und Feinden. Sie ist Fantasy vom Allerfeinsten. Man liest sie nicht, sondern taucht von der ersten Seite an in das Buch ein und erlebt auf satten 700 Seiten mit, welche Abenteuer die Männer bestehen und welche Geheimnisse sie aufdecken.

Dabei beginnt das Buch zwar spannend und temporeich und der Kern scheint schnell klar zu sein: Nicht nur Juri braucht einen fähigen Heiler, alle Menschen Sankas haben unter dem Bann zu leiden. Goran soll dafür sorgen, dass der Magode ihn aufhebt, indem er dessen Tochter zurückholt, die seit einige Jahren in der Stadt der D’Elen lebt und deren Weigerung zurückzukommen die Ursache für die Misere ist. Aber ist das wirklich so einfach? Wieviel mehr dahinter steckt, erschließt sich erst nach und nach.

Mir gefällt an dieser Geschichte (wie ab allen anderen von Leann Porter) besonders, dass sich die Helden langsam und glaubhaft entwickeln. Überraschenderweise gilt das nicht nur für Juri, sondern auch für den gestandenen Sidheführer Goran und seinen Wolfsgefährten Arion. Es gilt übrigens genauso für viele der lebendigen Nebenfiguren, wie den Kräuterkundigen Almil, für Nelifer und sogar den scheinbar so coolen Al’Thane, den Anführer der legendären Wache des Magoden.

Jeder der Männer findet im Verlauf der Ereignisse Dinge über sich selbst heraus, die ihm nicht unbedingt gefallen, mit denen er aber umgehen muss.

Besonders offensichtlich ist das natürlich bei Juri. Er ist noch jung und ohnehin auf der Suche nach den Geheimnissen, die sich um den Tod seiner Eltern ranken. Man ahnt zwar als Leser schnell, was hinter seiner Krankheit stecken könnte, die letzte Gewissheit fehlt aber lange. Als Juri herausfindet, was mit ihm „nicht stimmt“, stellt das sein ganzes Sein in Frage und er muss sich selbst ganz neu definieren. Zum Glück hat er mehr Freunde, als er geglaubt hat.

Ähnlich geht es Goran, der zu der Einsicht gelangt, dass er wahrscheinlich einen großen Fehler gemacht hat und sich nun plötzlich selbst hinterfragt. Auch er muss einen Weg finden, wie er mit dieser neuen Erkenntnis umgehen kann.

Erstaunlicherweise ruht Arion, der Wolfwandler, der ja eigentlich per Definition eine geteilte Persönlichkeit zu haben scheint, am meisten von allen in sich selbst. Es ist unheimlich toll zu lesen, wie seine zwei Formen eins sind. Dabei ist „lesen“ eigentlich das falsche Wort: Man sieht vor dem inneren Auge den Mann, der ein Wolf ist und den Wolf, der ein Mann ist. Das mag sich merkwürdig anhören, ist aber so. Juri fragt Arion mehr als einmal, wer er nun wirklich ist, was er als seine wahre Gestalt ansieht, und Arion versteht die Frage nicht wirklich. Er ist Arion, egal ob er auf zwei oder auf vier Beinen durch den Wald läuft.

Sorgsam verborgen, hinter fantastischen Bildern und einer spannenden Geschichte flüstert dieses Buch dem Leser zu, offen und ehrlich vor allem zu sich selbst zu sein. Alle Menschen (und Sidhe) haben Eigenheiten und Fehler. Wichtig ist es, daraus zu lernen, manche davon zu akzeptieren und doch darauf zu achten, möglichst niemandem zu schaden. Auch Helden sind nicht unfehlbar, ihre wahre Größe zeigt sich darin, selbstlos das Beste für alle aus einer Situation zu machen. Das Buch zeigt aber auch, wie wichtig Freunde sind. Sie geben einem Kraft, wenn man selber gerade keine mehr hat.

Übrigens: Zwar ist die Story ist unter „Liebesromane“ gelistet, sie ist aber mit Sicherheit keine klassische Romanze. Eher zeigt sie, dass es Liebe in ganz unterschiedlichen Formen gibt und ist ein Plädoyer dafür, sie zuzulassen, selbst wenn sie anders aussieht, als man erwartet hat.

Die Fährte der Wandler“ ist bildgewaltig, spannend, berührend, wunderschön. Sie ist manchmal abgrundtief traurig. Die Geschichte hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht, während ich atemlos Seite für Seite verschlungen habe. Ich liebe sie!

Fazit: Echt jetzt? Ich bin restlos begeistert! 5 Punkte reichen hier nicht mal im Ansatz. Juri, Goran, Arion und ihre Freunde sind so lebendig und präsent, dass man sie lange nicht vergessen wird, auch wenn die letzte Seite gelesen ist. „Die Fährte der Wandler“ ist eines der Bücher, die man mit Sicherheit mehr als einmal aufschlagen wird, weil mal nicht genug davon bekommen kann. Leseempfehlung? Immer!

Haben wollen? 
 Hier kann man die Bücher von Leann Porter kaufen, die in der fantastischen Welt Danu spielen:


- "Die Fährter der Wandler"
- "Die Sturmfalken von Olbian"
- "Die Rache des Sidhe"

Für Leute, die nicht auf Fantasy stehen, empfehle ich:
- "Cooler als Caipirinha"
Fleckenteufel und Drachentöter

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.

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