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Montag, 12. September 2016

"Im Bann der Wölfe (Alpha und Omega 4)" von Patricia Briggs

Leben und Sterben lassen
Charles möchte Anna ein ganz besonderes Geschenk machen: Sie soll endlich ein eigenes Pferd bekommen. Es trifft sich gut, dass eines der Werwolf-Rudel eine Pferderanch betreibt. Außerdem sind ist die Familie mit Charles freundschaftlich verbunden. Gemeinsam reisen sie nach Arizona, allerdings merkt Anna dort bei Charles zum ersten Mal, was es wirklich bedeutet, dass er ein „alter“ Wolf ist. Der Mann, der vielleicht sein einziger, sicher aber engster Freund ist, hat fast das Ende seines Lebens erreicht. Charles muss sich mit einem Tod auseinandersetzen, den er am liebsten verhindern würde. Das geht allerdings nicht, ohne Josephs Wünsche komplett zu ignorieren …
Außerdem scheint in der Stadt nicht alles mit rechten Dingen vorzugehen. Menschen verschwinden oder verhalten sich plötzlich mehr als merkwürdig. Charles hat bald den Verdacht, dass nur eine Fae dahinterstecken kann. Der Beweis seiner Theorie ist allerdings extrem schwierig.

Mit „Im Bann der Wölfe“ schickt Patricia Briggs Charles und Anna in ihr viertes Abenteuer. Wieder müssen die beiden einen Fall lösen, bei dem ein böswilliges, übernatürliches Wesen voller Niedertracht den Menschen und dann auch den Werwölfen schaden will.

Mich fasziniert wie immer, das Charles und Anna nicht einfach „Das Monster der Woche“ bekämpfen, indem sie mit ihren völlig unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenarbeiten. Sie entwickeln sich – beide – kontinuierlich weiter. Von der unsicheren, mit sich und ihrer Existenz hadernden Anna der ersten Geschichte ist nur noch wenig übrig. Sie ist mit ihren Aufgaben gewachsen und hat sich doch ihre Sensibilität bewahrt. Wirkliche Stärke zeigt sie immer dann, wenn es gilt, sich vor einen Schwächeren zu stellen oder aber – und das ist nach wie vor unglaublich romantisch – wenn sie Charles vor sich schützen möchte.

Charles kann knallhart sein, muss es sein, solange er für seinen Vater, den Vollstrecker gibt. Eigentlich erlaubt er es sich nur bei Anna Gefühle zu zeigen. Die unheilbare Krankheit seines alten – menschlichen - Freundes Joseph zwingt ihn dazu, sich mit dem Thema Leben und Tod intensiv und auf eine ganz andere Art und Weise als sonst auseinanderzusetzen. Als Werwolf ist man, zumindest potentiell, unsterblich. Ein Biss würde Joseph entweder sofort töten – oder aber ihm die Chance auf ein sehr langes Leben einräumen.

Allerdings verändert der Biss auch tiefgreifende Aspekte der Persönlichkeit. Manche Menschen möchten dies nicht, andere sind bereit es in Kauf zu nehmen. Die Frage für jeden Werwolf bleibt, wen man wirklich auf eine sehr lange Zeit an seiner Seiten haben möchte. Die Frage für jeden Menschen ist, ob er sich auf eine andere Form der Existenz einlassen möchte.

Dieses Thema wird von sehr unterschiedlichen Seiten beleuchtet und natürlich haben die verschiedenen Wölfe auch völlig verschiedene Antworten auf die Frage, wen sie verwandelt haben möchten und wen nicht. Auch die Motive der Menschen für und gegen die Wandlung sind sehr individuell.

Leider warten die Fae nicht darauf, ob und wie die Werwölfe diese Probleme für sich klären. Die angespannte Situation, die zwischen den Fae und den Menschen auf der ganze Welt seit einiger herrscht, droht zu eskalieren. Während einige der Grauen Lords sich eher neutral verhalten, scheinen andere aktiv auf einen Krieg hinzuarbeiten. Wechselbläger sorgen für Missgunst, Streit und blutige Zwischenfälle. Ein Menschenleben ist den Fae kaum einen zweiten Gedanken wert, einigen gefällt sogar der Gedanke daran, soviele Menschen wie möglich auszulöschen.

Wie immer in der „Alpha und Omega“-Serie mischt Patricia Briggs gekonnt die wirklich berührende Liebesgeschichte von Charles und Anna mit einem spannenden, übernatürlichen Krimiplot, den die beiden auflösen müssen. Ich mag es total mitzuerleben, wie sich die beiden immer näher kommen, wie sie sich miteinander entwickeln und dabei wachsen. Natürlich ist Charles älter und körperlich erheblich stärker, aber auch Anna ist nicht schwach. Ihre Fähigkeiten und die von Charles ergänzen sich und machen die beiden zu einem wirklich wunderbaren Team.

Klasse finde ich auch, dass die Charaktere in der Serie nicht eindimensional sind. Nicht nur Anna und Charles, auch jede der Nebenpersonen handelt nachvollziehbar. Selbst der finsterste Bösewicht hat Motive, die man als Leser zwar nicht gutheißen, aber doch verstehen kann.

Besonders interessant sind natürlich die ambivalenten Charaktere, die den Kern von Licht und Schatten in sich tragen. „Political Correctness“ scheint für die Autorin offensichtlich zu heißen, dass es gute und böse Individuen quer durch alle „Rassen“ gibt. Die Zugehörigkeit zu den Werwöfen, Menschen oder Fae sagt zuerst einmal noch nichts darüber aus, für welche Seite sich jemand entscheidet.

Fazit: „Im Bann der Wölfe“ hat mich – und da passt der Titel wirklich bestens – völlig in gebannt. Ich habe die Geschichte bereits auf Englisch gelesen und konnte trotzdem die deutsche Übersetzung nicht aus der Hand legen, bevor ich die letzte Seite verschlungen hatte. (Ok. Mit einer kleinen Einschränkung: Der „Prolog“ ist für mich immer noch nervig, der Funke springt aber gleich auf der ersten Seite des ersten Kapitel über …). Von mir erhält das Buch begeisterte 5 Punkte und auf jeden Fall eine Leseempfehlung. Allerdings sollte man die Serie in der richtigen Reihenfolge genießen:

1. Schatten des Wolfes
2. Spiel der Wölfe
3. Fluch der Wolfes
4. Im Bann der Wölfe

P.S.: Da „Alpha und Omega“ wohl ursprünglich eine Art Spin Off zu der großartigen „Mercy Thompson“-Serie war, sollte man sich auch diese zu Gemüte führen. Es kommt immer wieder zu kleinen Cross Overs. Man versteht zwar jede Serie für sich, aber manchmal werden Hintergründe noch deutlicher. Es ist auf jeden Fall ein Vergnügen, beide Serien zu lesen und manche Vorfälle aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert zu bekommen.



 Haben wollen? 
 Die "Alpha & Omega"-Reihe von Patricia Briggs habe ich ja oben schon verlinkt. Die "Schwester-Serie" um die coole Wer-Kojotin und VW-Mechanikerin Mercy Thompson findet man dann hier:

- "Ruf des Mondes" (Band 1)
- "Bann des Blutes" (Band 2)
- "Spur der Nacht" (Band3)
- "Zeit der Jäger" (Band 4)
- "Zeichen des Silbers" (Band 5)
- "Siegel der Nacht" (Band 6)
"Tanz der Wölfe" (Band 7) / zu meiner Rezi geht es hier *klick*

Der 8. Band mit dem Titel "Gefährtin der Dunkelheit" erscheint am 12.Dezember 2016.

Bildquelle: amazon

# Die Rezension enthält Werbelinks.


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