Miller Sutton ist überzeugt von sich und seinem Job. Er ist der Gute und er jagt die Bösen. Im Moment ist er hinter einem Drogenboss her. Für den Fall braucht er dringend jemanden, der ihm Insider-Informationen liefert. Danny Butler wäre dazu genau der richtige Mann …
Miller lässt Danny verhaften und stellt ihn vor die Wahl: Aussage gegen Hinestroza und Zeugenschutz oder … er lässt auf der Straße verbreiten, dass Danny ausgesagt hat. Das wäre dessen Todesurteil.
Widerwillig geht Danny auf den Deal ein. Zusammengepfercht in einer kleinen Wohnung lernen die beiden Männer sich deutlich besser kennen, als Miller das eigentlich vorhatte. Die Grenzen von Schwarz und Weiß verschwimmen immer mehr. Grau wird zu einer Farbe, die überraschenderweise außerordentlich reizvoll sein kann.
„Grauzone“ (Das Buchheißt tatsächlich im Original „Shades of Gray“ (!!!), ist aber deutlich vor „50 Shades …“ entstanden.) von Brooke McKinley ist ein merkwürdiges Buch. Nicht im Sinne von komisch, sondern im Sinne von anders und außergewöhnlich. Die Geschichte von Miller und Danny wird sehr langsam erzählt, mit vielen Rückblenden, aus denen sich die Charaktere der Männer nach und nach erschließen. Mir hat sehr gefallen, dass die Charaktere sehr ambivalent angelegt sind. Miller ist kein „guter Cop“. Er ist am Anfang knallhart und seine Karriere scheint ihm mehr zu bedeuten als das Leben oder zumindest die Gesundheit eines kleinen Gauners. Was dahinter steckt ist überraschend, nicht nur für den Leser, sondern auch für Miller selbst.
Ausgerechnet Danny, der Mann, den er aushorchen soll, bringt ihn dazu, endlich ehrlich über sich und sein Leben nachzudenken.
Danny ist und bleibt ein Dealer, ein Mann der sein Geld mit dem Leid anderer verdient. Trotzdem ist er auf seine Weise der ehrlichere von beiden. Auch wenn er Miller nicht von Anfang an alles anvertraut, so steht er doch zu sich selbst. Danny hat eine Menge er- und überlebt, ohne zu verbittern. Er hat sich auch eine gewisse Empathie bewahrt, die ihn sehr sympathisch wirken lässt. Mir hat die Stelle unheimlich gefallen, als Miller endlich klar wird, dass er zwar (fast) alle Fakten über Danny kennt, aber das noch lange nichts über seine Persönlichkeit aussagt.
Die Mischung aus Thriller und Romanze funktioniert. Ohne die Bedrohung von außen würden sich Miller und Danny nie aufeinander einlassen. So bleibt ihnen nichts anderes übrig. Die Spannung in der Geschichte kommt übrigens weniger aus der Rahmenhandlung, als viel mehr aus der langsam wachsenden Beziehung der beiden Männer. Mit jeder Seite enthüllen sich neue Facetten ihrer Persönlichkeit und irgendwann fiebert man regelrecht, ob und wie sie miteinander eine Zukunft haben werden.
Die erotischen Szenen in dem Buch sind toll geschrieben. Gerade am Anfang spürt man, dass Danny Sex zwar auch als Mittel zum Zweck einsetzt, trotzdem aber weder abgestumpft noch gleichgültig ist. Genauso fühlt man Millers Unsicherheit und wachsende Faszination. Die Gefühle der beiden Männer sind nicht nur nachvollziehbar, man spürt sie förmlich beim Lesen.
Fazit: „Grauzone“ hat mich von Seite zu Seite mehr gefesselt. Während ich länger gebraucht habe, um mit Miller warm zu werden, hatte Danny mein Herz schon auf den ersten Seiten erobert, auch wenn er durch und durch ein Gauner zu sein schien. Von mir erhält das Buch zufriedene 5 Punkte und eine Leseempfehlung. Trotz des Thrilleranteils, der übrigens hin und wieder für ziemlich harte Szenen sorgt, ist es für mich keine „laute“ Geschichte, sondern eine die mit den leisen Zwischentönen überzeugt.
P.S.: Ich kaufe selten nach Cover, aber das von „Grauzone“ hat irgendwie sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Da wusste ich noch nicht, wie perfekt es zu der Geschichte passt. Das Bild zeigt Danny, der die farbige Schlange auf seinem Rücken eigentlich nicht besonders mag. Bis Miller … Nö. Schön selber lesen!!!
Ach, was für eine tolle Rezension! Du hast das Buch wunderbar beschrieben und auf den Punkt gebracht.
AntwortenLöschenUnd ja, Cover sind mir meistens auch ziemlich egal, aber das hier passt perfekt zum Buch.
LG Gabi